Irene Butter: Nur durch Wunder dem Holocaust entgangen
Berlin, Amsterdam, Westerbork, Bergen-Belsen - und schließlich New York: Irene Butter, ihre Mutter und ihr Bruder überlebten den Holocaust. Der Vater schaffte die letzte Reise nicht.
Stand: 19.08.2022 | 11:20 Uhr
|
NDR Info
1 | 18 Irene Butter kommt am 11. Dezember 1930 in Berlin als Irene Hasenberg zur Welt. Drei Jahre später übernehmen Adolf Hitler und die Nationalsozialisten die Macht.
3 | 18 Irene und ihr zwei Jahre älterer Bruder Werner wachsen in einer großen Altbauwohnung in Berlin-Wilmersdorf auf. Sie teilen sich ein Zimmer und spielen viel miteinander.
5 | 18 Der Vater John Hasenberg arbeitet in der Bank des Großvaters Julius Mayer (im Bild). Der lebt mit seiner Frau ebenfalls in der Wohnung der Hasenbergs und spielt viel mit seinen Enkelkindern.
6 | 18 Bis die Repressalien der Nationalsozialisten allzu deutlich zu spüren sind, verbringt die Familie - hier Mutter Gertrude an der Ostsee - unbeschwerte Tage.
7 | 18 Im Sommer fahren sie in den Ferien an die Ostsee. Ihre Kindheit sei sehr glücklich gewesen, sagt Irene bis heute. Doch dann wird ihr Bruder Werner auf dem Schulweg von Hitlerjungen verprügelt und der Vater verliert seinen Job im Management einer Bank.
8 | 18 1937 flieht die Familie vor den Nazis nach Amsterdam. Die Großeltern (im Bild) kommen nicht mit. Warum, weiß Irene Butter bis heute nicht. Erst nach dem Krieg erfährt sie, dass die beiden nach Theresienstadt verschleppt wurden und dort 1942 gestorben sind.
10 | 18 Irene ist wieder glücklich, doch aus Deutschland kommen bald nur noch schlechte Nachrichten. Im November 1938 zünden die Nationalsozialisten überall in Deutschland Synagogen an, verwüsten jüdische Geschäfte und Wohnungen und verschleppen Zehntausende Jüdinnen und Juden. Ein Jahr später überfällt Hitler Polen, der Zweite Weltkrieg beginnt.
11 | 18 Als die Nazis 1940 die Niederlande überfallen, ist Irene neun Jahre alt. Und wieder ändert sich alles. Juden dürfen nicht mehr ins Theater, mit der Bahn fahren oder dem Fahrrad. Im Juni 1943 werden die Hasenbergs wie viele andere Jüdinnen und Juden deportiert.
12 | 18 Nur durch ein Wunder gelingt es der Familie im Januar 1945, dem Konzentrationslager Bergen-Belsen zu entkommen. Doch auf der Zugreise in die Schweiz verliert Irene ihren Vater. Er stirbt kurz vor der Grenze. Die Mutter und der Bruder sind so schwach, dass sie in der Schweiz zurückbleiben müssen. Irene kommt in ein algerisches Flüchtlingslager. Im Sommer erfährt Irene (ganz vorne, erste von rechts) dort, dass ihre amerikanischen Verwandten sie in die USA holen wollen.
13 | 18 Irene ist 15 Jahre alt, als ihre Verwandten sie in New York aufnehmen. Sie kommt bald auf die Highschool. Die Schule macht ihr Spaß. Endlich darf sie wieder lernen. Doch da sind diese Albträume nachts: Plötzlich klopfen die Nazis wieder an die Tür und verschleppen sie. Doch über die Albträume redet sie genauso wenig wie über die Erlebnisse in Bergen-Belsen. Sie wird 30 Jahre lang schweigen.
14 | 18 Irene absolviert die Highschool, das College und geht dann an die Universität. Sie studiert Ökonomie und spezialisiert sich auf das Management der öffentlichen Gesundheitsfürsorge.
15 | 18 1955 macht sie mit ihrer Mitbewohnerin eine Chanukka-Party - und lernt dort ihren zukünftigen Mann Charles Butter kennen. Die beiden heiraten und bekommen zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter.
16 | 18 Irene Butter kehrt später immer wieder nach Deutschland zurück, um das Grab ihres Vaters auf dem Jüdischen Friedhof in Laupheim nahe der Schweizer Grenze zu besuchen. Auch Bergen-Belsen sucht sie mit über 60 Jahren wieder auf. Dort zu stehen, wo sie eigentlich sterben sollte, fühlte sich an "wie ein Sieg."
17 | 18 Seit rund 50 Jahren spricht sie regelmäßig in Schulen über ihre Kindheit unter den Nazis, Verfolgung, Vertreibung, die Zeit im Konzentrationslager Bergen-Belsen und ihre Rettung. Mit "Shores Beyond Shores" hat sie zudem ein Buch über diese Zeit geschrieben, das im Herbst auch auch auf Deutsch erscheinen wird.
18 | 18 Ihre Erzählungen verbindet Irene Butter auch immer mit Botschaften: "Sei niemals ein Mitläufer. Quäle keine Menschen, unterdrücke niemanden, diskriminiere niemanden, gebe jedem eine Chance, so anders er auch sein mag. Und ertrinke niemals in Selbstmitleid. Mache immer weiter."