Eschede - "Erinnerungen heilen und den Geist stärken"
Das Zugunglück in Eschede vor 25 Jahren. 101 Menschen sterben, 105 werden verletzt. Vor Ort sind viele Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger im Einsatz gewesen. Was sind ihre Erinnerungen?
Dass etwas passiert sein muss, ist zu hören. Am 3. Juni 1998 fliegen etliche Hubschrauber in der Mittagszeit über das Predigerseminar in Celle. Ein warmer Tag, der Flieder blüht. Wir sind damals mitten in der Ausbildung, Klinikseelsorge. Täglich Besuche im Krankenhaus. Zuhören, Schweigen aushalten, manchmal ein Gebet. Im Lauf des Tages erfahren wir vom Zug-Unglück in Eschede.
Mindestens 100 Tote und über 200 Verletzte, das das ist die vorläufige Schreckensbilanz des schweren Zugunglücks in Niedersachsen. Tageschau vom 3. Juni 1998
50 Pastoren und Pfarrer helfen beim Zugunglück in Eschede
Wir werden nicht geschickt, wahrscheinlich weil wir noch zu unerfahren sind. Dafür machen sich 50 Pastorinnen und Pfarrer auf den Weg, die gerade in Celle tagen, evangelisch-katholisch. Unter ihnen ausgebildete Notfallseelsorger. In Eschede sind Tausende Rettungskräfte im Einsatz, auch Einwohnerinnen und Einwohner helfen. Sie erleben Szenen, die nur schwer auszuhalten sind. Die eingestürzte Brücke, ineinander verkeilte Waggons. Tote, Verletzte, traumatisierte Menschen. In der Tagesschau beschreibt ein Seelsorger die Aufgabe, was sie tun können:
Dass die einfach, teilweise weinend, da standen jetzt in der Nacht und dass wir sie einfach an die Hand nehmen konnten und sagen: 'Erzähl, was bewegt dich?' Und dann kommt das raus, die Bilder des Grauens, die Ängste auch davor. Superintendent Dirk Hölterhoff
Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele
Da sein, zuhören. Notfallseelsorge ist erste Hilfe für die Seele. Ein Anfang. Erstversorgung vor Ort. Aber die weitere, tiefergehende Aufarbeitung der traumatischen Erlebnisse braucht viel mehr Zeit. Fachkräfte. Psychologinnen und Psychologen. Seit 2001 erinnert eine Gedenkstätte am Südrand von Eschede an das Zug-Unglück. 101 Kirschbäume, eine Wand mit den Namen der Opfer. An der Gedenkfeier am 25. Jahrestag des Zugunglücks von Eschede nimmt auch der hannoversche Landesbischof Ralf Meister teil. Er wird für die Opfer, die Angehörigen, die Rettungskräfte und die Menschen vor Ort beten.
Wir bringen dir die Trauer der Angehörigen, der Mütter und Väter, der Töchter, Brüder, Freunde. … Wir bringen dir die Eindrücke der zahlreichen Helfer und Einsatzkräfte. … Heile ihre Erinnerungen und stärke sie mit deinem Geist. Wir denken an die Menschen, die hier in Eschede leben. Das Unglück ist mit ihrem Lebensort verbunden. … Behüte ihre gedenkende Gemeinschaft an diesem Ort. Amen. Landesbischof Ralf Meister