Journalismus ist keine heile Welt
Werden relevante Themen "verschwiegen"?
Obwohl die meisten der von den Kommentatoren genannten Themen lang und breit in den Medien stattfinden, wird dennoch von vielen behauptet, diese würden ganz einfach "verschwiegen". Gerade in den Bereichen Umweltpolitik, Kriminalität und Einwanderung glauben hier auffällig viele an ein mediales Schweigekartell.
Wir glauben dagegen, dass es sich um einen Zirkelschluss handelt: Weil Medien völlig zu Recht über bestimmte gesellschaftliche Probleme berichten, ist deren Bekanntheitsgrad so hoch, dass ausgerechnet dadurch der Eindruck entsteht, ein massives Problem werde nicht ausreichend gewürdigt. Denn der mediale Fokus liegt nun einmal auf Problemen und negativen Ereignissen: Kriege, Krisen und Konflikte - "bad news are good news":
Und so lautet auch der Tenor vieler Zuschriften: Alles wird immer schlimmer. Die Kriminalität steige ins Unermessliche, ebenso die Mieten, Krankenkassenbeiträge und Lebensmittelpreise. Dass Arbeitslosenquote und Inflationsrate auf den tiefsten Ständen seit Jahrzehnten sind, spielt dagegen kaum eine Rolle. Viele Kommentatoren misstrauen Zahlen und Statistiken nach eigenen Angaben eh von vornherein.
Hans Rosling, ein schwedischer Medizinprofessor, beschäftigt sich seit Jahren mit solchen negativen Wahrnehmungen der Realität. Er glaubt, dass diese selbst wiederum medial vermittelt sind und hat eine Reihe von Fragen entwickelt, anhand derer man sich selbst überprüfen kann.
Kritik und Qualität im Journalismus
Journalismus ist keine perfekte Welt, auch Journalisten machen Fehler, zum Beispiel verlieren sie manchmal die Distanz zum Gegenstand ihrer Berichterstattung. Das zu erkennen und zu korrigieren ist Teil redaktioneller Arbeit und professioneller Kritik, die im deutschen Journalismus tagtäglich vorkommt.
Und nun? Wie also soll man umgehen mit der "neuen Macht der Leser" - wie es das "Reporterforum" beim "Spiegel" in Hamburg am vergangenen Wochenende formulierte? Diese Frage ist sicherlich größer und schwieriger als eine Analyse von 400 Kommentaren auf der Panorama-Webseite - und weder pauschale Medienkritik noch pauschale Publikumsbeschimpfung sind die Antwort.
Doch unser "Gesprächsversuch" und die Reaktionen darauf zeigen leider auch: Mit denjenigen unter den Kritikern, die eine systematisch und absichtsvoll verzerrte Darstellung der Realität durch die Medien vermuten, ist schlechterdings kein verständigendes Gespräch möglich. Unter den kritischen Kommentatoren stellt diese Gruppe aber leider die Mehrheit dar. Dennoch werden wir die Diskussion um guten Journalismus natürlich weiterhin führen.
- Teil 1: Keine einfachen Lösungen
- Teil 2: Journalisten sind keine neutralen Wesen
- Teil 3: Werden relevante Themen "verschwiegen"?