WG-Freunde und Neu-Hamburger: Segler Burke und Fink vor Transat-Start
Ihr Mentor ist Boris Herrmann und wie der Hamburger Weltumsegler starten die jungen Aufsteiger Lennart Burke und Melwin Fink am Sonntag ins Atlantikrennen Transat Jacques Vabre.
Die Spannung steigt, das fordernde Abenteuer über 4.600 Seemeilen (knapp 8.520 Kilometer) im Nordatlantik steht kurz bevor. "Für uns ist es das bislang größte Rennen unserer Karriere", sagt Melwin Fink, der mit 21 Jahren zweitjüngste der 190 Transat-Segler.
Der Regatta-Klassiker führt ab Sonntag (der Start ab 13 Uhr im Livestream bei NDR.de) eine Rekordflotte von 95 Booten in vier Klassen von Le Havre über den Atlantik nach Martinique. Rund zwei Wochen wird das Rennen Segel-Duos aus 17 Ländern mit stürmischem Auftakt im Ärmelkanal und in der Biskaya, dem Sprung über den großen Teich und einem heißen Karibik-Finale fordern.
Transat-Premiere für die beiden Newcomer
Vor knapp einem Jahr hatten die Ex-Mini-Solisten Burke und Fink das Next Generation Sailing Team gegründet und ihre Kräfte gebündelt. Ihre Bootsklasse Class40 gilt als Sprungbrett zu den Imocas, wo Herrmann mit seiner Malizia - Seaexplorer seine zweite Vendée-Globe-Teilnahme 2024/2025 im Blick hat. Ein Traum, den auch der Stralsunder Burke und sein Partner Fink aus Bad Salzuflen verfolgen. Aktuell segeln beide aber gemeinsam ihr 2022 gebautes, zwölf Meter lange Geschoss Sign for Com.
Achtungserfolg im Fastnet Race
Mit Platz vier im legendären Fastnet Race haben die ehrgeizigen Jungprofis im Sommer schon gezeigt, dass sie es mit den Klassenbesten aus Frankreich, Italien oder Kroatien aufnehmen können. "Beim Transat sind alle Top-Leute dabei. Ein Top-Ten-Platz wäre wunderschön", hofft Burke. Angst vor den großen Namen wie zum Beispiel Crosscall mit Vendée-Globe-Sieger Vincent Riou an Bord haben sie nicht. "Auf dem Wasser sind es einfach nur Boote. Man denkt nicht darüber nach, wer da drauf ist", so der Stralsunder.
Wohngemeinschaft im Hamburger Portugiesenviertel
In Le Havre, wo in dieser Woche bis zum Rennstart am Sonntag Hunderttausende in den Hafen strömen, um die Hochseehelden und ihre Boote zu sehen, hatten Burke und Fink ihre Vorbereitungen bereits am Mittwoch abgeschlossen.
"Wir haben Trocken- und Nassmahlzeiten dabei, Pumpernickel, Käse, Wurst, Haribo, Pringles, Wasser und für jeden eine Cola pro Tag", beschreibt Fink den Rennproviant. "Wir haben Verpflegung für 20 Tage an Bord, hoffen aber auf 15, 16 Tage Renndauer." Keinen Zweifel hat die einzige komplett deutsche Transat-Crew daran, dass sie auf See bestens miteinander klarkommt. Beide sind am 1. Oktober als Wohngemeinschaft ins Hamburger Portugiesenviertel gezogen.
Unterstützung von Mentor Boris Herrmann
Mit bescheidenem Budget stehen sie bis 2024 auf sicheren Beinen, hoffen aber auf weitere Partner und können sich keine großen Sprünge erlauben. "Boris Herrmann hat uns schon sein Schlauchboot geliehen, gibt uns Rat und lässt uns Sachen in seinem Hangar lagern", erzählt Fink. Mit dem 25-jährigen Burke harmoniert der Jura-Student gut. "Melwin übernimmt - wenn möglich - die technischen Sachen. Ich bin eher der Organisierte, der sich beispielsweise um die Finanzen kümmert. Können tun wir aber beide alles, und das ist gut so", sagt Burke.
Nächste Generation im Hochseesegeln
Auf dem Weg nach oben sind sie schon weit gekommen. Der Transat-Start war das mittelfristige Ziel. "Da sind wir jetzt. Das fühlt sich großartig an", so Fink. Sein Team will sich einige Jahre in der Class40 etablieren, bevor ein möglicher Aufstieg in die Imoca-Welt folgen kann. "Wir sind noch jung und haben viel vor", sagt Fink.
Dass das Interesse am Segelsport in Deutschland auch zu ihren Gunsten "erheblich gestiegen" ist, sei Boris Herrmann und dessen Team Malizia zu verdanken. Auf dieser Meeres-Bühne will nun die nächste Generation glänzen.