Nia Künzer: Frauen spielen "ehrlicheren Fußball"
Vor 20 Jahren köpfte Nia Künzer die deutschen Fußballerinnen zum WM-Titel. Die 43-Jährige, die die laufende WM in Australien und Neuseeland als ARD-Expertin begleitet, legt in einem Buch dar, warum der Frauenfußball derzeit so begeistert.
Schon die Europameisterschaft im vergangenen Jahr in England, bei der die DFB-Frauen Zweite wurden, hatte hierzulande eine große Euphorie entfacht. Die ehemalige Nationalspielerin Künzer weiß auch genau, warum der Frauenfußball derzeit für höhere Einschaltquoten sorgt als es Hansi Flicks Männer tun.
"Ehrlicherer Sport, ehrlicherer Fußball"
"Warum Frauen den besseren Fußball spielen", lautet ihr etwas provokanter Buchtitel, aber Künzer liefert auch Begründungen für ihre These: "Es ist der ehrlichere Sport, der ehrlichere Fußball", erklärte die 43-Jährige bei "DAS!" im NDR Fernsehen. So gebe es bei aller Leidenschaft beispielsweise "keine langen Diskussionen auf dem Platz. Die Partien sind nicht so lange unterbrochen."
Entscheidend sei aber auch, dass die "Grenzen noch nicht überschritten" seien: "Es geht nicht nur um Kommerz und wirtschaftliche Aspekte. Das Umfeld ist sehr vielfältig und familiär - und das wirkt sich natürlich auch auf die Stimmung in den Stadien aus", sagte Künzer.
Frauenfußball beschreitet "authentischen Weg"
Das seien alles Aspekte, die die Menschen dazu brächten, Frauenfußball im Stadion und im Fernsehen zu schauen. Der Männerfußball habe sich hingegen ein Stückweit von der Basis entfernt. Keinesfalls sollten die Frauen daher den Männern "nacheifern", sondern ihren eigenen, "authentischen" Weg weitergehen.
Künzer sieht dabei große Fortschritte: "Es fließt mehr Geld. Die TV-Rechte sind gerade neu vergeben worden, große Unternehmen investieren Geld, sodass die Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass nicht nur bei den drei Topclubs der Bundesliga gutes Geld verdient werden kann."
Weiterer Schub durch die WM?
Einen weiteren Schub erhofft sich die TV-Expertin von der WM in Australien und Neuseeland. Trotz der ungewohnten Anstoßzeiten - vormittags nach mitteleuropäischer Sommerzeit - ist der TV-Zuspruch bei den deutschen Spielen groß.
Sportlich gelang der Auftakt der Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit dem 6:0 gegen Marokko eindrucksvoll. Gegen Kolumbien folgte am Sonntag zwar ein 1:2, das Achtelfinale ist für die DFB-Frauen um Kapitänin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg aber immer noch drin. Dort drohe zwar trotz einer guten Leistung möglicherweise gegen Frankreich oder Brasilien das Aus, aber "dann geht deswegen nicht die Welt unter", erklärte Künzer. "Wir haben gesehen, mit den Mädels kann man sich identifizieren, mit dem Fußball der Frauen sowieso. Und das wird nicht beendet sein, nur weil es sportlich nicht bis ins Finale gereicht hat."