Panorama 3
Dienstag, 08. April 2025, 21:15 bis
21:45 Uhr
Themen der Sendung:
- Sorge der Obstbauern: Zu viel Salz im Elbwasser?
Kurz nach Mitternacht muss Obstbauer Matthias Schmoldt die Beregnungsanlage einschalten. Die Nächte sind auf unter null Grad gekühlt, das Wasser bildet einen dünnen Eispanzer um die Knospen seiner Apfelbäume. Der stetige Wechsel zwischen Beregnung und Einfrieren schützt letztlich die Knospen vor Kälteschäden. Das Wasser zieht Schmoldt aus einem Süßwasserbecken, das er sich angelegt hat. Früher konnte er noch Elbwasser dafür nutzen, doch das ist inzwischen zu salzig. Mit ein Grund dafür ist die Elbvertiefung - die letzte wurde 2022 abgeschlossen. Durch den tieferen Fluss dringt bei Flut mehr Salzwasser aus der Nordsee die Elbe hinauf. Diese sogenannte Brackwassergrenze verschiebt sich mehr und mehr landeinwärts. Wesentlich beschleunigt wird das Ganze durch den Klimawandel: Geringere Niederschläge sorgen dafür, dass weniger Süßwasser von oben kommt, damit drückt sich die Salzzunge in trockenen Monaten immer tiefer Richtung Hamburg und trifft damit weitere Obstbauern entlang der Elbe. Welche Auswirkungen hat die Klimakrise auf Flussanpassungsmaßnahmen wie zum Beispiel die Elbvertiefung und inwiefern müssten diese deutlicher berücksichtigt werden? Ein Besuch vor Ort über den Umgang mit großen Fragen.
- Wenn Schutz fehlt: Gewalt gegen Menschen mit Behinderung
"Gewalt zog sich eigentlich durch mein ganzes Leben lang durch", erzählt Nicole Burek. Das habe sie im privaten, aber auch in einem früheren Arbeitsumfeld erlebt. Wie ihr geht es vielen Menschen mit Beeinträchtigung. Das zeigen mehrere Studien. Demnach ist das Risiko, Gewalt zu erfahren auch in Einrichtungen der Behindertenhilfe, wie etwa Werkstätten oder Wohneinrichtungen, hoch. Das Problem ist bekannt. Seit 2021 schreibt der Gesetzgeber daher vor, dass Einrichtungen Gewaltschutzkonzepte haben müssen. Doch die würden mancherorts nur auf dem Papier existieren, sagt Ann-Kathrin Lorenzen. Sie engagiert sich seit Jahren für einen besseren Gewaltschutz. Doch es fehle nicht nur an klareren Regelungen, sondern auch an einer ausreichenden Finanzierung, erklärt die Expertin.
- Elbtower: Weiterbau gefährdet durch Absacken?
Die Bauarbeiten am Elbtower, der einmal Hamburgs höchstes Gebäude werden soll, ruhen seit eineinhalb Jahren wegen der Pleite des Investors. Aber auch ein neuer Investor dürfte nicht ohne Weiteres weiterbauen. Denn der Koloss drückt auf die benachbarten Gleise und Bauwerke der Deutschen Bahn. Dort ist es zu sogenannten Mitnahmesetzungen gekommen. Das Hamburgische Amt für Bauordnung und Hochbau hat "Überschreitungen von Grenz- und Alarmwerten" festgestellt. Sprich, die nahen Bauwerke der Bahn um die S-Bahn-Station Elbbrücken, ein Nadelöhr von bundesweiter Bedeutung, sind zu doll abgesackt und haben sich zu stark verkantet, weil der Elbtower darauf lastet. Vor einem Weiterbau müsste ein neuer Investor zunächst "Kompensationsmaßnahmen" an den Bahnbauwerken ausführen und der Bahn den Erfolg dieser Eingriff nachweisen.
- Ausgleichsflächen: Stadt Hamburg zerstört eigenes Naturschutzgebiet
Egal ob Siedlung, Straße oder Industriebetrieb: Überall dort, wo gebaut wird, muss an anderer Stelle ein Ausgleich geschaffen werden. Aus Mangel an geeigneten Flächen für solche Ausgleichsmaßnahmen werden mittlerweile Gebiete mit intakter Natur "aufgewertet", wie es im Behördendeutsch heißt. So geschehen zum Beispiel in den "Vollhöfner Weiden" im Süden von Hamburg. Das Gebiet war erst im Februar zum Naturschutzgebiet erklärt worden. Dann rückte ein tonnenschweres Fahrzeug an und zerstörte einen Hektar wertvollen Waldes. Die Hamburger Umweltbehörde verteidigte die Maßnahme: Eine Ausgleichsfläche solle dort entstehen. Doch das Verwaltungsgericht Hamburg sah das anders. In dem Beschluss, der Panorama 3 vorliegt, heißt es, dass sämtliche Arbeiten in dem Naturschutzgebiet unverzüglich gestoppt werden müssen.
Dass Flächen mit intakter Natur zerstört werden, um damit an anderer Stelle zerstörte Natur auszugleichen, kommt leider immer wieder vor. Das liegt daran, dass der Natur in Deutschland jeden Tag 52 Hektar verloren gehen, für die nach dem Bundesnaturschutzgesetz ein Ausgleich geschaffen werden muss. Ausreichend große Flächen, um diese Eingriffe auszugleichen, fehlen aber.
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