Segeln: Herrmann und Harris fiebern Transat-Start entgegen
Ein Jahr vor Beginn seines zweiten Solorennens um die Welt ist Boris Herrmann mit seinem Co-Skipper Will Harris ab Sonntag bei der Zweihand-Regatta "Transat Jacques Vabre" (TJV) von Le Havre nach Martinique gefordert. Der Hamburger schwärmt vom Teilnehmerfeld.
"Wir hatten bei den Imocas noch nie 40 Boote am Start. Das ist total irre, einfach toll", sagte der 42-Jährige, der mit seiner Hightech-Yacht Malizia - Seaexplorer ab Sonntag (ab 13 Uhr im Livestream bei NDR.de) an der 16. Ausgabe der Atlantik-Regatta teilnimmt.
Insgesamt sind 190 Segler und Seglerinnen mit 95 Booten in den vier Klassen Ultime, Ocean Fifty, Imoca und Class40 dabei - so viele wie noch nie. In der Imoca-Klasse segeln mit der gebürtigen Münchnerin Isabelle Joschke ("MACSF") und dem Kieler Andreas Baden ("Nexans - Art et Fenêtres") zwei weitere Deutsche mit. Bei der Class40, den kleinsten Yachten, sind auch die Jungprofis Lennart Burke aus Stralsund und Melwin Fink aus Bad Salzuflen mit "Sign For Com" am Start.
Team Malizia: Vorteil durch Erfahrung
Herrmann und Harris segelten bereits 2019 bei der TJV mit und wurden Zwölfter. Eine Platzierung, mit der Herrmann auch diesmal leben könnte: "Es gibt vier Favoriten und knapp dahinter zehn auf Augenhöhe, zu denen ich auch uns zähle. Wir wollen das Maximale herausholen, aber ich würde mich auch nicht schämen, wenn es kein Top-Ten-Ergebnis wird."
Als "großen Vorteil" gegenüber der Konkurrenz mit zahlreichen Neubauten sieht der Hamburger die Tatsache, dass sich die Malizia vor allem beim Ocean Race und jüngst auch beim "Défi Azimut" bewährt habe: "Wir kennen unser Schiff bestens. Vielleicht gehen wir deshalb auch etwas entspannter und mit mehr Spaß ins Rennen." Der Brite Harris glaubt sogar an eine Platzierung unter den Top Fünf: "Wir müssen aber natürlich auch immer die richtigen Entscheidungen treffen."
Herrmann, der im Anschluss ans Transat noch die Rückregatta "Back to La Base" alleine bestreitet, hat zudem ein übergeordnetes Ziel: die Solo-Regatta "Vendée Globe" im kommenden Jahr, für die er bereits qualifiziert ist: "Es sind zwei Rennen, um mit den anderen auf Tuchfühlung zu gehen. Ich möchte gerne früh im Winter eine Einschätzung haben und auch sehen, wo ich alleine stehe, wie ich nach dem Ocean Race wieder ins Einhandsegeln reinkomme."
Burke/Fink: Keine Angst vor großen Namen
Der 25 Jahre alte Burke und der 21 Jahre alte Fink, die sich inzwischen in Hamburg eine Wohnung teilen, zählen zu den jüngsten Teilnehmern der diesjährigen TJV. Erst vor einem Jahr haben sie ihr "Next Generation Sailing Team" gegründet, aber schon mehr als 12.000 Seemeilen gesammelt. Beim Fastnet Race im Juli belegten sie einen starken vierten Platz.
Angst vor den großen Namen wie zum Beispiel Crosscall mit Vendée-Globe-Sieger Vincent Riou an Bord haben sie nicht: "Auf dem Wasser sind es einfach nur Boote. Man denkt nicht darüber nach, wer da drauf ist", sagte Burke.
Vier verschiedene Strecken, 14 Tage auf See
Gut 14 Tage wird die Gesamtflotte ungefähr unterwegs sein, ehe der Zielhafen Fort-de-France auf Martinique erreicht ist. Die vier Bootsklassen haben vier unterschiedliche Strecken: Drei müssen auf dem Weg in die Karibik dabei den Äquator überqueren, lediglich die "Class 40"-Yachten bleiben im Nordatlantik.
Die Regatta ist auch als "Kaffeeroute" bekannt, weil die Boote in umgekehrter Richtung der Route folgen, auf der im 18. und 19. Jahrhundert Schiffe den Kaffee aus Südamerika nach Le Havre gebracht hatten. Jacques Vabre ist der Name eines französischen Kaffeerösters.