40 Jahre laif: 40 Positionen dokumentarischer Fotografie
Im Museum für Angewandte Kunst in Köln ist noch bis Ende September die Ausstellung "40 Jahre laif" mit Arbeiten der gleichnamigen Kölner Fotoagentur zu sehen. Mit dem dazugehörigen Katalog kann man die komplette Ausstellung zu Hause nachhängen.
Es beginnt mit einem größeren DIN A4-Karton von der Dicke eines Kopierpapier-Pakets. Darin gefaltet und gebündelt der Katalog - in Form von Tageszeitungen. Allerdings ohne Feuilleton, Sport- und Wirtschaftsteil. Nur die Fotos und ein Einführungstext sind enthalten. Der Katalog ist chronologisch geordnet, jedes Jahr erhält acht Seiten, alle in unterschiedlichem Lauyout: mal kleine, mal große Bilder, ein- oder doppelseitig.
Die Geburtsstunde von laif
Angefangen hat alles bei laif in den 80er-Jahren. Zahlreiche Proteste durchzogen die Bundesrepublik, ob an der geplanten Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf oder der Großdemo gegen das AKW Brokdorf.
Vor Ort sind auch die Fotografen Günter Beer und Manfred Linke. Sie halten fest, was passiert. Menschen, eingemummt in Regenjacken, stehen wie Pinguine dicht an dicht vor Wasserwerfern. Polizisten mit Schutzschilden bilden eine Mauer wie zu römischen Zeiten im Unterholz. Die Geburtsstunde von laif.
Autoren-Fotografie als Markenzeichen von laif
"Was laif von Anfang an ausgezeichnet hat, war die Haltung zur Welt, die Haltung zum Weltgeschehen, zu dem, was Fotografen und Fotografinnen wahrgenommen haben. Wie sie sich positionieren wollten zu den Ereignissen in der Welt", erzählt die Geschäftsführerin von laif, Silke Frigge. "Diese Haltung, die auch später von Klaus Honnef als Autoren-Fotografie bezeichnet wurde, (…) das hat sich da schon ganz klar gezeigt und das ist eigentlich auch immer der Markenkern und die DNA von laif geblieben."
Der Katalog präsentiert diese Haltung eindringlich. Jedes Jahr steht unter einem anderen Thema. 1985 ist es Nicaragua und die Auswirkungen des Bürgerkriegs. 1988 sind es die ersten Frauen in der Bundeswehr, die ihre dreimonatige Grundausbildung leisten. 1992 steht Medellin in der Reportage von Axel Krause im Fokus. Beängstigend, wenn Jugendliche mit Nylonstrümpfen über dem Gesicht und einer Pistole im Anschlag den Betrachter direkt anschauen und man ihre Verzweiflung und Entschlossenheit sieht.
400 Fotografinnen und Fotografen werden mittlerweile von laif weltweit vertreten. Mit 40 Agenturen wird kooperiert. "Wir haben ein sehr dichtes Netz gewoben an Gleichgesinnten, an Agenturen und auch an Fotografen und Fotografinnen, die einen hohen Qualitätsanspruch haben", sagt Frigge.
Kraftvolle Bilder für die Fotowand
Es sind der persönliche Blick und die Momente, die die Bilder von laif so unmittelbar erscheinen lassen. Man hat als Betrachter nie das Gefühl, unerwünscht zu sein oder zu stören. Die Bilder schaffen Nähe, wie 2001 bei den Rappern in Marseilles und Dakar, bei denen man plötzlich Teil der Gang ist. Oder 2013 in der St. Pauli Kirche bei den Lampedusa Flüchtlingen.
320 Seiten präsentieren die Essenz aus 40 Jahren laif - dicht, ungestellt und immer wahrhaftig mit dem persönlichen Blick eines laif-Fotografen oder -Fotografin.
Der Katalog ist ein Flug durch die Zeit, mit Ereignissen, die man aus dieser direkten Perspektive noch nicht wahrgenommen und gesehen hat. Auch wenn die Bilder auf dem Zeitungspapier nicht in der gewohnten Hochglanzoptik zu erleben sind, erkennt man dennoch ihre Kraft und Meisterschaft. Und so ist der Ausstellungszeitungsstapel ein einmaliges Exemplar - nicht fürs Bücherregal, sondern für die Fotowand.
40 Jahre laif - 40 Positionen dokumentarischer Fotografie
- Genre:
- Bildband
- Preis:
- 14,90 €