Ocean Race: Malizia nach Segel-Krimi Dritter - 11th Hour siegt erneut
Ocean-Race-Hattrick für 11th Hour Racing: Das amerikanische Team hat nach der vierten und fünften auch die sechste Etappe der Weltumseglung von Aarhus nach Den Haag gewonnen. In einem packenden Finish sicherte sich Holcim - PRB Platz zwei, vor der Malizia - Seaexplorer um Skipper Boris Herrmann aus Hamburg.
Auf der Zielgerade der mit lediglich 800 Seemeilen kürzesten Ocean-Race-Etappe war 11th Hour mit Skipper Charlie Enright nicht mehr zu kriegen, aber dahinter spielte sich ein regelrechter Segel-Krimi um Platz zwei ab. Die Malizia und Holcim lieferten sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, segelten zeitweise Bug an Bug.
Am Ende war das Holcim-Boot um Skipper Benjamin Schwartz, der für den zurückgetretenen Skipper Kevin Escoffier das Holcim-Ruder vor der vorletzten Etappe übernommen hatte, allerdings einen Tick schneller unterwegs und kreuzte eine halbe Seemeile vor Herrmann und Co. die Ziellinie.
Letzte Etappe nach Genua startet am 15. Juni
Nach dem dritten Etappensieg in Folge liegt 11th Hour Racing in der Gesamtwertung nun mit 33 Punkten in Führung und hat beste Karten auf den Gesamtsieg. Allerdings kann Holcim - PRB die Amerikaner auf der letzten Etappe über 2.200 Seemeilen von Den Haag nach Genua (Start 15. Juni) noch abfangen.
Holcim hat mit nun 31 Punkten nur zwei Zähler Rückstand auf 11th Hour. Die Malizia - Seaexplorer holte sich als Dritter noch drei Punkte und ist mit 27 Zählern Gesamtdritter. Damit ist der Gesamtsieg für Herrmann und Co. nicht mehr möglich. Das war aber auch nie das erklärte Ziel der Malizia-Kampagne, die das Ocean Race eher als Härtetest auf dem Weg zur Vendée Globe 2024 sieht.
Der emotionale Höhepunkt für den Hamburger war auf der sechsten Etappe allerdings der viel umjubelte Fly-By in Kiel am Freitag. Mehr als 25.000 Zuschauer feierten die Stippvisite des Ocean Race in der Förde und die Rückkehr des Rennens nach Kiel - 21 Jahre nach dem Triumph der "Illbruck", dem ersten und bislang einzigen deutschen Gewinnerboot.
Herrmann zum Fly-By in Kiel: "Werde das nie vergessen"
"Dieser Fly-By in Kiel war ein besonderes Highlight, so wie die Passage von Kap Hoorn", sagte Herrmann: "Ich werde das nie vergessen. Danke an alle, die nach Kiel gekommen sind. So viele Menschen, so viel Energie. Die Menschenmassen, die die Teams angefeuert haben ..."
Hin und Her für Team Malizia
Herrmanns Team Malizia hatte die 800 Seemeilen von Aarhus nach Den Haag am Vortag mit einem Frühstart in flauen dänischen Sommerwinden eingeläutet. In der Folgezeit war es ein Hin und Her.
Über Nacht hatte die Crew zunächst zur Flotte aufgeschlossen, dann wieder den Anschluss verloren, um auf der Zielgeraden doch noch ins Rennen um den Sieg einzugreifen. Das Fotofinish begeisterte auch das niederländische Königspaar: Willem-Alexander und Ehefrau Máxima ließen es sich nicht nehmen, ihrer Landsfrau Rosalin Kuiper an Bord der Malizia - Seaexplorer die Hände zu schütteln.
Angekommen im "Rosie-Land"
"Wir sind hier nach unglaublicher Etappe in Rosie-Land angekommen. Überall sind Plakate mit ihren Bildern und ihrem Namen zu sehen. Das ist fantastisch!", sagte Herrmann. Kuiper selbst kamen inmitten von "Rosie"-Sprechchören und lautem Jubel tausender Fans die Tränen: "Der Empfang hier bedeutet mir eine Welt. Ich habe meinen Traum realisiert und die Welt mit einem großartigen Team umsegelt."
Guyot-Comeback bemerkenswert
Nicht weniger emotional war das Comeback von "Guyot environnement - Team Europe" auf der sechsten Etappe. In einer wohl beispiellosen Kraftanstrengung hatte das deutsch-französische Team mit Co-Skipper Robert Stanjek die Rennyacht in Kiel wieder fit gemacht und konnte das Rennen wieder aufnehmen, das mit der siebten und letzten Etappe ab dem kommenden Donnerstag nach Genua sein Ende finden wird. Die Ankunft der Flotte wird um den 25. Juni erwartet.