Jubiläum: 95 Jahre Hamburger Hafenkonzert
Die erste Sendung ging am frühen Sonntagmorgen des 9. Juni 1929 live über den Sender. Von Bord eines Schiffes. Für viele Hörerinnen und Hörer ist das Hamburger Hafenkonzert längst zu einer Kultsendung geworden.
Eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht
"Schaffen Sie etwas ganz Neues, eine Sendung, die nach Tang und Teer riecht. Eine Sendung, in der die See zu den Hörern spricht, die See und die Männer, die sich ihr verschrieben haben. Nutzen Sie alle Möglichkeiten, die Ihnen die Technik bietet. Stellen Sie die Technik vor neue Probleme. Kurz und gut: Schaffen Sie eine einmalige Sendung für den frühen Sonntagmorgen." So lautete der Auftrag, den der erste Intendant der Nordischen Rundfunk AG, Hans Bodenstedt, im Frühjahr 1929 seinem Mann für das Maritime, Kurt Esmarch, erteilte. Schon einen Tag später legte der seinem Chef ein Konzept vor. Bis heute ist es die Grundlage des Hamburger Hafenkonzerts geblieben.
Eine altmodische Sendung? Im Gegenteil!
Eine alte Sendung, mag man denken. Stimmt. Das Hamburger Hafenkonzert gilt sogar als die älteste Hörfunksendung der Welt. Seit Beginn waren die Hafenkonzert-Reporterinnen und Reporter immer ganz nah dran an den Themen der Zeit. Als Kapitän Hugo Eckener anlässlich des Ostseejahres 1931 mit seinem Luftschiff "Graf Zeppelin" in Travemünde landete war das Hamburger Hafenkonzert dabei. Und auch 1962 waren die Hafenkonzert-Reporter während der großen Flutkatastrophe direkt vor Ort, um mit dem damaligen Innensenator Helmut Schmidt und den betroffenen Menschen zu sprechen.
Rund um den Hamburger Hafen, die Schifffahrt und das Meer
In den vergangenen 95 Jahren haben sich die Schifffahrt und der Hamburger Hafen enorm verändert. Das Hafenkonzert hat diese Veränderungen stets begleitet und dokumentiert. Windenergie, Plastik im Meer, Arbeitsbedingungen auf modernen Frachtern sind heute ebenso Themen wie der alljährliche Hafengeburtstag.
Die Tücken der Technik
Die Themen der Sendung haben sich kontinuierlich entwickelt - und natürlich hat sich auch musikalisch viel getan. Für die erste Sendung am 9. Juni 1929 von Bord des Dampfers "Antonio Delfino" der Hamburg-Südamerikanischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft wurde das Altonaer Symphonieorchester engagiert, das Melodien aus dem "Freischütz" spielte. Wahrlich kein Ohrenschmaus unter den Kopfhörern eines Detektorradios, die man zum Hören brauchte. Die Verantwortlichen beschlossen deshalb, nur noch Bläser zu verpflichten. Fast ein Vierteljahrhundert prägte Hans Freese mit seinem Hamburger Blasorchester die Sendung.
Schlagerstars sorgen für Aufsehen
Später folgten Musiker wie Alfred Hause, Günther Fuhlisch oder Karl-Heinz Loges, die das traditionsbewusste Publikum mit Jazz und Swing konfrontierten. Doch damit nicht genug. Der Hafenkonzert-Musikredakteur Horst Trinkwald engagierte neben den altbekannten und beliebten maritimen Künstlern wie Carl Bay, Hein Timm oder Richard Germer nun auch Schlagerstars wie Freddy Quinn, Fred Bertelmann oder Heino - ein Raunen ging durch die Hafenkonzertgemeinde.
Heidi Kabel als erste Frau beim Hafenkonzert
Mitte der 50er-Jahre brach das Hafenkonzert mit einem weiteren Tabu: Heidi Kabel sang als erste Frau in der Traditionssendung. Ihr folgten bald Lale Andersen, Lieselotte Malkowsky und Nana Gualdi. Heute ist die Hafenkonzertgeschichte ohne Stars wie Heidi Kabel und Freddy Quinn kaum vorstellbar.
Von der weltweit empfangbaren Radiosendung zum Podcast
Auch nach 95 Jahren dreht sich im Hamburger Hafenkonzert noch immer alles um das Meer, die Seefahrt und den Hamburger Hafen. Was viele vielleicht nicht wissen: Empfangbar ist das Hamburger Hafenkonzert nicht nur bei seinem Stammsender NDR 90,3. NDR Schlager sendet das Hamburger Hafenkonzert mit den gleichen Themen, aber einer eigenen maritimen Musikmischung. Außerdem ist das Hafenkonzert beim Deutschen Radioprogramm der nbc in Namibia und der Deutschen Stimme in Adelaide zu hören. Und wer die Informationen, die das Hamburger Hafenkonzert bietet, lieber kompakt und ohne Musik genießen will, der ist beim Hafenkonzert-Podcast genau richtig.