NDR Buch des Monats Januar: "Endling" von Jasmin Schreiber

Stand: 15.01.2024 06:00 Uhr

"Endling" ist leicht dystopischer Roman, aber vor allem auch eine berührende Familiengeschichte und ein verrückter Roadtrip. Der Roman ist sehr vielschichtig und trotz der schweren Themen überraschend leichtfüßig unterwegs.

Das Cover von Jasmin Schreibers Roman "Endling" © Eichborn Verlag
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von Maren Ahring

Jasmin Schreiber ist Biologin mit Schwerpunkt Zoologie. Sie interessiert sich vor allem für Insekten und forscht an der Uni Hamburg zu Kurzflügelkäfern. Aber die 35-Jährige ist auch Schriftstellerin. 2020 erschien ihr Debütroman "Marianengraben", der es auf die Bestsellerlisten schaffte. Ihr aktueller Roman "Endling" ist unser NDR Buch des Monats.

Jasmin Schreiber schreibt über die Folgen des Klimawandels

Deutschland im Jahr 2041: Das Land ächzt unter den Folgen des Klimawandels. Schmetterlinge, wie das Taubenschwänzchen: plötzlich verschwunden. Das letzte Rotkehlchen: in einem Labor gestorben. Aber das ist noch längst nicht alles.

Der eigentliche Horror war das fast vollständige Absterben der Buchen vor zehn Jahren, eine verheerende Kettenreaktion, die ein Massensterben von Insekten, Pflanzen, Säugetieren und Vögeln nach sich zog. Wir ersaufen seitdem in Stechmücken, weil es zu wenig Wespen, Vögel und Spinnen gibt, die es mit ihnen aufnehmen. Leseprobe

Vor dieser Kulisse hat die in Hamburg lebende Autorin Jasmin Schreiber ihren dritten Roman "Endling" angelegt. Weil es - wie sie sagt - bislang noch niemand gewagt hat: "Man muss nicht über den Klimawandel schreiben, aber man kann über eine Familie im Biodiversitätsverlust schreiben, so wie ich es gemacht habe. Einfach auch, dass wir uns dran gewöhnen, dass das das Setting sein kann und zu gucken, wie Menschen theoretisch damit umgehen. Wenn der Klimawandel kommt, dann lassen wir ja nicht alles stehen und liegen - wir sind ja schon mittendrin. Sondern ich muss ja trotzdem arbeiten gehen und Geld verdienen und wohnen - alles in diesem Setting. Deswegen war mir das auch ein Anliegen, selber mal damit anzufangen und nicht nur zu sagen: 'Die anderen müssten darüber mal schreiben.'"

"Endling": Leicht dystopischer Roman

Herausgekommen ist ein leicht dystopischer Roman, aber vor allem auch eine berührende Familiengeschichte und ein verrückter Roadtrip.

Als Zoes Mutter zu einer Reha fährt, kümmert sich die Biologin um ihre Teenie-Schwester Hanna und die kauzige Tante Auguste. Als eine Freundin der Tante verschwindet, machen sich die drei Frauen auf die Suche. Erst in Südtirol, dann in Schweden. Mystische Wälder spielen eine Rolle und abgeschiedene Siedlungen, in denen nur Frauen leben. Quasi nebenbei schildert Jasmin Schreiber dabei die politische Lage im Jahr 2041:

Abtreibungen waren komplett verboten, außer im medizinischen Notfall. Hier in Deutschland, aber auch in den meisten anderen EU-Staaten. Verhütungsmittel wie die Pille gab es nur für verheiratete Paare, und dann auch nur, wenn der Mann seine Zustimmung gab. Die Pille danach gehörte der Geschichte an, genau wie umfassende gesundheitliche Aufklärung. Leseprobe

Überraschend leichtfüßig trotz schwerer Themen

"Endling" trägt also eine klar feministische Handschrift. Auch! Denn der Roman ist sehr vielschichtig und trotz der schweren Themen überraschend leichtfüßig unterwegs. Und das liegt vor allem an Jasmin Schreibers Stil: nie belehrend, leicht umgangssprachlich, warmherzig und stets lakonisch. Gleichzeitig lernt man viel übers Artensterben.

Apropos: Eine wichtige Rolle im Roman spielt auch die Weinbergschnecke HP 14. 2041 ist sie die allerletzte ihrer Art, der "Endling": "Dieses Wort hat eine fast schon poetische Kraft", findet Jasmin Schreiber "und deswegen dachte ich mir: Das ist der perfekte Romantitel. Auch wenn der Verlag erst ein wenig verwirrt war, weil die dachten, dass das Wort niemand kennt. Aber genau deshalb mache ich das ja, weil jetzt kennen es die Leute - und darum geht es."

Das NDR Buch des Monats im Programm

Die NDR Kultur Redaktionen von Radio, Fernsehen und Online wählen jeden Monat ein belletristisches Buch aus, das besonders gut zu Norddeutschland passt. NDR Kultur sendet die Rezension am 12. Februar 2024, 12.40 Uhr, NDR Info um 8.55 Uhr. NDR Kultur - Das Journal im Fernsehen berichtet über das Buch am 26. Februar 2024, 22.45 Uhr.

Endling

von Jasmin Schreiber
Seitenzahl:
334 Seiten
Genre:
Roman
Verlag:
Eichborn
Bestellnummer:
978-3-8479-0145-7
Preis:
23 €

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | 15.01.2024 | 06:40 Uhr

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Romane

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