Tobias Kratzer © picture alliance/dpa Foto: Georg Wendt
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AUDIO: Tobias Kratzer wird neuer Intendant der Hamburgischen Staatsoper (4 Min)

"Tobias Kratzer hat ein Händchen für Oper"

Stand: 08.12.2022 17:24 Uhr

Ein Regisseur als Opernchef: Tobias Kratzer wird neuer Intendant der Hamburgischen Staatsoper. Der erst 42 Jahre alte Opernregisseur tritt im Sommer 2025 die Nachfolge von Georges Delnon an.

NDR Kulturredakteur Daniel Kaiser war bei der offiziellen Vorstellung dabei.

Wie groß war denn die Überraschung?

Daniel Kaiser: Der Name stand ja schon mal in der Zeitung - Schnappatmung hat also niemand mehr bekommen. Aber die Personalie ist schon ein Coup: Kratzer gilt gerade als einer der spannendsten Opernregisseure. Seit 15 Jahren arbeitet er frei, er reist von Theater zu Theater, und ihm traut man jetzt zu, diese Staatsoper in die Zukunft zu führen. Er hat zwar noch nie in Hamburg gearbeitet, aber seine Ideen und sein Auftreten waren wohl so, dass alle in Hamburg schockverliebt waren. Die Entscheidung fiel jedenfalls einstimmig, sagte Kultursenator Carsten Brosda.

Tobias Kratzer hat ein Händchen für Oper: Er hat unter anderem in Bayreuth einen vielgelobten "Tannhäuser" inszeniert. Mehrfach wurde er als Opernregisseur des Jahres ausgezeichnet. Auch wenn er noch nie in Hamburg war - Opernkenner kennen ihn schon.

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Der Regisseur und künftige Opernintendant an der Staatsoper Hamburg Tobias Kratzer © picture-alliance | Doris Spiekermann-Klaas TSP Foto: Doris Spiekermann-Klaas

Tobias Kratzer ab 2025 neuer Intendant der Staatsoper Hamburg

Der 42-jährige Opernregisseur folgt auf Georges Delnon. Er ist bekannt etwa für seine viel gelobte Inszenierung des "Tannhäuser" in Bayreuth. mehr

Was ist er denn für ein Typ?

Kaiser: Tobias Kratzer ist Anfang 40. Heute kam er mit Baseballkappe und Bartschatten, also vom Typ her jung und dynamisch. Eigentlich so, wie man sich einen Regisseur vorstellt und nicht einen Intendanten. Er denkt und spricht wahnsinnig schnell, selbstironisch, witzig, auf den Punkt. Er hat in Hamburg Großes vor: "Das ist ein Haus, das immer schon, seit Liebermanns Zeiten, ganz vorne mit dabei war, wenn es darum ging. Was sind neue Opern, was ist eine Zukunft für die Gattung, wie kann man das in die Zukunft treiben? Hier wurden schon unter Liebermann Uraufführungen herausgebracht, auch unter Peter Ruzicka: "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern", ein Stück, was eine Weltkarriere gemacht hat und das seinen Geburtsort in Hamburg hat. Das sind Traditionslinien, an die ich gerne anknüpfen möchte."

Er will auch selbst Regie führen, mindestens zweimal pro Saison seine Handschrift zeigen. Vielleicht gelingt Kratzer in Hamburg, was Barrie Kosky in Berlin an der Komischen Oper gelungen ist, nämlich ein Künstlerintendant zu sein, der Oper neu denkt, neu belebt und so ein Haus zum Stadtgespräch macht. Zu wünschen wäre es der Hamburgischen Oper, nach einigen an solchen Stadtgesprächen nicht sehr reichen Jahren. Auch den Nachwuchs hat Kratzer auf dem Plan. Kinderopern finden dort bislang vor allem auf der kleinen Bühne statt. "Ich glaube, gerade Kinder und Jugendliche lieben das Erlebnis auf der großen Bühne", so Kratzer. "Ich glaube, auch das kann man in einer größeren Breite aufstellen und wird bei mir zur Chefsache gemacht."

Das ist mal eine Ansage: Kinderoper als Chefsache.

Klingt das denn nach einem guten Plan für die Staatsoper?

Kaiser: Ich glaube, das kann richtig gut werden. Der Druck auf Georges Delnon und Kent Nagano in der Staatsoper wird stärker, die Publikumsreaktionen bei Premieren werden jedes Mal zorniger, unversöhnlicher. Etwas ganz Neues, etwas ganz Anderes sollte es also schon sein - und das ist es mit Kratzer. Auch die Rahmenbedingungen für Kratzer werden stimmen, sagt Kultursenator Brosda: "Er muss nicht sparen, sondern wir haben die Finanzierungsmöglichkeiten, die wir vereinbart haben, durchgeschrieben. Das gilt auch für die Frage, wie wir mit den zusätzlichen Mitteln für das Orchester umgehen. Wir werden auch noch Geld zur Verfügung stellen, damit die Pläne, eine zusätzliche Neuinszenierung pro Spielzeit zu machen und den Außenauftritt des Hauses zu erneuern, auch umgesetzt werden können."

Tobias Kratzer ist ja nur eine neue Personalie der Kulturstadt Hamburg. Mit dem neuen Ballettchef Demis Volpi, dem Nachfolger von John Neumeier, hat er auch schon zusammengearbeitet: "Mit Herrn Volpi werden wir versuchen, die Hermetik, die diese beiden Sparten bisher ein bisschen hatten, zu durchbrechen. Wir haben gemeinsam schöne Pläne für Hamburg.

Jetzt fehlt nur noch ein Nachfolger für den Generalmusikdirektor Kent Nagano - der wird gerade gesucht. Und dann ist der Generationswechsel an der Hamburgischen Staatsoper komplett.

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Journal | 08.12.2022 | 17:15 Uhr

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