Dylan Thomas
Robert Allen Zimmermann hörte und las Gedichte von ihm mit solcher Begeisterung, dass er sich fortan Bob Dylan nannte. Die Beatles, die Rolling Stones, Igor Strawinsky und Richard Burton verehrten ihn: den walisischen Schriftsteller und Dichter Dylan Thomas. Grund genug für die Journalistin und Autorin Elke Heidenreich, sich mit dem Fotografen Tom Krausz auf eine Spurensuche zu begeben nach Südwales, in die Heimat des Literaten. Michael Marek hat sich den Bildband angesehen, der daraus entstand.
Seine Stimme konnte ausbrechen, wie Steine schreien - wie Raben um einen Kirchturm krächzen. Lyriker des Jahrhunderts, genialer Trunkenbold, Schürzenjäger - es gibt kein Klischee, das Dylan Thomas nicht angehängt worden ist.
Zu seinen bekanntesten Werken gehört "Unter dem Milchwald". Lautmalerisch und wortgewaltig beschreibt Dylan Thomas darin das Leben und die Menschen in einem kleinen walisischen Fantasiedorf.
Zwischen Cardiff und Laugharne
Für ihr neuestes Buch hat sich die Journalistin und Moderatorin Elke Heidenreich auf Spurensuche begeben. Zusammen mit dem Fotografen Tom Krausz hat sie jene idyllischen, melancholischen Orte zwischen Cardiff, Swansea und Laugharne aufgesucht, in denen der walisische Nationaldichter lebte und arbeitete.
Ärgerlich ist die mangelnde Druckqualität einiger Schwarzweiß-Fotografien, die die schroffe Schönheit der südwalisischen Landschaft nur erahnen lassen. Darüber hinaus präsentiert das Gespann Heidenreich-Krausz eine Reihe veralteter Fotos von Orten, an denen Dylan Thomas gelebt hat, die aber mittlerweile renoviert wurden.
Herausgekommen ist dabei ein großformatiger Text-Bildband - keine Biografie, mehr eine bebilderte Anthologie. Dazu gehört auch eine Auswahl der schönsten und bekanntesten Gedichte in deutscher und englischer Sprache. Damit kann der Leser den mitreißenden Klang von Dylans Versen nachvollziehen.
Leseprobe:
Als ich jung war und leicht unter den Apfelzweigen
Um das wiegende Haus und glücklich weil das Gras grün war
Und die Nacht über der Waldschlucht bestirnt,
Ließ die Zeit mich jubeln und steigen
Golden in den Glückstagen ihrer Augen
Und ehrenvoll unter Wagen war ich Prinz der Apfelstände,
Und es war einmal ich, der gebieterisch Bäume und Laub
Mit Gänseblümchen und Gerste
Die Ströme des Fallobstlichts hinabziehen ließ.
O als ich jung war und leicht in der Gnade ihrer Allmacht
Erhielt die Zeit mich grün und sterbend
Obwohl ich sang in meinen Ketten wie das Meer."
Nur ein kleines Werk
Der Text-Fotoband ist nichts anderes als ein ausgekippter Zettelkasten - gespickt mit fremden Zitaten, Anekdoten und Verweisen, die Heidenreich über viele Jahre zusammengetragen hat. Nirgends findet sich ein origineller eigener Gedankengang. Neuere britische Literatur über Dylan, die ein differenziertes Bild des Dichters zeichnen, kennt Heidenreich entweder nicht oder nimmt sie nicht zur Kenntnis. Stattdessen wiederholen sich Formulierungen wie "Paul McCartney hat gesagt", "Seine Frau Caitlin schrieb", "der Schriftsteller Lawrence Durrel sprach".
Nirgends finden sich etwa Zitate aus eigenen Interviews, die Heidenreich hätte führen können. Zum Beispiel mit Dylans Tochter Aeronwyn, die bei Heidenreich erwähnt, aber brav aus fremden Federn zitiert wird. Fazit: Für Dylan Thomas Fans und Kenner bietet der Band nichts Neues, für alle anderen ein kleines Werk über einen großen Dichter des 20. Jahrhunderts.
Dylan Thomas
- Seitenzahl:
- 164 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Knesebeck, 164 Seiten mit 32 Fotografien
- Bestellnummer:
- 978-3868732221
- Preis:
- 29,95 €