Boote segeln bei der Transat Jacques Vabre durch raue See. © picture alliance/dpa/MAXPPP | Franck Castel

Segeln: Stürmisches Transat Jacques Vabre spektakulär gestartet

Stand: 29.10.2023 15:52 Uhr

Die 16. Auflage des Atlantikrennens "Transat Jacques Vabre" (TJV) von Le Havre nach Martinique ist am Sonntag so ungewöhnlich gestartet wie noch nie. Während sich drei von vier Bootsklassen auf den Weg machten, mussten die Imoca-Yachten von Weltumsegler Boris Herrmann und Co. im Hafen bleiben.

Wenige Stunden vor dem Start wurden der Hamburger und die anderen Imoca-Segler gestoppt. Drohende Biskaya-Stürme und vorhergesagte Windgeschwindigkeiten von 80 Knoten und 10 Metern Seegang in den nächsten Tagen - die Rennleitung zog die Reißleine.

"Eine Entscheidung für die Sicherheit kann man nie kritisieren, insofern ist es eine gute Entscheidung", sagte Herrmann. "Wir waren davon ausgegangen, dass wir am Donnerstagmittag rund um Kap Finisterre vor dem Schlimmsten durch sind. Das mussten wir schaffen, da kam es auf wenige Stunden an, dann hätten wir es gerade so vor dem großen Sturm geschafft." Allerdings wären die langsameren Imocas ohne Foils wohl in den Sturm geraten - ohne die Möglichkeit, einen Hafen anzulaufen, erläuterte der fünfmalige Weltumsegler, der bei der Zweihand-Regatta gemeinsam mit dem Briten Will Harris ein bewährtes Duo bildet.

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Die Segler Lennart Burke (l.) und Melwin Fink © picture alliance/dpa/Qaptur/Next Generation Boating GmbH

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"Ich hätte gerne mit Will zusammen einen Härtetest gemacht. Unsere Sturmfock ist fertig angeschlagen, wir sind bereit, wir haben das Boot getestet und es ist wahrscheinlich das stabilste Schiff der Flotte. Insofern sind wir darüber ein bisschen wehmütig. Aber natürlich nützt es uns auch nichts, wenn wir da als Heroen durchsegeln und zwei Drittel oder die Hälfte der Flotte abbricht. Dann gerät unser gesamter Sport in Verruf", so der gebürtige Oldenburger.

Die Imoca-Flotte bleibt nun in Le Havre, bis sich die Situation verbessert. Das kann mehrere Tage dauern. Das größte Problem für die Imocas besteht darin, dass es an der Atlantikküste keinen Hafen gibt, der die 40 18-m-Schiffe aufnehmen könnte.

Auch Kieler Segler Baden hat Verständnis

Betroffen sind von der Verschiebung aus deutscher Sicht neben Herrmann der Kieler Andreas Baden (Nexans - Art et Fenêtres) und die in München geborene Deutsch-Französin Isabelle Joschke (MACSF). Auch Baden zeigte Verständnis. Zumal sich noch einige Imoca-Yachten - anders als beispielsweise Boris Herrmann mit der Malizia - Seaexplorer - über die anschließende Rückregatta 'Retour à la Base' für die Vendée Globe im kommenden Jahr qualifizieren wollen. "Da wäre es schon sehr unglücklich, wenn sich bereits auf dem Hinweg die Hälfte der Flotte binnen der ersten drei Tage zerlegt", so der Kieler.

Burke und Fink kommen gut über die Linie

Während sich die Imocas noch gedulden müssen, bis sie das Rennen im Transatlantik-Klassiker aufnehmen können, machten sich drei der vier Klassen am Sonntagmittag auf den Weg. Die Bilder in Starkwinden um 25 Knoten und weiß schäumender See erinnerten dabei zuweilen eher an ein Rodeo als an eine Segelregatta. Im Feld der kleinsten Class40-Boote, die immer wieder von heftigen Sturmböen auf die Seite gedrückt wurden, kamen die einzigen deutschen Teilnehmer Lennart Burke und Melwin Fink (Stralsund/Bad Salzuflen) mit der führenden Gruppe gut über die Linie und die ersten Seemeilen. Von einer Kollision in ihrer Nähe blieb das Duo unbeschadet.

Das Renngeschehen im Live-Tracker:

Planänderung: Ocean Fifty und Class40 sprinten nach Lorient

Wie die zweitgrößte Klasse der Ocean-Fifty-Katamarane absolvieren auch die Class40-Crews aufgrund der nahenden Atlantik-Stürme zunächst nur einen rund 300 Seemeilen langen Sprint in die bretonische Hafenstadt Lorient, wo sie das schwere Wetter bis zum zeitlich noch nicht festgelegten Neustart aussitzen sollen. Der Zwischenstopp sei "für die Moral ein bisschen blöd, aber eine vernünftige Entscheidung", sagte Fink. Das Wetter sehe Mitte der Woche "ganz schön heftig aus" für die Biskaya.

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Lennart Burke (r) und Melwin Fink an Bord ihrer Class-40-Yacht "SignForCom". © picture alliance Foto: next generartion sailing

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Ultim-Giganten behalten Strecke bei

Lediglich die Ultim-Trimarane segeln auf ihrer Strecke über 7.500 Seemeilen (13.890 Kilometer) ohne Halt nach Martinique. Die Giganten sollten schnell genug sein, um dem Sturmtief rechtzeitig in südliche Richtung zu entkommen. Vor den Crews liegt aber viel Arbeit. Die nächsten Tage würden wetterbedingt "lebhaft", prognostizierte die Renndirektion.

Trotz der Startverzögerungen beziehungsweise Kursänderungen bleibt es das Ziel der Rennleitung, dass die Flotte gemeinsam das Ziel in der Karibik erreicht. Die Strecken dürften entsprechend angepasst werden. "Es ist zum jetzigen Zeitpunkt reine Spekulation, aber ich gehe davon aus, dass sie die Strecke nach Martinique verkürzen und wir daher nicht zweimal auf die Doldrums stoßen", sagte Herrmann.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 29.10.2023 | 22:50 Uhr

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