Vormittags Arzt, abends Singer-Songwriter
Im Hauptberuf ist Ludger Iske Hausarzt. Seine zweite Leidenschaft gilt der Musik. Die praktiziert er auch in seiner Praxis. In seinen Songs verarbeitet er oft Geschichten und Erlebnisse seiner Patienten.
Wer die Hausarzt-Praxis von Internist Ludger Iske in Eutin betritt, sieht gleich: Hier ist vieles ein bisschen anders. Schwarz-Weiß-Fotografien von Jazz-Größen hängen an den rot gestrichenen Wänden. Gleich rechts neben dem Eingang hat der 65-Jährige seinen Behandlungsraum.
"Ich habe halt mein Sprechzimmer so eingerichtet, dass ich selber auch gern hingehe", erzählt er. Bevor er die Praxis übernommen hatte, arbeitete Iske in einer Klinik. "Da gab es überwiegend Fliesen, Neonlicht und Desinfektionsmittel. Als ich es mir dann selber aussuchen konnte, habe ich gesagt: Jetzt mache ich mir das schön."
Die Gitarre ist immer griffbereit
Die Stühle für seine Patienten: gemütliche alte Sessel. Überall im Sprechzimmer liegen Steine, gesammelt am Ostseestrand. Manchmal bekommen die sogar eine Bedeutung. Nämlich dann, wenn einer von Ludger Iskes Patienten zur Behandlung ins Krankenhaus muss. Den Stein gibt es dann als Leihgabe. "Wenn im Krankenhaus ein Arzt komisch kommt, einfach laut auf den Boden fallen lassen – hilft. Zweites aber: Auf eigenen Füßen zurückbringen", gibt er dann seinen Patienten mit auf den Weg.
In den meisten Fällen klappt das, sagt der Internist. Der Stein: Ein Anker, um die Verbindung zur Welt zu halten. Iskes eigener Anker: Die Musik. In einer Ecke seines Sprechzimmers liegt seine Gitarre stets griffbereit. Sie ist seit 25 Jahren seine Begleiterin.
Musik und Medizin: Für Iske die perfekte Kombination
Viele Ideen für seine Songs bekommt Ludger Iske direkt in seinem Sprechzimmer. Durch Geschichten, die Patienten ihm erzählen oder Gefühle, die sie mit ihm teilen. Medizin und Musik: Für ihn die perfekte Kombination. "Also ich finde das toll, dass ich meinen Beruf auch so erleben kann, wie ein Musikstück. Und auf der anderen Seite, mein Hobby so betreiben mit dem Ernst, wie ich den Beruf ausfülle."
Inzwischen arbeitet der singende Hausarzt mit dem bekannten Musikproduzenten Mark Smith zusammen, der unter anderem schon mit Johannes Oerding Songs produziert und geschrieben hat. Mit Smith hat Ludger Iske nun auch an seinem zweiten Album "Es ist das Herz" gewerkelt Musik.
Seit vielen Jahren begleitet Thomas Großmann den musizierenden Mediziner. Erst als Patient, dann als Freund und zwischendurch auch als Mitmusiker. "Aber das hat sich nicht so als erfolgreich erwiesen, weil Ludger doch ein sehr individueller Musiker ist, der ganz genaue Vorstellungen hat, was er tut. Er macht sehr komplizierte harmonische Gefüge in seinen Songs, was man so gar nicht auf den ersten Blick hört. Aber wenn man da reinsteigt in die Materie, dann ist das schon ziemlich ausgeschlafen, was er da tut. Da muss man erstmal mitkommen."
Ludger Iske kann auch Freund und Chef
Und auch wenn Thomas Großmann seinen Hausarzt als Musiker bewundert: Eine Sache kann er noch besser, findet er. "Freund. Freund kann er richtig gut. Er ist immer für einen da." Und Chef kann er auch noch – meint zumindest seine Mitarbeiterin Renate Prüß – eigentlich seit fünf Jahren in Rente, und doch einmal die Woche noch als Aushilfe in der Praxis. "Dr. Iske ist so der ganz Coole. Der ganz Lockere, der immer irgendwas zu erzählen hat. Sprüche, Geschichten. Man kann sehr viel Spaß mit ihm haben."
Der Internist denkt nicht an die Rente
Und das wohl noch mindestens zehn weitere Jahre, verspricht der 65-jährige musizierende Mediziner. "Also sagen wir mal so: Für die nächsten zehn Jahre will meine Frau mich noch nicht regelmäßig zuhause sehen tagsüber."
Das nächste Mal spielt Ludger Iske am 12. Mai in der Strandkirche Scharbeutz.