Ein Ausflug in die Kunstgeschichte: "Birds - Die Welt der Vögel"
Schon immer haben Menschen auf Vögel geschaut - und sie in der Kunst abgebildet. Der Bildband "Birds" präsentiert auf mehr als 350 Seiten eine Auswahl an Plakaten, Gemälden, Fotos und Aquarellen von gefiederten Wesen.
Blättern! Schauen! Doch wo nur anfangen? Die Vielfalt an Abbildungen und Gegenständen mit Vogel-Motiven in diesem Buch ist frappierend: Ölgemälde und Aquarelle, Zeichnungen und Fotografien, Mosaike, Stiche, außerdem Stickereien, kleine und große Holz-, Porzellan oder Metall-Skulpturen, Stahlkolosse, Origami-Kunstwerke, Kacheln und Tiffany-Glas. Es gibt wohl kaum ein Material und kaum ein Format, das Menschen nicht genutzt haben, um Vögel darzustellen.
Und zwar zu allen Zeiten. Durch die Jahrtausende haben Vögel die Menschen aller Kulturen und Erdteile fasziniert: Vor allem ihr farbiges Federkleid, dazu ihre Anmut, ihre Flugkunst und ihre tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen, angedichteten Fähigkeiten - Vögel haben die menschliche Phantasie beflügelt.
Faszination schon bei den alten Ägyptern
"Keine andere Gruppe von Lebewesen zieht so viele Liebhaber in ihren Bann wie Vögel. Die Zahl der Vogelfreunde - Ornithologen, Ornithomanen, bisweilen auch Ornithopathen - geht allein in Europa und in den USA in die Millionen", hat Deutschlands bekanntester Vogelkundler Peter Berthold festgestellt - und dabei nur die Gegenwart im Auge gehabt. Die menschliche Zuneigung zu Vögeln reicht viel weiter zurück.
Der heutzutage bekannteste Pharao, Tutanchamun, wurde mit einem prachtvollen Goldkragen in Form eines Geiers mit enormer Flügel-Spannweite beerdigt, rund 1.300 Jahre vor Christus. Das Frühlingsfresko aus einem Haus auf Santorini, gemalt 1.600 Jahre vor Christus, zeigt über blühenden Lilien zwei in den Lüften turtelnde, einander umflatternde Rauchschwalben, charakteristisch mit rotem Gesicht und langem Schwalbenschwanz.
Nur eine Seite daneben - die Augen können vergleichend hin- und herschwenken - ein Skizzenblatt Vincent van Goghs. Mit Bleistift, Feder, Tinte und Kreide hat er schnellen Strichs vier Mauersegler skizziert, schwarzflügelig, dynamisch. Wenngleich 3.400 Jahre zwischen den Kunstwerken liegen, scheinen der antike griechische wie der neuzeitliche niederländische Maler ähnlich fasziniert von den Flugkünstlern gewesen zu sein.
Kontrastierende Gegenüberstellungen
Offensichtlich sind auch die Herausgeber des Bildbands fasziniert von Vögeln als Sujet. In Gegenüberstellung von jeweils zwei Bildern zeigen sie ungleiche Paare, "um interessante Vergleiche und Kontraste hervorzuheben", wie sie erklären: Ein Phönix auf einer Sternenkarte von 1603 - und ein Phönix auf einer glasierten persischen Kachel aus dem 13. Jahrhundert. Der gelbe Lulatsch Bibo aus der Sesamstraße findet sich neben "Rubber Duck", einem gigantomanischen aufblasbaren Quietsche-Entchen, das als 20 Meter hohe Gummi-Installation 2013 im Hafen von Hongkong herumschwamm.
Es gäbe noch viele solcher Beispiele aufzuzählen, doch irgendwann fragt man sich: Wozu das alles? Was erfährt man hier im Buch?
Sammelsurium von Vogeldarstellungen
Nichts baut in diesem Kuriositätenkabinett aufeinander auf. Es gibt keine Ordnung, weder chronologisch, noch künstlerisch. Ob man von vorn nach hinten oder hinten nach vorn blättert, es ist ganz gleich, überall finden sich Abbilder von Gefiederten. "Vögel in der Kunst" wäre daher ein treffender Titel für dieses hübsche Sammelsurium. Mit dem wohl dahinterstehenden Gedanken: Wer Vögel liebt, mag vermutlich auch Bilder von Vögeln. Und vielleicht sogar ein Kunstbuch über Bilder von Vögeln.
Entstanden ist nun ein Band zum Zeitvertreib: ein wenig blättern, ein wenig schauen, ein Körnchen gepickt, eines aufgesammelt. Kein Buch zum Tiefbohren wie ein Großer Brachvogel im Watt, eher Krümelkultur wie auf dem Hühnerhof.
Birds - Die Welt der Vögel
- Seitenzahl:
- 352 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Zusatzinfo:
- übersetzt von Kathrin Lichtenberg
- Verlag:
- Midas Verlag
- Veröffentlichungsdatum:
- Mai 2024
- Bestellnummer:
- 978-3-03876-285-0
- Preis:
- 59 €