Stand: 05.12.2013 11:54 Uhr

Weitaus mehr Opfer rechter Gewalt?

Schriftzug auf dem T-Shirt eines Rechtsextremen: "Antifa heißt Selbstmord" © Imago Foto: Seeliger
Eindeutige Botschaft auf dem T-Shirt eines Rechtsextremen: "Antifa heißt Selbstmord".

In Deutschland sind in den letzten 20 Jahren möglicherweise weitaus mehr rechtsextreme Gewalttaten verübt worden als bisher bekannt. Eine Überprüfung Tausender unaufgeklärter Verbrechen auf rechtsextreme Motive werde voraussichtlich im zweiten Quartal 2014 abgeschlossen, teilte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin mit.

Nach Medienberichten hat eine Überprüfung von 3300 Tötungen und Tötungsversuchen zwischen 1990 und 2011 ergeben, dass es in 746 Fällen Anhaltspunkte "für eine mögliche politische rechte Tatmotivation" so ein Sprecher des Bundesinnenministeriums. Die Überprüfung war nach Bekanntwerden der Mordserie der Neonazi-Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU) in die Wege geleitet worden. Die Anhaltspunkte für rechtsextreme Tatmotive bedeuteten "noch nicht, dass es sich dabei tatsächlich um rechtsextrem motivierte Straftaten handelt", die Prüfung dauere an, betonte der Ministeriumssprecher.

Die bisherige Statistik der Bundesregierung nennt dagegen nur knapp 60 Morde mit rechtsextremem Hintergrund. An dieser Zahl war in den vergangenen Jahren immer wieder Kritik laut geworden. Auch Panorama hatte in der Vergangenheit immer wieder darüber berichtet, wie das Ausmaß rechter Gewalt von Politik und Justiz kleingeredet und vertuscht wird.

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