Mehrere Menschen nehmen an einem Workshop der Universität Rostock teil © Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock Foto: Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock

Universität Rostock untersucht Kulturleben im ländlichen Raum

Stand: 15.11.2024 07:13 Uhr

Oft ballt sich das kulturelle Angebot in den großen Städten des Landes. Bei einem Workshop im Hauptgebäude der Universität Rostock kamen aber Akteure aus dem Landkreis Rostock zusammen: Konzertveranstalter, Ortschronisten, Denkmalinteressierte, Nachbarschaftshelfer, Naturfreunde oder Plattschnacker. Es ging um Herausforderungen beim Thema Kultur auf dem Land.

von Ramon Gerwien

Eingeladen wurden die ehrenamtlichen Engagierten von Friederike Berlekamp. Sie ist Leiterin des Projektes "Ehrenamtliche Kulturarbeit in ländlichen Regionen" (EKLAIR): "Ich möchte herausfinden, was es überhaupt für kulturelle Angebote auf dem Land gibt. Wer engagiert sich da? Auch ihre Probleme interessieren mich."

Nachwuchs zu gewinnen ist ein Problem der Dorfvereine

Der Workshop hat ein Problem bereits ans Licht gebracht. In nahezu allen Vereinen fehlt es an Nachwuchs. Einen Grund dafür sieht Beate Hanke-Metz von der Mitmachzentrale des Landkreises Rostock im Angebot: "Junge Menschen interessieren sich eher für ihre TikTok-Stars als für Mozart oder Beethoven. Wir bringen zu wenig Modernes in ländliche Regionen."

Mehrere Menschen nehmen an einem Workshop der Universität Rostock teil © Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock Foto: Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock
Ein Jugendbeirat soll helfen, junge Menschen bei Entscheidungen mit einzubeziehen.

Dass auch Zumba-Kurse oder Nähworkshops Jugendliche nicht ins Gemeindehaus locken, weiß auch Andrea Hintze. Sie engagiert sich beim Verein "Bisdede" in Mühl Rosin (Landkreis Rostock): "Wir wollen einen Jugendbeirat gründen, damit die jungen Menschen auch mitentscheiden können." Auch ein Filmprojekt soll helfen, bei dem die Jugendlichen schöne und weniger schöne Ecken Mühl Rosins mit der Kameralinse einfangen können.

Fehlende Mobilität erschwert Zugang zu Kultur im Flächenland

Oft ist das nächste kulturelle Angebot weit vom Wohnort entfernt. Aus dieser Notlage hat die Gemeinschaft "Von Dorf zu Dorf" eine Tugend gemacht. Sie verbindet mehrere Dörfer an den Grenzen der Landkreise Rostock, Ludwigslust-Parchim und Nordwestmecklenburg, so Mitglied Elke Woitke aus Warnow (Landkreis Rostock): "Wir wandern zusammen, wir fahren zusammen Fahrrad, wir haben an einem Alleenwettbewerb teilgenommen. Wenn wir die Wege nutzen, erhalten wir sie. Und wir verbinden uns durch die Wege." Heute organisiert die Gemeinschaft auch Buchlesungen oder Ausstellungen in Kirchen.

Dem kulturellen Landleben fehlt es oft an Geld

Mehrere Menschen nehmen an einem Workshop der Universität Rostock teil © Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock Foto: Wossidlo-Forschungsstelle der Universität Rostock
Kleine Gruppen wollen sich gegenseitig unterstützen und voneinander profitieren.

In den Dörfern gibt es oft kleine Gruppen, die alleine keinen Verein gründen können. Dadurch erhalten Sie kaum Fördergelder. Ein Verein aus Elmenhorst/Lichtenhagen (Landkreis Rostock) hat eine Lösung für das Problem. Eigentlich kümmert er sich um Denkmäler, hat aber sein Angebot erweitert: "Eine plattdeutsche Schauspieltruppe und eine Gruppe, die Buchlesungen veranstaltet, kamen hinzu. Wir geben ihnen ein Zuhause und sie finanzieren uns durch Ticketeinnahmen mit. Davon profitieren alle Seiten", so Nils Ibendorf vom Förderverein. Wichtig sei, die Vereinssatzung nicht zu eng zu stricken, damit Menschen mit unterschiedlichen Ideen auch Platz finden.

Landkreis Rostock wird mit Oldenburger Münsterland verglichen

Das Projekt EKLAIR will 2026 eine Publikation herausgeben, die auch Beispiele aus dem Landkreis Rostock enthält. Einen Vergleich soll es mit dem Oldenburger Münsterland in Niedersachsen geben, wo ein Partnerprojekt läuft. So könnten Empfehlungen auf möglichst viele ländliche Räume übertragen werden. "Wir konzentrieren uns wahrscheinlich auf positive Beispiele, um der Politik zu zeigen, wie Kulturleben auf dem Land funktionieren kann", so Friederike Berlekamp von der Wossidlo-Forschungsstelle. Damit Bund und Land das kulturelle Leben abseits von großen Städten effektiv fördern können.

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