Bildschöne Bücher: "Sonne - Die Quelle des Lichts in der Kunst"
Noch bis zum 11. Juni ist im Museum Barberini in Potsdam die Ausstellung "Sonne. Die Quelle des Lichts in der Kunst" zu sehen. Dazu ist ebenfalls ein bildschöner Katalog erschienen.
Alles hat sie gesehen, die Sonne. Zum Beispiel die Alexanderschlacht, (Schlacht bei Issos) 333 vor Christus. Alexander der Große kämpft gegen die Perser. Spektakulär ist der aufgewühlte Himmel über den Ritterheeren in Albrecht Altdorfers Gemälde. Links oben in der Ecke steht der filigrane Halbmond schon in der dunkelblauen Nacht - rechts geht die Sonne nur widerwillig unter. Bauchig-dunkle Wolken drücken sie hinter die Berge weg.
Die vielen Gesichter der Sonne
"Dieß große Sonnenlicht, dieß Auge aller Welten", sagte der Denker und Dichter Michel de Montaigne um 1580. Ja, die Sonne sah und sieht. Doch wie sehen wir sie? Als heiliges Licht, das bei Caspar David Friedrich, wie ein Kreuz anmutet? Als zufrieden grinsendes Logo der Anti-Atomkraft-Bewegung? Als feurigen Ball, der selbst die rußgeschwärzte Luft über dem Londoner Parlament zu durchbrechen vermag - wie bei Claude Monet?
Die Sonne hat viele Gesichter - auch in der Kunst. Und immer ist sie ein Abbild der Realität. Ein Abklatsch, hätte der niederländische Maler Karel van Mander womöglich gesagt. Er bedauerte um 1600, "dass man deren Schönheit nicht nachahmen kann."
Vom Abklatsch zum Abbild
Monet und Turner gehören zu den Malern, die erfolgreich die Grenzen von Abklatsch in Richtung Abbild verschoben haben. Von William Turner hieß es, er scheine wie mit gefärbtem Dampf zu malen.
Der Blick durch die Baumallee auf eine hellgelb glitzernde Themse lange Schatten, Gold schimmernde Blätter, Gegenlicht. Auf der Kaimauer tänzelt keck ein schwarzer Hund. In Turners Bildern wird der Betrachter/die Betrachterin gern und oft mit direktem Sonnenlicht konfrontiert. Im Katalog steht dazu:
Von Turner ist nicht nur überliefert, dass er lange unverwandt in die Sonne habe schauen können - angeblich brüstete er sich sogar damit, dass ihm ein solcher Blick so wenig ausmache wie anderen der in die Flamme einer Kerze. Leseprobe
Eine von vielen kleinen Anekdoten, die dieser Band bereithält.
Zu klein geratene Sonnen-Bilder
Überhaupt liest man auf den knapp 300 Seiten viel Informatives - nicht nur über Mythologie, Märtyrertum und Maltechniken, auch über physikalische und astronomische Experimente und Entdeckungen. Bei so viel Text kommen die Bilder leider oft etwas kurz, sind allzu klein geraten. Bildgewaltiger ist bestimmt die Ausstellung im Museum Barberini in Potsdam selbst.
Dafür ist der Blick in die Sonne - so scheint es - allumfassend. Mal ist sie bunt und ähnelt dem Farbzirkel, wie bei Robert Delaunay um 1913. Übermächtig, ja apokalyptisch ist sie bei Olafur Eliasson: dunkel-gelb strahlend und den Londoner Himmel feurig-orange einfärbend. Im Original - in der Tate Modern - war die Sonneninstallation etwa 15 Meter groß! Und in einem Gemälde aus dem 16. Jahrhundert kriecht sie schwarz-glänzend hinter Gräsern und Klippen empor - als Symbol der Fäulnis. Eine Sonne, die auch sinnbildlich für unsere Zeit stehen könnte.
Sonne - Die Quelle des Lichts in der Kunst
- Seitenzahl:
- 288 Seiten
- Genre:
- Bildband
- Verlag:
- Prestel Verlag
- Bestellnummer:
- 978-3-7913-7964-7
- Preis:
- 42 €