375 Jahre Westfälischer Frieden: Osnabrück feiert mit Ben Becker
375 Jahre Westfälischer Frieden - Osnabrück feiert das ganze Jahr, dass der Dreißigjährige Krieg am 6. August 1648 mit einem Handschlag in ihrer Stadt beendet wurde. Einer der Höhepunkte war eine Lesung mit Ben Becker am Sonntag in der Marienkirche.
"Obwohl ich wenig Lust habe, den friedliebenden Leser mit diesen Reitern in meines Vaters Haus und Hof zu führen, denn es wird ziemlich schlimm zugehen, erfordert doch der Verlauf meiner Geschichte, dass ich der lieben Nachwelt hinterlasse, was für Grausamkeiten in diesem unserem deutschen Krieg verübt worden sind." Zitat Lesung Ben Becker
Das Ausmaß des Krieges, das Ben Becker hier mit den Worten des Simplicissimus beschreibt, ist der Anfang einer Reise durch die Geschichte. Einer Reise, die sich mit dem Dreißigjährigen Krieg auseinandersetzt, der hier in Osnabrück vor 375 Jahren beendet wurde.
Osnabrücker Handschlag besiegelt Friedensvertrag
Nur wenige Meter von der Marienkirche, in der Becker zur Feier des Tages las, hatten sich der kaiserliche Gesandte und ein Vertreter aus Schweden die Hand auf den Frieden gegeben. Dass ausgerechnet Ben Becker zur Feier des Tages liest, hat für Patricia Mersinger vom Fachbereich Kultur der Stadt Osnabrück einen guten Grund: "Ich finde, der Osnabrücker Handschlag leidet im Moment noch darunter, dass viele Menschen gar nicht wissen, dass dieses historische Ereignis so wichtig war. Da war es uns sehr wichtig, einen besonderen Schauspieler zu finden, der die Texte lesen kann und der sich selbst auch mit der Materie beschäftigt."
"Über die ewige Vorläufigkeit des Friedens. Der 6. August anno 1648. Es sollte der entscheidende Tag des westfälischen Friedenskongresses werden. Nach 30 Jahren Krieg in Mitteleuropa und 5 Jahren Friedensverhandlungen in Osnabrück und Münster, wollten die Gesandten am 6. August 1648 endlich, endlich Frieden schließen." Zitat Lesung Ben Becker
Mehr als 1.000 Besucher verfolgen Ben Beckers Lesung
Die Gesandten gaben sich die Hand, der Frieden war besiegelt. Die "ewige Vorläufigkeit", von der Becker spricht, ist im Jahr 2023 durch den Ukrainekrieg nachvollziehbar. So sitzen rund 1.100 Menschen andächtig in der Marienkirche, den Kopf gesenkt oder mit ziellosem Blick gen Decke, und lauschen den Erzählungen vom Krieg - und dem Frieden der daraus gewachsen ist. Und während in der Altstadt mit Schauspiel, Führungen und Kinderaktionen der Friede gefeiert wird, findet auch Ben Becker einen Weg aus dem Krieg heraus.
"Ich komm von Münster her, gleich Sporen streichs geritten, und habe nun das Meist des Weges überschritten. Ich bringe gute Post und neue Friedenszeit." Zitat Lesung Ben Becker
Die Gesandten aus Frankreich, die parallel in Münster verhandelten, schlossen sich dem Frieden an. Und so kehrte langsam Ruhe ein in Mitteleuropa.
"Der Krieg ist vorbei. An den Mauern wachsen neue Schwalbennester. Die Kinder der gefallenen Kämpfer lachen im Hafen den Fremden zu." Zitat Lesung Ben Becker
Der Frieden ist förmlich spürbar. Und entlässt den einen oder anderen sicherlich getreu dem Jubiläumsmotto "Geschichte reflektieren, Zukunft neu denken" nachdenklich in den Alltag.