"Der Name der Rose": Jubiläumsausgabe von Umberto Ecos Klassiker
Vor 42 Jahren erschien "Der Name der Rose" zum ersten Mal in deutscher Übersetzung. Mehr als 50 Millionen Mal soll es weltweit verkauft worden sein. Der Hanser Verlag veröffentlichte 2022 eine lesenswerte Jubiläumsausgabe.
Es gibt Bücher, die kommen und gehen. Sie blühen einen Sommer lang und werden dann vergessen. Und es gibt Bücher, die bleiben. Sie werden noch Jahrzehnte nach ihrer Erstveröffentlichung gelesen und auch noch nach dem Tod des Autors oder der Autorin. Zu dieser Kategorie gehört "Der Name der Rose" von Umberto Eco. Vor 42 Jahren erschien es im italienischen Original; vor 40 Jahren in deutscher Übersetzung.
"Der Name der Rose" - Mittelalter-Roman um William von Baskerville
Wovon handelt "Der Name der Rose"? Es ist ein Mittelalter-Roman, der 1327 in einem Kloster in Norditalien spielt. Er erzählt von einem Franziskaner namens William von Baskerville, einem Mann mit umfassender Bildung und messerscharfem Verstand, der als eine Art Sherlock Holmes seltsame Todesfälle unter Mönchen aufklärt. Es ist auch ein Roman über eine Bibliothek und die Macht des geschriebenen Wortes. Speziell ein Buch, in dem es um die heilende Wirkung des Lachens geht, steht im Zentrum des Geschehens. Der Schriftsteller und Historiker Philipp Blom schreibt in seinem Nachwort:
Was für ein Ungeheuer! Dies ist ein Roman wie aus einem mittelalterlichen Bestiarium: unwahrscheinlich und unförmig, erregend und faszinierend. (…) Dies ist ein Krimi: ein intellektuelles Spiel, (…) ein Vexierspiel eines Bibliomanen und eine Warnung. Philipp Blom: S. 763
Der übermächtige Einfluss der Kirchen auf Emotionen von Menschen
Aber eine Warnung - wovor? Doch nicht nur vor dem ungeheuerlichen Vergnügen, das Umberto Eco mit seinem Romandebüt auch heutiger Leserschaft immer noch bereitet? Nein. "Der Name der Rose" handelt auch von dem übermächtigen Einfluss der Kirchen auf die Gedanken und Emotionen von Menschen, die bis heute ihre Nachwirkungen haben. Philipp Blom schreibt: "Heute ist es in unseren liberalen Gesellschaften kein Problem mehr, über Religion zu lachen (obwohl die verschiedenen Religionen einen unterschiedlich robusten Sinn für Humor haben).
Dennoch: Worte wie die des fanatischen Mönchs Jorge, der, um andere von Sünden abzuhalten, selbst über Leichen geht, hat Eco zwar für das Jahr 1327 geschrieben. Aber kennen wir solche Anmaßungen nicht auch aus der Gegenwart?
Unser Herr Jesus Christus bedurfte nicht solcher Narreteien, um uns den rechten Weg zu zeigen. Nichts in seinen Gleichnissen reizt uns zum Lachen oder zum Schaudern. Adelmus, den ihr heute als Toten beklagt, hatte Gefallen an den Monstern, die er sich ausdachte, und er durchlief alle - ich sage: alle – alle Wege der Schändlichkeit. Und dafür hat ihn Gott zu strafen gewusst. Hörspiel, Zitat von Bruder Jorge,
Umberto Ecos Erfolgsgeschichte - "Der Name der Rose" auch Liebesroman
"Der Name der Rose" ist auch ein Liebesroman. Auch das gehört zu seiner Erfolgsgeschichte. Adson von Melk, der Benediktiner-Mönch, der sich in der Rahmenhandlung des Romans in hohem Alter an die Abenteuer seiner Jugend erinnert, kommt bei seinen Rückblicken immer wieder in Verzückung. In der Verfilmung von Jean-Jacques Annaud, mit Sean Connery in der Rolle des William von Baskerville, spielt die Liebe Adsons zu einem Küchenmädchen eine hervorgehobene Rolle.
Viele Zeichnungen in prachtvoller Jubiläumsausgabe des Romans
Wie viel Freude Umberto Eco an der Entwicklung seines ersten Romans hatte, zeigen die nun in der Jubiläumsausgabe hinzugefügten Zeichnungen: Skizzen von den Mönchen, die im Buch eine Rolle spielen, von der Architektur des Klosters und dem Aufbau der Bibliothek, vom Arbeitsalltag in einem Benediktinerorden mit seiner Wein-, Käse- und Olivenölproduktion. Eco hat gründlich recherchiert. Auch zu den philosophischen und theologischen Gesprächen, die den Roman durchziehen. Aber er wusste immer, wann es genug ist und ein neuer Handlungsbogen für Spannung nötig war.
Hinter der Kirche im Hof hinter den Ställen drängten sich Männer hinter den großen Bottich mit Schweineblut. Über den Rand des Bottichs ragte ein seltsam längliches Etwas, x-förmig und schief. Es waren indes zwei Beine. Die Beine eines kopfüber in den Bottich gestürzten Mannes. Zitat aus dem Hörspiel: Adson erzählt vom toten Mönch
Umberto Eco hätte lieber mehr Erfolg mit einem anderen Buch gehabt
Bei aller Gelehrsamkeit: Umberto Eco hat mit "Der Name der Rose" vor allem Unterhaltungsliteratur geschaffen. 40 Jahre nach der deutschen Erstveröffentlichung hat sich daran nichts geändert. Und ganz nebenbei gibt es, wie gesagt, die großartige Warnung, von der Philipp Blom im Nachwort spricht: "Selbsternannte Wahrheitshüter waren dem Spezialisten für Ambivalenz und Interpretation schon immer suspekt. Sie sind es heute noch."
Eco übrigens sah den Erfolg des Buche mit Skepsis: "Wenn ich einen einzigen Roman retten müsste, den ich geschrieben habe, dann würde ich 'Das Foucaultsche Pendel' retten und nicht 'Der Name der Rose'. Man sollte nicht mit dem ersten, sondern mit dem letzten Roman Erfolg haben. Wenn Du mit dem ersten Roman Erfolg hast, dann bist du verloren."
Das vom NDR mitproduzierte vierteilige Hörspiel finden Sie hier in der ARD Audiothek.
Der Name der Rose
- Seitenzahl:
- 816 Seiten
- Genre:
- Roman
- Zusatzinfo:
- Jubläumsausgabe zu 40 Jahren des Romans,
- Verlag:
- Hanser
- Veröffentlichungsdatum:
- 14. Februar 2022
- Bestellnummer:
- 978-3-446-27074-9
- Preis:
- 34 €