The Vanities. Hollywood Parties 2000-2009
Mit Texten von Luc Sante, Ash Carter und Larry Fink
Die Schönen, Reichen und Berühmten - man findet sie auf den Oscar-Partys des US-Magazins "Vanity Fair". Abgelichtet hat sie Larry Fink. Er hat schon in etlichen der großen Museen ausgestellt, so etwa im Museum of Modern Art. Er ist aber kein Glanz-und-Glamour-Fotograf. Ihn interessieren soziale Studien. Deswegen sind seine Fotos der Hollywoodstars auch anders. Susanne Neumann hat den Bildband angesehen.
Keiner der Stars schaut in die Kamera. Larry Fink erwischt sie beim Flüstern und Tuscheln, bei Küssen und gebannten Blicken, beim Einschlafen im Sessel. Posiert doch mal jemand, schneidet der Fotograf ihm den Kopf ab. Zeigt nur ihre Körper. So wie Hugh Hefner und seine drei Bunnies - ein Smoking, drei weite Ausschnitte - erkennbar nur an der Bildunterschrift. Larry Fink ist dabei kein Voyeur. Er stellt niemanden bloß.
Larry Fink: "Mein Geheimnis ist, dass ich ein Spion war. Eine höhere Macht hat mich dorthin beordert, um Fotos von Menschen zu machen, die nicht mehr und nicht weniger eingebildet sind als alle anderen. Zu diesem Geheimnis gehörte auch, dass ich oft keine Ahnung hatte, wer die Leute waren. Und bei den meisten - weiß ich es bis heute nicht."
Fotos zu Studienzwecken
Finks großformatige Schwarzweiß-Bilder sind eine soziale Studie dieser Party-Gesellschaften. Der Spion scheint sich unsichtbar zu machen, so ungestellt geben sich die Stars. Die teilweise kaum zu erkennen sind. Kate Winslets Gesicht liegt im Schatten, als hätte sie eine Maske auf. Lucy Liu ist dabei, sich bei Schauspielkollegin Naomi Watts auf den Schoß zu setzen. Nur ihr Rücken und das schöne Kleid sind zu sehen, Naomi Watts fasst ihr liebevoll an die Hüfte.
Fink interessiert das Bild, nicht die Person. Er fotografiert auch Kellner, Bodyguards, Entourage und Starlets. Und nahe Ausschnitte: Die schwarze Hand eines Kellners, der zwei Weingläser umfasst, vor einer weißen Hand, die sich einer schlanken Dame auf den Rücken legt. Die Hände zweier Frauen, die sich gegenüberstehen, teure Handtaschen in der Hand - eine jung, eine sehr faltig mit einem gewaltigen Edelstein am Ringfinger.
Larry Fink: "Diese Bilder sind Momentaufnahmen von interaktiven Zeitgenossen, die mehr oder minder zufällig zu Idolen gemacht und von aller Welt beneidet werden. Doch für mich sind es nur Leute. Danke für die Einladung zur Party!"
Heckenschütze mit der Kamera
In seinem erhellenden und amüsanten Vorwort vergleicht der Schriftsteller und Kritiker Luc Santé die Hollywoodpartys mit einer Militärparade, in der der Veranstalter die Fußtruppen in voller Rüstung aufmarschieren lässt, um seine Kampfkraft zu demonstrieren und Rivalen einzuschüchtern. Und Larry Fink ist für Santé eine Art Guerilla-Fotograf.
Luc Santé: "Mit seiner Ausrüstung gewappnet pirscht er durch den Raum wie ein Ornithologe durch den Dschungel, hält Augen und Ohren offen, nimmt unvermittelt ein Ziel ins Visier und drückt ab - um sich dann eben so flink wieder vom Schauplatz zu entfernen."
Dabeisein ist alles
Der Betrachter ist anders als bei klassischen Roten Teppich-Fotos mittendrin im Geschehen. Er sitzt mit Kid Rock und Dennis Hopper auf dem Sofa oder steht neben Brad Pitt auf der Tanzfläche. Auch deshalb ist The Vanities. Hollywood parties" ein besonderes und ein besonders schönes Buch. Danke, Larry Fink, für die Einladung zur Party!
The Vanities: Hollywood Parties 2000-2009
- Seitenzahl:
- 140 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Schirmer/Mosel, 140 Seiten mit 92 Duotone-Abbildungen, deutsch/englisch
- Bestellnummer:
- 978-3-8296-0526-7
- Preis:
- 49,80 €