Hamburg will Olympia - Berlin schreckt vor Abstimmung zurück
Hamburg und Berlin gemeinsam als Ausrichter für Olympische Sommerspiele - das war bisher die Idee. Jetzt bereitet sich die Hansestadt immer stärker darauf vor, Olympia alleine auszutragen.
Hamburg will sich grundsätzlich weiter mit Berlin bewerben. Aber: Die Hauptstadt könnte als Partner-Ausrichterstadt ausfallen. Denn Berlin müsste wie alle möglichen deutschen Ausrichterstädte zunächst die Bevölkerung über Olympische Spiele abstimmen lassen. Die Zustimmung für eine Bewerbung fällt an der Spree momentan aber eher klein aus. Berlin würde deshalb gerne auf eine Abstimmung verzichten.
Der Deutsche Olympische Sportbund macht da jedoch nicht mit und fordert ein positives Abstimmungsergebnis, wie DOSB-Präsident Thomas Weikert am Donnerstag auf der Sportbusiness-Konferenz SpoBis in Hamburg noch einmal bekräftigte.
Berlin will sich nicht blamieren
In Berlin wird deshalb bereits überlegt, die Bewerbung zurückzuziehen, um sich nicht mit einem negativen Abstimmungsergebnis zu blamieren. Auf diesen Fall will Hamburg vorbereitet sein. Bis Mai müssen alle deutschen Kandidatenstädte ihre Konzepte beim DOSB einreichen. Die Hansestadt arbeitet nun parallel an einer Bewerbung mit und an einer ohne Berlin.
Grote für Hamburger Votum zuversichtlich
Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote befürwortet trotz des negativen Ergebnisses 2015 eine erneute Abstimmung. Zumal eine Befragung keine politische Entscheidung sei, wie er betonte. "Jede Initiative kann eine Volksabstimmung erzwingen. Deswegen ist es klug, von vornherein zu sagen: Selbstverständlich wollen wir das Votum der Bevölkerung dazu einholen", meinte der SPD-Politiker.
Er habe viel für die Idee übrig, dass man bei allen deutschen Kandidaten parallel und gleichzeitig eine Abstimmung in der Bevölkerung macht, so Grote: "So hätten wir ein bisschen diesen Wettbewerbsgedanken und man wüsste dann auch, bevor man sich für eine Stadt entscheidet, wie hoch ist denn eigentlich die Zustimmung." Für Hamburg sei er zuversichtlich.
Auch Weikert glaubt, dass sich die Stimmungslage grundsätzlich vor allem seit den Spielen in Paris 2024 zum Positiven verändert hat. Entsprechende Umfragen seien "immer positiv, also im Moment über 70 Prozent", sagte der DOSB-Chef.
Endgültiger Fahrplan soll im Dezember stehen
Der DOSB will im Dezember auf einer Mitgliederversammlung abstimmen, mit welcher Stadt oder Region der Verband in die Bewerbungsrennen für die Spiele 2036, 2040 und 2044 gehen will. Weikert verteidigte die Strategie des DOSB, nicht einen Kandidaten zu benennen. Die Bevölkerung müsse mitgenommen werden: "Einen Bewerber zu bestimmen, hat mit Demokratie eher wenig zu tun. Und ich glaube daran, dass aus den Regionen, die sich bewerben wollen, auch ein positives Signal von der Bevölkerung ausgehen muss."
Der DOSB strebt eine Bewerbung um die Sommerspiele 2036, 2040 beziehungsweise 2044 an. Interesse an der Ausrichtung bekunden bislang die Städte Hamburg, Berlin, München und Leipzig sowie die Bundesländer Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die vergangenen Olympia-Kampagnen in Deutschland waren am Widerstand und dem Votum der Bevölkerung in München (für Winterspiele 2022) und Hamburg (Sommerspiele 2024) gescheitert.
Schlagwörter zu diesem Artikel
Olympia
![NDR Logo NDR Logo](/resources/images/logos/ndr_printlogo.gif)