Herzberg im Harz: "La Esperanto-Urbo" - die Esperanto-Stadt
Seit 2006 ist Herzberg die Esperanto-Stadt, hier sitzt das Deutsche Esperanto-Zentrum. Ob Straßennamen oder Bücher in der Bibliothek - vieles ist hier zweisprachig. Das zieht Esperanto-Sprechende aus aller Welt an.
Der 26. September ist der Tag der europäischen Sprachen. Da denken viele an Englisch, Französisch oder Spanisch. Aber nicht an die eine universelle Sprache für alle - Esperanto. Die könnte sogar weltweit funktionieren, hat sich allerdings nicht wirklich als Universalsprache durchgesetzt. In Herzberg aber lebt Esperanto, die Stadt im Südharz ist seit 2006 Esperanto-Stadt.
"Pipi Strumpolonga" in der "Bibliotheko"
Das Rathaus heißt "Urbodomo", "Polizejo" ist das Polizeiamt. Peter Zilvar vom Esperanto-Zentrum Herzberg kennt sie alle - etwa 300 zweisprachige Wegweiser und Straßenschilder hängen überall in der Stadt und weisen den Weg, auch zur Stadtbücherei, "Bibliotheko". Dort stehen in langen Regalen auch rund 3.000 Bücher auf Esperanto. Kinderbücher wie "Max und Moritz" oder "Pipi Strumpolonga", Fantasy wie "Der Herr der Ringe" oder Klassiker wie "Die Blechtrommel" von Günther Grass.
Bibel und Koran auf Esperanto
Aber auch besondere Bücher gibt es hier auf Esperanto. "Hier auf dem Bücherbrett finden Sie neben der Bibel, "La Santa Biblio", auch den Koran, "La Nobla Korano". "Der Koran ist in Esperanto sogar offiziell anerkannt, von den Sunniten und Schiiten - soweit ich weiß, in deutscher und englischer Sprache nicht. Wohl nur in Arabisch, Türkisch und Persisch - und in Esperanto", so Peter Zilvar.
Esperanto zieht mehrere 100 Touristen in den Harz
Denn Esperanto ist eine Brückensprache. Sie zieht nach Angaben von Peter Zilvar jedes Jahr einige hundert Touristen in den Südharz In diesem Sommer seien Menschen aus den Nachbarländern Polen und Dänemark, aber auch aus Neuseeland, den USA oder aus afrikanischen Ländern nach Herzberg gekommen. "Wir haben laufend Gäste, die sich informieren wollen oder schon Esperanto sprechen", berichtet Zilvar.
Die Sprache ist logisch und leicht zu lernen, hat keine Ausnahmen, erklärt Sprachlehrerin Sofia Kóródy. "Esperanto klingt gut. Immer die zweite Silbe von hinten wird betont und das gibt so eine kleine schöne Welle für die Sprache", findet Kóródy. "Ich mag Esperanto sprechen und in meiner Familie sprechen auch einige Esperanto. Sie können sich mit Menschen aus aller Welt verständigen."
Esperanto-Kurse im Esperanto-Zentrum und an Schulen
Ziel ist es, aufeinander zuzugehen. Deshalb gibt es auch an Herzberger Schulen Esperanto-Unterricht, allerdings nur noch in den Ferien. Und für alle Interessierten finden Wochen- oder Wochenendkurse statt, inzwischen auch Online. Bei den Club-Treffen im Esperanto-Zentrum Herzberg wird spielend gelernt - zum Beispiel mit Dominosteinen.
Warum lernen die Menschen Esperanto? "Ich habe ganz früher schon mal Esperanto gesprochen, zu DDR-Zeiten. Da war es ein Weg, auch andere Leute kennenzulernen. Das wollte ich jetzt wieder auffrischen", erklärt ein Esperanto-Schüler. Auch die Hoffnung, auf Reisen mit anderen Menschen kommunizieren zu können, ist ein Motiv für viele, die Universalsprache zu erlernen.