Kolumne: Hör mal 'n beten to "Oostfreesland in echt - Boßeln"
Vorurteile über Ostfriesland? Wer hat die denn schon? Frank Jakobs räumt mal auf mit Klischees.
"Oostfreesland in echt - Boßeln"
Boßeln. Dat is Volkssport bi uns in Oostfreesland un ok in Schleswig Holsteen spölen se dat. Un daar geiht dat um Schnaps un Bollerwagens. Hebb körtens leest. De dat schreven hett, harr keen Ahnung.
In echt is dat nämlich so: Vöör hunnerte van Jahren is Klootscheten entstahn: Damals weer Harm ter Fehn düll up Wilfried Gerdes. Do hett he bi sük sien Klo d'r utreten un daarmit up Wilfried smeten. Wilfried wull sük dat nich gefallen laten, un hett dat Klo torügg gallert. Dat hebben de Nabers sehn un en SMS an hör Frünnen stüürt, wiel dat 1643 noch keen WhatsApp geev. Un do kwemen se all un haren daar so en Pläseer bi, dat se dat all Week weer maakt hebben.
Weg vun de Klos, hen to Kugels
As hör de Klos utgungen, sünd se up lüttje Kugels umsteggen. In dat Woord Klootscheten steckt de Ursprung aber noch drin. Dat 't' is daar rinruutscht, will man dat beter proten kann, wenn man duun is. Dat weer denn ok de Anfang van dat Boßeln. Denn de lüttje Klootkugels kunnen se slecht weerfinnen. Un jeder froog, waar is de Kloot bloß hen: Ut bloß hen is mit de Tied Boßeln worden.
De Kugels wurren groter un dat Spill wuur up d' Straat spölt. In de Bollerwagens weren damals noch Kojen in, daarmit se de up Sönndag bi't Boßeln ok noch melken kunnen. Dat weer aber vörbi, as de Kojen sük bi de Gewerkschaft beschwert hebben. De Bollerwagens sünd aber bleven, wegen de Tradition.
Supen jo, aver kien Schnaps
Un Schnaps? Geef dat nich. Boßlers supen all immer Altöl van hör Lanzbulldoggen. Wat anners marken de nämlich gaar nich. Un mit dat wat daarvan an Saisonenn overblifft, daarmit maken wi uns Osterfüür an, tosamen mit en paar oll Reifens un Siloplanen, de nix mehr sünd. Denn brannt dat ok vernünftig.
Dat waard al siet Jahrhunnerten so maakt. Jaha. So is dat in echt hier bi uns in Oostfreesland.
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Die plattdeutsche Morgenplauderei "Hör mal 'n beten to" gehört seit mehr als 60 Jahren zum Alltag in Norddeutschland. Hier werden die Wunderlichkeiten des Alltags betrachtet. So klingt es, wenn wir Norddeutschen uns selbst auf die Schippe nehmen - liebevoll bis spöttisch, selten mit dem Finger in schmerzenden Wunden, aber immer an Stellen, an denen wir kitzelig sind. Im Radio: werktags um 10.40 Uhr auf NDR 1 Welle Nord, um 11.50 Uhr auf NDR 1 Niedersachsen und um 13.20 Uhr auf NDR 90,3.