"Er und ich": Sybil Gräfin Schönfeldts berührende Lebensgeschichte
Kurz vor ihrem Tod im vergangenen Dezember hat Sybil Gräfin Schönfeldt ihr Buch "Er und ich" fertiggestellt: Es handelt von der Liebes- und Lebensgeschichte mit ihrem Ehemann Heinrich Schlepegrell.
Als Sybil Gräfin Schönfeldt bei NDR Kultur à la carte zu Gast war mit ihrem "Kochbuch für den kleinen alten Mann", da erinnerte sie sich mit Vergnügen an einen Aufenthalt in einem Hotel als jung vermähltes Paar. Es war natürlich bekannt, dass Gräfin Schönfeldt mit Ehemann als Gäste im Hause weilten: "Abends, als wir kamen, um - ich weiß nicht - noch einen Kaffee zu trinken oder so: Da spielten sie den Schönfeld-Marsch und da musste mein lieber Mann mit mir den Tanz tanzen."
Sybil Gräfin Schönfeldt beschreibt die Trauer um ihren Mann
Sie erzählte damals auch, dass sie an einem Buch arbeite über die Lebensgeschichte ihres Mannes, sein Überleben im Krieg und seine jüdischen Vorfahren, zu denen die Familie Mendelsohn gehört. Gräfin Schönfeldt hat sich in einem ihrer Bücher mit dem Tod und der Trauer beschäftigt, die uns an vielen Stellen im Leben trifft. Die Trauer um den Tod ihres Mannes war anders als andere Abschiede und auch nicht nach einem Trauerjahr vorbei, sondern sie dachte an ihn, als sei er bei ihr.
Es mag tröstlich für sie gewesen sein, ihrer beider Lebens- und Liebesgeschichte aufzuschreiben, vom Kennenlernen in Hamburg in der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod, den sie begleitet hat.
Es war zum Schluss einfach (…) es wurde immer stiller und ruhiger. Und wir haben immer gesagt, er lebt wie auf einer Eisscholle, die jeden Tag ein bissel kleiner wird, immer bricht ein Stücklein ab. Zum Schluss war es eben, wie es bei Fontane heißt, der letzte schwarze Punkt. Leseprobe
Erinnerungen an eine berührende Lebensgeschichte
In ihren Erinnerungen "Er und ich" erzählt sie, dass sie häufig gefragt wurde, wie sie sich denn kennengelernt haben und dass sie dann gern antwortete: "Auf dem Dom". Sie waren zusammen ausgegangen im noch in großen Teilen zerstörten, aber von enormem Lebenshunger flirrenden Nachkriegs-Hamburg. Dann bat sie ihn nach dem Dombesuch, ihr eine Taxe für die Heimfahrt zu besorgen.
Er erwiderte, sie könne ihn gern in der Straßenbahn begleiten. Sie haben miteinander geredet und miteinander geschwiegen, sich verstanden, geheiratet, Krisen bewältigt, zwei Söhne bekommen und ein großes Haus mit vielen Gästen und Festen geführt. Ein ebenso arbeitsames wie erfolgreiches Leben und eine große tragende Liebe im Mittelpunkt. Behutsam versucht sie in ihrem Text zu rekonstruieren, was Heinrich im Krieg durchlitten hat. Auch nach seinem Tod war Heinrich Schlepegrell immer an ihrer Seite.
Man weiß ja, dass der Tod mit uns lebt. Und ich hab' ja dadurch, dass meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist, auch den Tod als frühen Begleiter. Das ist immer erwähnt worden. Immer stand jemand und sagte "Ach das arme Kind" oder es sagte irgendjemand, "Das hätte deine Mutter aber nicht getan". Das heißt also, ich hab' von Anfang an miterlebt, wie lebendig der Tote sein kann. Leseprobe
Nun kann man diese berührende Lebensgeschichte nachlesen in den Erinnerungen von Sybil Gräfin Schönfeldt. Man meint, sie im Text sprechen zu hören - glockenhell mit dieser jugendlich klingenden Stimme, die sie auch als über 90-Jährige noch hatte. Mit Witz und Humor gewürzt, voller Lebensklugheit, beeindruckender Bildung und Weisheit.
Er und ich. Erinnerungen
- Seitenzahl:
- 264 Seiten
- Genre:
- Roman
- Verlag:
- Wallstein
- Bestellnummer:
- 978-3-83535395-4
- Preis:
- 26 €