"Goldene Steine": Jugendroman über den Wert der Freundschaft
Cornelia Franz' Roman ist eine Spurensuche. Er zeigt jüdischen Alltag heute, erzählt, wie sich drei junge Menschen dem Leben stellen, seiner Schönheit, aber auch den dunklen Seiten.
Cornelia Franz steht am Grindelhof, ihren Tretroller hat sie sich ans Bein gelehnt. Und sie liest aus ihrem neuen Buch vor. Eine ihrer drei Hauptfiguren ist die 13-jährige Yara.
Solange sie zurückdenken konnte, war ihre Fantasie um die glänzenden Steine gekreist. Als kleines Mädchen hatte sie sie geputzt, wenn sie schmutzig waren. Sie waren ihr Schatz gewesen, ein echter Goldschatz! Leseprobe
Was Yara für Gold hält - das sind Stolpersteine. Die liegen hier im Grindelviertel vor sehr vielen Häusern, erinnern an die im Holocaust Ermordeten. "Ich habe mich das öfter gefragt, wie das wohl ist, in einem Haus zu wohnen, in dem Menschen gewohnt haben, die ermordet worden sind. Als Kind nimmt man einfach alles so, wie es ist, bis sie nach und nach begreift, was die Steine bedeuten", erzählt Cornelia Franz.
Eine eingeschworene Clique
Yara lernt die Geschichten hinter den Stolpersteinen kennen, hört von den tragischen Schicksalen damals und begreift, dass es Judenhass immer noch gibt. Bald trifft sie auf Leon: Der hat einem Juden aus Spaß die Kippa gestohlen und sich aufgesetzt. Das hat Folgen. Er wird von zwei Neonazis verprügelt, die ihn für jüdisch halten.
Leon verstand nicht, was da mit ihm passierte. Nichts begriff er. Sie drückten ihm das Gesicht in die Mütze, sie bespuckten ihn, sie traten ihn, wieder und wieder. Leseprobe
Die dritte Figur ist der jüdische Junge Nikolai, der ohne Vater aufwächst, ein Leben zwischen Tradition und Fußballplatz. Zufällig lernen sich die drei kennen, werden eine eingeschworene Clique.
Erinnerung an früher und Anstoß für heute
Cornelia Franz hat viele Fäden verknüpft: Erinnerungen an den Holocaust, drei Jugendliche von heute, die mit der antisemitischen Bedrohung umgehen müssen. Die "goldenen Steine" sind sowohl Erinnerung an früher als auch Anstoß für heute.
"Wir sind erst wenige Meter gegangen, und schon sind hier sechs Stolpersteine", bemerkt Cornelia Franz. "Hier haben wir die Familie Starke, dann noch Artur Schickler und Röschen Rosenbaum." Alle verfolgt, vertrieben, ermordet. Dass der Antisemitismus gerade wieder so aufflammt im Land, erschreckt die Autorin: "Und mit dem Überfall der Hamas war das auf einmal alles noch aktueller, das hätte ich mir eigentlich nicht so gewünscht."
Ihr Buch, sagt sie, hätte sie nach dem 7. Oktober nicht so unbefangen geschrieben. Jetzt kommt es genau zur richtigen Zeit - weil es ums Zuhören geht, um Gemeinschaft, um Zusammenhalt.
Die schönen und die dunklen Seiten des Lebens
Yara, Nikolai und Leon machen sich auf die Suche nach dem jüdischen Mann, dem Leon die Kippa gestohlen hat, um sie zurückzugeben. Und auf dem Weg tauchen sie in die Vergangenheit ein, durchleben die Gegenwart. Der Roman ist eine Spurensuche, er zeigt jüdischen Alltag heute, erzählt, wie sich drei junge Menschen dem Leben stellen, seiner Schönheit, aber auch den dunklen Seiten.
Immer verändert sich was. So wie der Fluss, auf den sie schauten, immer derselbe und doch nie der gleiche war. Das Leben ging weiter, so lange, bis es zu Ende war. Leseprobe
Goldene Steine
- Seitenzahl:
- 224 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Zusatzinfo:
- ab 12 Jahren
- Verlag:
- Carlsen Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-551-58517-2
- Preis:
- 14 €