Mit dem Ex-Nachtbürgermeister durch Osnabrück
Für die Belange von Gastronomie, Bars und Diskotheken gibt es in manchen deutschen Städten sogenannte Nachtbürgermeister. Der Osnabrücker Jakob Lübke war der erste in Norddeutschland. Mittlerweile ist die Stelle dort aber wieder abgeschafft. Göran Ladewig war mit ihm auf Spurensuche.
Freitagnacht: Alte Bekannte treffen sich wieder. Ex-Nachtbürgermeister Jakob Lübke ist im Grünen Jäger, der Traditionskneipe in Osnabrück. Holzvertäfelte Wände, in manchen Ecken etwas schummerig. Hier hatte er damals öfter zu tun. Anfangs ging es Betreiber Pascal Rupp vor allem darum, die Corona-Auflagen zu verstehen. "Weil sich die Lage ja an manchen Tagen stündlich geändert hat. Wenn der Bund das sagt, das Land das und die Kommune das, dann hat er das sortiert, was für uns relevant war", sagt Rupp. Corona war auch der Grund für die Lokalpolitik, die Stelle des Nachtbürgermeisters auszuschreiben, nachdem die Idee schon länger existierte.
Halbtags Nachtbürgermeister
Jakob Lübke trat seinen neuen Job im April 2021 an und musste sich erstmal in der Branche bekannt machen, die vorher nicht viel Kontakt mit Verwaltung und Stadtmarketing hatte. "Mit Mund-zu-Mund-Propaganda, Zeitungsartikeln, intensiver Pressearbeit - ich glaube, dieser Titel hat total geholfen, weil die Leute das cool fanden", sagt er. "Natürlich war ich über meine Tätigkeit als Musiker im Veranstaltungs- und Kulturbereich gut vernetzt." Der 29-Jährige spielt auf Hochzeiten, arbeitet mit Bands und Chören. Nachtbürgermeister war er halbtags.
Häufig geht es um Kleinigkeiten
Lübke verlässt die Kneipe und geht in eine Nebenstraße. Er erinnert sich, wie er dort zwischen Gastronomen und Anwohnern vermittelt hat. Sie fühlten sich vom Lärm belästigt. "Es gibt viele pragmatische Kleinigkeiten, wo ich auch dann erstaunt war, warum man mich dafür rufen musste", meint er. Weiter geht’s vorbei an Tischen und Stühlen vor den Lokalen. Häufig hat Lübke geholfen, bei der Stadt die Anträge für die Außengastronomie zu stellen.
Die nächste Station ist eine Bar namens Moana. Geschäftsführerin Moana Brockschmidt hatte damals Jakob Lübke um Rat gebeten. "Ich hab gefragt, wer sich hier in der Stadt auskennt, was so Bestimmungen angeht", erinnert sie sich. "Was kann man hier machen, was ist erlaubt, was ist nicht erlaubt. Dann wurde mir von ganz vielen gesagt: Jakob Lübke ist dein Mann! Wir haben uns getroffen, Kaffee zusammen getrunken und jetzt werden wir uns nicht mehr los."
Titel Nachtbürgermeister birgt Verwechslungsgefahr
Jakob Lübke war bei der Osnabrücker Stadtmarketing-Gesellschaft angestellt. Deren Geschäftsführer Alexander Illenseer war mit seiner Arbeit zufrieden - hat das Projekt aber trotzdem Ende März diesen Jahres auslaufen lassen. Der Titel Nachtbürgermeister berge eine Verwechslungsgefahr. "Ein Bürgermeister wird vom Volk gewählt oder wenigstens vom Parlament in anderen Ländern. Das war eine ganz normale Stelle, die ausgeschrieben worden ist, die ist besetzt worden", sagt Illenseer. "Hätten wir einfach nur einen Stellenplanantrag gestellt und gesagt: Wir möchten da einen Projektleiter Gastronomie und Veranstaltungsszene, wäre die Diskussion über diese Bezeichnung dieser Stelle gar nicht erst entbrannt."
"Einblicke gekriegt, die sonst keiner in dieser Form hat"
Lübkes Aufgaben sind jetzt in die Abteilung Citymanagement integriert worden. Die Trennung bezeichnen beide Seiten als einvernehmlich. Wenn Jakob Lübke wie heute durch Osnabrücks Innenstadt geht, wird er aber schon ein wenig nostalgisch. "So durch die Stadt zu gehen und um die Gedanken derer zu wissen, die das ins Leben gerufen haben: Ich glaube, ich hab Einblicke gekriegt, die sonst keiner in dieser Form hat", sagt er. "So betrachte ich mein Osnabrück schon nochmal anders."