Stand: 06.10.2014 17:38 Uhr

Fracking-Debatte: Panorama antwortet Monitor

Mehrere Anti-Fracking Schilder stehen auf einem Feld. © NDR.de Foto: Joachim Reinshagen
Streitthema Fracking: Die Debatte geht weiter.

Nach unserer Fracking-Berichterstattung hat die Debatte um die umstrittene Technologie Fahrt aufgenommen. Unsere Argumente haben Eingang in die politische Debatte in Berlin gefunden, selbst im Bundestag beschäftigen sich Abgeordnete mit den Ergebnissen der Wissenschaftler in unseren Beiträgen.

Die Kritik von Seiten der Bürgerinititativen wird zunehmend schrill. Einer der am häufigsten in Mails und Blogeinträgen genannten Vorwürfe: Die Experten in unseren Filmen, so die These, seien längst von der Erdgasindustrie gekauft oder zumindest befangen. Wir wunderten uns nicht, dass unsere Kollegen von Monitor der Sache jetzt nachgegangen sind, noch dazu, wenn es um US-Multis geht, die angeblich unterwegs sind, um sauberes deutsches Trinkwasser zu vergiften. Nach der Ausstrahlung des Monitor-Stücks erreichen uns jetzt auch Zuschriften nach dem Motto: "Seht Ihr, es ist doch alles gefährlich und Eure Experten sind von der Industrie gekauft."

Panorama bleibt bei seiner Darstellung

Zurück zu den Tatsachen: Wir stehen nach wie vor zu unserer Berichterstattung und den darin genannten Fakten und Einschätzungen gleich mehrerer Geologen und Hydrogeologen. Wenn man sich den Monitor-Beitrag näher ansieht, enthält er auch keine Fakten, die unserer Darstellung widersprechen. Es gibt nur die kritische Einlassung des US-Wissenschaftlers Prof. Mitchell Small, der aber nur allgemein von anderen Wissenschaftlern berichtet, die beim Thema Fracking angeblich zu anderen Ergebnissen kommen. Doch niemand hat je bestritten, dass Fracking auch Risiken birgt. Aber andere Arten der fossilen Energiegewinnung bergen auch Risiken - sind aber dennoch nicht verboten. Die Frage ist also, ob die Risiken beim Fracking signifikant höher sind.

Keine Gutachten im Auftrag der Erdgasindustrie

Fracking
Uwe Dannwolf

Ansonsten unterstellt Monitor dem Hydrogeologen Uwe Dannwolf auf dünner Faktenbasis einen Interessenkonflikt. Dannwolf war früher bei Amec Earth & Environmental angestellt. Er hat gegenüber Monitor detailliert offengelegt, dass er in seinem beruflichen Leben bisher ausschließlich Umweltanalysen durchgeführt hat und keine einzige im Auftrag der Erdgasindustrie.

Dannwolf hat - falls das jemand vergessen haben sollte - im Auftrag des Umweltbundesamts (UBA) die zweite Risikostudie zu Fracking an verantwortlicher Stelle mit erarbeitet. Er war also keinesfalls Panoramas "Kronzeuge", sondern der vom Fracking-kritischen UBA berufene Experte.

Die Leiterin des UBA und ihre Chefin, Umweltministerin Hendricks, sind bekanntermaßen eher Fracking-Gegner. Dannwolf ist also der von den obersten Fracking-Gegnern berufene Experte - deshalb hat Panorama genauer bei ihm nachgefragt. Offenbar gab es kein Problem mit Dannwolf, so lange seine Studie vom UBA als Fracking-kritisch ausgelegt wurde. Doch als der Experte in Panorama offenlegt, dass er sich falsch verstanden fühlt, wird er auf einmal zur Zielscheibe der Kritik. Eine sachliche und faktenbasierte Auseinandersetzung gerät in den Hintergrund.

Mit Dannwolfs Einschätzung, dass die Frackingtechnologie beherrschbar sei, befindet er sich im Konsens mit allen namhaften Geologen und Hydrogeologen in Deutschland. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem die Stadtreinigung Hamburg oder der Kanton Basel. Das verschweigt Monitor und verlegt sich wieder auf eine Unterstellung. Zitat Monitor: "Unabhängig? Fest steht: das Büro, für das Dannwolf tätig war, war eine Tochter des Amec-Konzerns, der Geschäfte mit der Öl- und Gasindustrie macht."

Damit endet der Versuch, Uwe Dannwolf als befangenen Wissenschaftler der Gasindustrie darzustellen: Man beschäftigt sich nicht mit seinen Argumenten, sondern mit einer konstruierten Abhängigkeit von vermeintlichen Auftraggebern, wegen der Geschäfte des Mutterkonzerns.

Ist Panorama Teil der Exxon-Verschwörung?

Abschließend noch ein Versuch der Beruhigung: Die ARD hat es immer ausgehalten, wenn Redaktionen bei wichtigen Themen unterschiedlicher Meinung sind. Das wird auch in diesem Fall so sein. An die Kollegen von Monitor aber noch eine Frage nach der Stimmigkeit Eures Beitrags: Müssten wir nach Eurer Logik denn nicht auch zwingend Teil der großen Exxon-Verschwörung sein? Schließlich habt Ihr ja in Eurem Stück mehrfach Teile aus unserer Berichterstattung gezeigt, so zum Beispiel das Trinken der neuentwickelten Frackingflüssigkeit durch die Exxon-Mitarbeiter. Oder das Interview mit Uwe Dannwolf, der Thomas Berbner in geheimer Mission der Erdgasindustrie als willfährigen Berichterstatter benutzte.

Um es offen zu sagen: Wir geben sogar direkte Kontakte zu Exxon  zu, ohne dass Ihr uns danach fragt. Mehrfach haben wir mit Mitarbeitern von Exxon gesprochen, zum Teil hinter verschlossenen Türen, weil Exxon viel Erfahrung mit der Erdgasförderung in Deutschland hat. Was wir dort erfahren haben, haben wir von unabhängiger Seite mehrfach überprüfen lassen. Das nennt man dann Recherche.

Faktencheck Fracking

Fracking ist für viele Menschen ein angstbesetzter Begriff. Panorama hat Experten gebeten, zu den wichtigsten Fragen Stellung zu nehmen und daraus einen Faktencheck zum Thema Fracking erstellt.

 

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Dieses Thema im Programm:

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