Freude über Olympia-Silber braucht bei Wickler und Ehlers noch ein wenig
Die Hamburger Beachvolleyballer Clemens Wickler und Nils Ehlers haben bei Olympia die Silbermedaille gewonnen. Eine Perspektive, die ihnen angesichts der krachenden Finalniederlage zunächst schwer fiel. Viel Zeit zum Ärgern aber bleibt dem Duo nicht, denn die EM steht vor der Tür.
Wunderkerzen leuchteten, es gab Applaus und viele Umarmungen: Als die beiden Beachvolleyballer in der Pariser Nacht durch ein Spalier von Familie und Freunden liefen, war ihr Lächeln kurzzeitig zurück. Unweit des spektakulären Stadions am Eiffelturm wurden sie und ihre gewonnene Silbermedaille in einem Restaurant gefeiert.
Der Schmerz über die herbe Niederlage im Olympia-Endspiel dürfte bei den Hamburgern trotzdem noch etwas anhalten. "Wir haben überhaupt nicht ins Spiel gefunden, haben leider im Finale mit unser schlechtestes Spiel der Saison gemacht", sagte Ehlers zuvor noch deutlich konsternierter.
"Vielleicht zu viel gewollt. Gold vor Augen und dann komplett dicht gegangen vom Kopf." Clemens Wickler
Mit beeindruckenden Auftritten waren die Hamburger in der französischen Hauptstadt ins Finale marschiert. Doch beim 0:2 (10:21, 13:21) gegen die jungen Weltranglistenersten aus Schweden, David Ahman/Jonatan Hellvig, funktionierte fast nichts. "Vielleicht zu viel gewollt. Gold vor Augen und dann komplett dicht gegangen vom Kopf", versuchte sich Wickler an einer Erklärung.
Beim Aufwärmen habe er noch das beste Gefühl des ganzen Turniers gehabt. "Und dann gehen wir da aufs Feld und alles ist komplett weg. Beine komplett schwer. Es war definitiv irgendwas, was da mental mit uns passiert ist", sagte der 29-Jährige. Viele Aufschlagfehler, Missverständnisse und andere Wackler sahen die vielen deutschen Fans.
Die Schweden mussten auf ihre besonderen Sprung-Zuspiele nicht mal besonders oft zugreifen. Ihnen genügte es, kontrolliert und ohne viele Fehler zu spielen. "Das tut unfassbar doll weh, weil auf der Bühne, mit der Aufmerksamkeit dann nicht ins Spiel zu finden und so zu performen, ist sehr, sehr enttäuschend und haut einen ziemlich runter", sagte der 30-jährige Ehlers.
Die Freude über Olympia-Silber wird kommen
Viele Unterstützer waren aus der Heimat angereist und nahmen lange Wege auf sich. Dass sie dann so eine Leistung sahen, tue ihm extrem leid, sagte Wickler. "Aber, wenn ich sehe, wie stolz die meisten auf uns sind von den deutschen Fans, hilft mir das auch, dass ich selber auf unsere Leistung stolz bin", sagte der 29-Jährige. "Weil wir in den sechs Spielen davor teilweise über uns hinaus gewachsen sind, noch mal enger zusammengewachsen, haben eine Riesen-Euphoriewelle in Deutschland ausgelöst für Beachvolleyball".
Ambitioniert war das Ziel Medaille, dass sich die Partner bei der Formierung ihres Teams 2022 gegeben hatten. Dass es am Ende Silber wurde, ist der größte Erfolg ihrer Karriere und durchaus überraschend. Mit etwas Zeit wird die Freude über das Erreichte kommen. "Und das ist auch wichtig, das immer mehr zu realisieren, sich immer mehr auch einzureden", sagte Ehlers. "Und irgendwann bin ich mir sicher, glaube ich es dann auch zu 100 Prozent."
Start der Beachvolleyball-EM am Mittwoch
Der Abend im Kreise der Liebsten wird dabei sicher geholfen haben. Das Duo sieht sich weiter auf dem Weg nach oben. Ehlers sprach von einer extrem wichtigen Lern-Erfahrung. Wickler gab sich kämpferisch: "Wenn wir noch mal die Möglichkeit haben, irgendwann ein ähnliches Finale zu haben, machen wir es besser."
Viel Zeit zum Feiern von Silber oder Ärgern über die verpasste Chance bleibt den Hamburgern wegen der internationalen Terminplaner ohnehin nicht. Bereits am Mittwoch beginnt für die beiden die Europameisterschaft in den Niederlanden.