Klimakrise: Hass gegen Wetter-Moderatoren
TV-Meteorologen, die über die Zusammenhänge von Wetter und Klimakrise aufklären, werden zunehmend angefeindet. Karsten Schwanke und Özden Terli haben mit Panorama darüber gesprochen.
"Warum machen Sie sich zur Marionette der Klimahysteriker?", "Ein weiteres Mietmaul, dem man nicht mehr zuzuhören braucht", "Ein Systemschwätzer ist er, sonst nichts" - Anfeindungen wie diese erleben Karsten Schwanke, Wettermoderator der ARD, und Özden Terli vom ZDF immer häufiger. Denn in ihren Wetterberichten spielt die Klimakrise eine immer größere Rolle.
Der Sommer 2023 war ein Sommer der Wetterextreme: Waldbrände in Italien, Dauerniederschlag in den Alpen, Überschwemmungen in Griechenland, dazu der heißeste Juli seit Beginn der Aufzeichnungen. Wetterbericht und Klimakrise rücken immer enger zusammen. Die Klimakrise zu ignorieren, ist so kaum mehr möglich.
Klima und Wetter hängen zusammen
"Klima und Wetter sind unterschiedliche Dinge, aber das Klimasystem, das sich verändert, wirkt auf das Wetter, und somit gibt es Veränderungen in den Wettersystemen. Und dieser Zusammenhang ist einfach wichtig herauszuarbeiten", sagt Terli. Er hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, im Wetterbericht auch über die Klimakrise aufzuklären. Das missfällt vor allem Wissenschaftsleugnern, die ihrem Unmut unter anderem auf Social Media Luft machen.
Angriffe gehen ins Persönliche
Während dabei vor einigen Jahren noch kritische Fragen zu wissenschaftlichen Erkenntnissen im Mittelpunkt gestanden hätten, gebe es nun vermehrt gezielte Diffamierungen und Einschüchterungsversuche gegen ihn als Person, berichtet auch Schwanke. Die Angriffe reichen dabei über Beleidigungen und die Unterstellung von Lügen bis hin zu Drohungen. Terli erlebt außerdem rassistische Anfeindungen. Auch dass beide für öffentlich-rechtliche Sender tätig sind, wird immer wieder thematisiert.
Vorgeworfen wird ihnen dabei Hysterie, Übertreibung und ideologisch motivierte Panikmache. Für Schwanke ein Grund mehr, in seinen Wettermoderationen immer wieder auf Klimafakten hinzuweisen: "Es gibt eine ziemlich starke Front von Menschen, die lauthals dagegen poltern und das einfach als Lüge bezeichnen und sagen: Das gibt es nicht. Dann fühle ich mich berufen zu sagen: Nein, das stimmt. Wir sehen es an den Messwerten und diese Messwerte sind korrekt."
Politisches Framing als Teil des Problems
Die Wissenschaftsleugner bekämen dabei auch Unterstützung von politischer und medialer Seite, meinen die Meteorologen. Im öffentlichen Diskurs um die Klimaerwärmung werde immer wieder verharmlost, die Bedrohung durch die Klimakrise heruntergespielt, das Thema Klima an sich auch schon mal als "links" gelabelt. "Dass Klimaschutz oft auch in konservativen Kreisen als etwas Linksgrünversifftes bezeichnet wird, ist aus meiner Sicht eine der größten Hürden. Es ist ein riesiges Problem, dass dort dieses Label draufsteht, weil dann verliere ich einen großen - den bewusst konservativen - Teil der Gesellschaft", so Schwanke. "Physik ist nicht links", meint auch Terli.
Im Kampf um die Wahrheit
Er sieht in den Angriffen den gezielten Versuch, Berichterstattung zum Thema Klima zu unterdrücken, "indem man den denjenigen, der diese Sachen vorträgt, permanent diskreditiert." Terli hat deshalb vor kurzem die Konsequenz gezogen, die Kommentarfunktion seines Accounts bei X, vormals Twitter, einzuschränken. Er schließt nicht aus, sich zukünftig vollständig aus dem Netzwerk zurückzuziehen, sollten die Angriffe in der Art weiter zunehmen. Auch Schwanke gibt an, sich manchmal als Teil eines Kampfes zu empfinden, eines "Kampfes um die Wahrheit".
Beide Wettermoderatoren wollen sich jedoch von den Anfeindungen gegen ihre Berichterstattung nicht einschüchtern lassen. "Ich finde, dass Wissenschaftler, Meteorologen, Journalisten sich auch stärker wehren sollten und nicht sich alles gefallen lassen sollten. Wenn Fakten nicht mehr ernst genommen werden und weichgekocht werden, dann haben wir ein gewaltiges Problem in unserer Gesellschaft, was weit über die Thematik der Wissenschaftsleugnung hinausgeht", meint Terli. Ohnehin sei es ein aussichtsloser Kampf, die Klimakrise oder die globale Erhitzung zu leugnen - denn "die Physik ist die Physik".