Sendedatum: 06.03.2011 17:20 Uhr

Historische Cafés in Europa

von Ida Krenzlin

Auch wenn die Kaffeebohne ursprünglich aus dem arabischen Raum stammt, so gehört der Kaffeegenuss schon lange zur europäischen Tradition. Ein kleiner Bildband aus dem Verlag Edition Panorama widmet sich den schönsten und ältesten Kaffeehäusern des Kontinents. Ida Krenzlin hat einmal in "Historische Cafés in Europa" geblättert.

Cappuccino, Espresso, Café Solo, Café noir, ein Verlängerter oder Latte Macchiato. In jedem Land gibt es Kaffee. Zubereitet wird er stets anders: mit Milch, mit Schaum, ohne Milch, dafür mit heißem Wasser, stark - aus der Espressomaschine - oder eher dünn, wie amerikanischer Filterkaffee, den Clint Eastwood in seinen Filmen gerne bestellt.

So spricht der Westernheld Eastwood im Film: "Ich komme seit über zehn Jahren hierher und Loretta gießt mir immer einen großen schwarzen Café ein. Das hat sie heute auch getan aber diesmal mit Zucker. Einer Menge Zucker. Ja, und deshalb kam ich zurück. Ach und noch etwas: Werft die Kanonen hin!"

Bohnen für Tagträumer

Ein Café ist schon immer ein Ort zum Tagträumen. Anders als im Wilden Westen gibt es in europäischen Kaffeehäusern Kaffeebohnen, keine blauen Bohnen.

So unterschiedlich aber die Kaffeezubereitungen sind, so unterschiedlich sind auch die Orte, wo Kaffee getrunken wird. Im deutschsprachigen Raum heißen sie einfach Cafés oder Kaffeehäuser, in Spanien und Italien bestellt man seinen 'Café con leche' in einer Bar, in Frankreich 'Café au lait' in einem Bistro.

Der Bildband "Historische Cafés in Europa" stellt die ältesten Cafés in Rom, Lissabon oder Warschau vor.

Das prunkvolle Café New York in Budapest zum Beispiel wurde 1894 eröffnet. Der Bildband zeigt Fotos der kathedralartigen Räume mit hohen Decken, barocken Lüstern, Gold-Dekor an den Wänden. Sogar das Treppengeländer säumt roter Samt. Die Musik der Kaffeehausband dringt bis an den letzten der vielen akkurat eingedeckten Vierer-Tische.

Melange für Flaneure

Es geht schließlich nach Österreich, wo die Kaffeehauskultur ihren europäischen Ursprung hat.

Im Wiener 'Café Central' bewunderte schon Franz Kafka das Gemälde der schönen Kaiserin Sissi. Es hängt noch immer an einer Wand des Cafés, das zu einem der bekanntesten Kaffeehäuser der Welt zählt. Und überhaupt, das Wiener Kaffeehaus wurde gar schon in Operetten besungen.

Die Welt geht unter. Bei Hof hat man das noch nicht gemerkt aber in den Kaffeehäusern in Wien weiß das jeder. Was steht im Feuilleton? Mir schmeckt nicht meine Bouillon.

Und so reist der Betrachter Seite für Seite durch alle europäischen Großstädte. Während die portugiesischen, spanischen und italienischen Cafés vielleicht nicht ganz so prunkvoll eingerichtet sind wie die Cafés in Deutschland, Österreich oder Ungarn, strahlen sie südländisches Dolce Vita aus.

Orte für alle Sinne

Zeitungen und Illustrierte stapeln sich auf dem Tresen, Besucher unterhalten sich lautstark mit dem Kellner, die Espressomaschine zischt und eine beeindruckende Sammlung von Sherry, Grappa und Martini steht in beleuchteten Regalen - draußen die Abenddämmerung.

Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt und im Himmel die bleiche Sichel des Mondes blinkt - dann ist dies die Zeit der Sehnsüchte. Die Sehnsucht nach Italien hat den Betrachter des Bildbandes schnell im Griff - oder die Sehnsucht nach einem Cafés au lait samt Croissant in Paris oder einer heißen Schokolade in Brüssel.

Reiseziele für Genießer

Alternativ zu Winzerbesuchen entlang von Weinrouten etwa, lassen sich mit dem Bildband "Historische Cafés in Europa" Reisen oder zumindest Stippvisiten in die schönsten Cafés des Kontinents planen - quasi als Studienreise der Kaffeehaus-Kultur oder einfach nur zum Tagträumen.

Historische Cafés in Europa

von Malamos, Adonis, mit Texten von Imre Török und Christophe Klimmer
Seitenzahl:
252 Seiten
Genre:
Bildband
Verlag:
Edition Panorama, 252 Seiten
Bestellnummer:
978-3898234139
Preis:
24,80 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Neue Bücher | 06.03.2011 | 17:20 Uhr

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Bildbände

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