Tennisspielerin Mona Barthel © IMAGO / ZUMA Wire

Mona Barthel: Der nächste Schritt ist immer der schwerste

Stand: 11.01.2023 13:27 Uhr

Mona Barthel geht in ihre 17. Saison als Tennis-Profi. Die gebürtige Neumünsteranerin hat in ihrer Karriere viele Rückschläge hinnehmen müssen, sich aber immer wieder zurückgekämpft. Nun hoffte die 32-Jährige auf eine Wiederholung ihres Australian-Open-Märchens von 2017 - vergeblich.

Nur eine Handvoll Zuschauer hatte sich auf Court 16 des Melbourne Parks eingefunden, als Barthel zu ihrem Auftaktspiel in der Qualifikation zum ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres gegen die erst 17-jährige Kroatin Petra Marcinko antrat. Vor trostloser Kulisse gelang es der einstigen Nummer 23 der Tennis-Welt nicht, Stabilität in ihr Spiel zu bekommen.

Eine miserable Quote beim ersten Aufschlag (49 Prozent) sowie zu viele unerzwungene Fehler (14) zeichneten dafür verantwortlich, dass Barthel nach lediglich 61 Minuten als Verliererin den Platz verließ.

Barthel kämpft sich über ITF-Turniere zurück

Die 2:6, 4:6-Pleite war vermeidbar und ein herber Dämpfer für Barthel, die sich über viele Turnier-Teilnahmen im vergangenen Jahr überhaupt erst wieder in die Position gebracht hatte, an der Qualifikation zu den Australian Open teilnehmen zu können. Nicht weniger als 69 Matches spielte die Norddeutsche in 2022 auf der kleineren ITF-Tour und verbesserte sich im WTA-Klassement um 165 Plätze auf Rang 224.

"Ich freue mich, dass es wieder bergauf geht und fühle mich zurzeit richtig gut", hatte die 32-Jährige kurz vor dem Jahreswechsel dem "Holsteinischen Courier" gesagt. Sprachs, packte ihre Reisetasche und machte sich auf den Weg zu ihrem Lieblingsturnier nach Australien.

2017 sensationell im Australian-Open-Achtelfinale

Tennisspielerin Mona Barthel bejubelt ihren Achtelfinal-Einzug bei den Australian Open (Foto aus dem Jahr 2017) © picture alliance / AP Photo | Dita Alangkara
Freude pur: Mona Barthel bejubelt ihren Achtelfinal-Einzug 2017 bei den Australian Open.

Vor fünf Jahren hatte sie in Down Under als Qualifikantin sensationell das Achtelfinale erreicht und war dort erst nach hartem Kampf der früheren Weltranglistenersten Venus Williams mit 3:6, 5:7 unterlegen gewesen. "Sie hat gut gespielt, so viele Bälle kamen zurück. Ich war gezwungen, mein bestes Tennis zu spielen", lobte die US-Amerikanerin anschließend ihre Kontrahentin. Bis auf Platz 47 des WTA-Tableaus verbesserte sich Barthel daraufhin in 2017.

Und dass, nachdem sie im Vorjahr wegen einer rätselhaften Virusinfektion ("Ich war sehr, sehr krank") lange Zeit überhaupt keinen Tennisschläger in die Hand hatte nehmen können.

"Aufs und Abs gehören zur Sportkarriere dazu"

Barthel konnte ihr Niveau zwei Jahre lang halten. Den mühsamen Weg durch die Qualifikation sowie die "Ochsentour" über die Dörfer, um bei ITF-Turnieren ein paar Weltranglisten-Punkte zusammenzuspielen, musste sie damals nicht gehen. Die Neumünsteranerin lief sogar wieder für Deutschland im Fed Cup (heute Billie Jean King Cup) auf. Dann aber warfen sie eine Fuß- und eine Rückenverletzung aus der Bahn. Barthel stürzte im Klassement ab und war dazu gewungen, an kleinen Veranstaltungen mit geringen Preisgeldern teilzunehmen, um sich wieder nach oben zu arbeiten.

"Im Hauptfeld von Wimbledon zu spielen ist natürlich was anderes als bei einem 25.000-er Turnier irgendwo", sagte sie Mitte des vergangenen Jahres der "Braunschweiger Zeitung". Frust schob die 32-Jährige seinerzeit, als sie in der Löwenstadt bei den "BTHC Women’s Open" aufschlug, dennoch nicht: "Aber der Sport ist derselbe, und Aufs und Abs gehören zu einer Sportkarriere dazu."

Vier Titel auf der WTA-Tour

Durch die Verletzungen und anschließenden Rehas sei sie aus dem Takt geraten, erzählte die Norddeutsche. "Ich hatte mich selber auf dem Platz verloren und muss mich wiederfinden", sagte Barthel. Sie freue sich, dass ihr Körper nun wieder mitspiele und fühle sich "fast wie 20", ergänzte die 32-Jährige.

Es war ihr anzumerken, dass sie sich nicht damit arrangieren konnte, ihre bewegte Karriere, in der sie vier WTA-Titel gewann und über vier Millionen US-Dollar an Preisgeld verdiente, abseits der großen Bühne zu beenden. Also kämpfte sie weiter, reiste von Turnier zu Turnier und bestritt eine für den Körper sehr belastende Anzahl von Matches.

Erneutes Melbourne-Märchen bleibt aus

Der Lohn der vielen Arbeit war die Qualifikation für die Qualifikation bei ihren Australian Open. Zwei Drittrunden-Teilnahmen sowie den Einzug 2017 ins Achtelfinale hat die Neumünsteranerin dort geschafft. Melbourne hätte in diesem Jahr erneut zum Märchenort für sie werden sollen. Darauf hatte die 32-Jährige gehofft.

Dass es nicht so kam, wird sie vermutlich nicht in die Knie zwingen können. Eines hat die Kämpferin Mona Barthel schließlich in 16 Profi-Jahren gelernt: Der nächste Schritt ist immer der schwerste.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 2 Sport | 11.01.2023 | 23:03 Uhr

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