"Who's next?" - MK&G zeigt Facetten der Obdachlosigkeit
Obdachlosigkeit ist ein globales Problem und gesamtgesellschaftliches Anliegen. Eine Ausstellung im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe geht der Frage nach, wie architektonische Lösungen das Leben Betroffener besser machen können.
Die Ausstellung präsentiert unter dem Titel "Who's Next? Obdachlosigkeit, Architektur und die Stadt" zahlreiche Beispiele und zeichnet unterschiedliche Perspektiven auf die realen Umstände von Obdachlosigkeit nach.
"Housing first!"
"Das Wichtigste ist ein Dach über dem Kopf!" - Jens Cormann ist 46 und hat zehn Jahre auf Platte, also ohne Wohnung gelebt. Sein wichtigster Besitz damals: Der Schlafsack. 43 Schlafsäcke in bunten Farben hängen von der Decke im Treppenhaus des MK&G herab. Sie stehen für die obdachlosen Menschen, die im vergangenen Jahr an Kälte und Entkräftung in Hamburg gestorben sind.
Die Ausstellung zeigt verschiedenste Projekte zur Lösung des Problems der Obdachlosigkeit weltweit. Alles dreht sich dabei um den Ansatz "Housing first", übersetzt "Zuerst ein Zuhause", erklärt Kurator Daniel Talesnik: "'Housing first' ist eine sehr erfolgreiche Idee. In Finnland zum Beispiel hat dieser Ansatz zu einem enormen Erfolg gegen die Obdachlosigkeit geführt. Die Idee: Zuallererst und ohne Kompromisse ein Dach über dem Kopf - alles danach wird sich dann finden."
Architektonische Lösungen aus aller Welt
Modelle architektonischer Lösungen gegen Wohnungslosigkeit sind hier zu sehen. Wie kleine, möblierte Puppenstuben sehen sie aus: Eine funktionale Kücheneinheit, daneben ein Schlafzimmer mit einem gelben Schreibtisch - ein Beispiel aus Los Angeles. Dass Architektur und Design kein Luxus sind, das wird anhand dieser Beispiele gezeigt - und ist MK&G-Direktorin Tulga Beyerle besonders wichtig: "Das Interessante an diesen Beispielen ist: Sie sind nicht teurer als andere Häuser! Ein guter Architekt oder ein guter Designer überlegt sich Lösungen, die nicht automatisch mehr kosten. Dass sie gleichzeitig aber ästhetisch attraktiv sind und etwas anbieten können, ohne dass das automatisch Luxus ist - das wird oft übersehen!"
Viele Informationstexte, Bilder aus den Metropolen dieser Welt, Videofilme mit Portraits von Wohnungslosen: Die Ausstellung will auch das Bewusstsein für das zunehmende Problem Wohnungslosigkeit stärken.
Hinz&Kunzt-Haus beherbergt ehemalige Wohnungslose
Für Hamburg wird das Hinz und Kunzt Haus in St. Georg vorgestellt, dass seit letztem Sommer nicht nur der Redaktion der Obdachlosenzeitung, einem Café, sondern auch 24 ehemals Wohnungslosen ein Zuhause bietet. Einer von ihnen ist Jens Cormann. Bei ihm hat das kompromisslose "Housing first"-Konzept, bei dem man bedingungslos ein Dach über dem Kopf bekommt, gut funktioniert. "Das war wie ein Sechser im Lotto", beschreibt Cormann. "Ich war spielsüchtig und das habe ich jetzt auch in den Griff gekriegt."
Who's next ist eine sehr interessante Ausstellung, für die man sich Zeit nehmen sollte. Es gibt viele Texte zu lesen, eine Bibliothek bietet detaillierte Informationen zum Thema und die Video-Portraits von Betroffenen sind berührend und manchmal überraschend. Architektur, Design und Obdachlosigkeit - das schließt sich keinesfalls aus , davon ist Tulga Beyerle absolut überzeugt - zu Recht, wie die Beispiele hier zeigen! "Unsere Haltung ist einfach, dass Gestaltung etwas dazu beitragen kann, die Welt schöner und besser zu machen!", so Beyerle.
Das Museum für Kunst und Gewerbe ist Kulturpartner von NDR Kultur. Weitere Infos dazu finden Sie hier.
"Who's next?" - MK&G zeigt Facetten der Obdachlosigkeit
Die Ausstellung in Hamburg geht der Frage nach, wie architektonische Lösungen das Leben Betroffener besser machen können.
- Art:
- Ausstellung
- Datum:
- Ende:
- Ort:
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Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Steintorplatz
20099 Hamburg - Preis:
- 12 Euro, ermäßigt 8 Euro, unter 18 frei
- Öffnungszeiten:
- Mo: geschlossen
Di-So: 10-18 Uhr
Do: 10-21 Uhr