Olympische Flagge vor dem Hamburger Rathaus. © Imago / Metelmann

Olympia-Bewerbung: So geht es weiter - und so stehen Hamburgs Chancen

Stand: 10.04.2025 09:24 Uhr

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will Olympia erstmals seit den Sommerspielen 1972 in München wieder nach Deutschland holen. Hamburg ist an einer möglichen Ausrichtung interessiert. Fragen und Antworten zur deutschen Olympia- und Paralympics-Bewerbung.

Welche Städte/Regionen sind an einer Austragung interessiert?

Vier Interessenten bringen sich für eine Olympia-Bewerbung in Deutschland in Stellung: Hamburg, Berlin in Kooperation mit dem kleineren Partner Leipzig sowie München und die Region Rhein-Ruhr.

Wer gilt als deutscher Favorit?

Schwierig zu sagen. Gute Chancen rechnen sich alle Interessenten aus. Berlin hätte als Hauptstadt im Zusammenspiel mit Leipzig womöglich die größte internationale Strahlkraft und als ehemals geteilte deutsche Stadt den größten Charme der ersten gesamtdeutschen Spiele seit der Wiedervereinigung. Und es gibt bereits ein modernes Olympiastadion.

Die Stadt München müsste ihres erst noch erneuern. Die European Championships vor fast drei Jahren, als mehrere Sportarten ihre Europameisterschaften in der bayerischen Landeshauptstadt ausgetragen hatten, waren aber ein voller Erfolg. Das Signal: München kann Großereignisse.

Die Region Rhein-Ruhr punktet vor allem damit, auf bestehende Sportstätten zurückgreifen zu können. Ein Olympiastadion fehlt allerdings. Genauso wie in Hamburg, das wie kein anderer Bewerber maritime Spiele präsentieren könnte. Hier wäre ein temporäres Leichtathletik-Stadion möglich, aber auch eine ziemliche Herausforderung. Im Gespräch ist das Heiligengeistfeld, realistischer dürfte eher ein Standort mit guter Verkehrsanbindung außerhalb des Stadtkerns sein.

Verlangt werden außerdem unter anderem mindestens 80.000 Hotelbetten und ein Olympisches Dorf für mindestens 70 Prozent der Athleten. Mindestens 90 Prozent der Sportanlagen müssen bereits bestehen oder temporär erbaut werden.

"Olympische Spiele sollen einen Schub bringen für den Sport - aber auch in Bereichen wie Infrastruktur, Barrierefreiheit, Wohnungsbau - jeder soll von den Spielen in irgendeiner Form profitieren. Sogar finanziell können Sommerspiele inzwischen funktionieren. Das hat Paris gezeigt." Volker Bouffier, DOSB-Vorstand mit besonderen Aufgaben

Wird es ein Referendum geben?

Mögliche Bürgerentscheide in den interessierten Städten und Regionen müssen nach Angaben des DOSB bis Juni 2026 durchgeführt werden. Sie seien aber keine zwingende Voraussetzung, um sich zu bewerben. "Über Datum, Fragestellung und Option eines gleichzeitigen Referendums entscheiden allein die politischen Instanzen", so der Sport-Dachverband.

München und Hamburg wollen eine solche Bürgerbefragung nach derzeitigem Stand durchführen. Auch ein "Ja" der Bevölkerung bringe aber "keine juristische Sicherheit", so der DOSB. 2015 hatte die Hamburger Bevölkerung in einem Referendum mehrheitlich gegen die Fortsetzung um eine Bewerbung für die Spiele 2024 gestimmt.

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Volker Bouffier, DOSB-Vorstand mit besonderen Aufgaben, ist positiv gestimmt: "Olympische Spiele sollen einen Schub bringen für den Sport - aber auch in Bereichen wie Infrastruktur, Barrierefreiheit, Wohnungsbau - jeder soll von den Spielen in irgendeiner Form profitieren. Sogar finanziell können Sommerspiele inzwischen funktionieren. Das hat Paris gezeigt - da gab es am Ende einen Überschuss von knapp 27 Millionen Euro. Es spricht aus meiner Sicht momentan ziemlich viel dafür, dass die neue Bewerbung diesmal nicht im Referendum durchfällt."

Wie ist der Zeitplan der Bewerbung?

Hamburg, Berlin, München und die Region Rhein-Ruhr müssen im Rahmen eines sogenannten Drei-Stufen-Modells zunächst bis Ende Mai verfeinerte Konzepte beim DOSB einreichen. Diese werden bis Ende September 2025 auf die Erfüllung der Mindestanforderungen und die entsprechende Plausibilität geprüft. Alle Konzepte, die diese Prüfung bestehen, werden bei der Mitgliederversammlung Ende dieses Jahres vorgestellt. Entschieden werden soll dann aber noch nichts.

Eine finale Bewertung aller Konzepte, die dann im Rennen verblieben sind, soll bis September 2026 erfolgen. Dann erst wollen DOSB und das Bundesministerium des Innern auch die "Strahlkraft" in die Bewertung einfließen lassen.

Das bestbewertete/ausgewählte Konzept wird schließlich bei einer Außerordentlichen DOSB-Mitgliederversammlung bis Ende September 2026 zur Verabschiedung vorgelegt. Dann steht fest, mit welcher Stadt oder Region sich der DOSB für die Ausrichtung bewirbt. Ursprünglich war dieser Schritt schon für Dezember 2025 angedacht.

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Für welche Olympischen Spiele will sich Deutschland bewerben?

Es ist unklar, wann Europa nach Paris wieder dran ist. Infrage kommen die Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044. Für 2036 gilt allerdings als sicher, dass Asien am Zug ist. Das "Wann" sei nicht entscheidend, betonte Michael Mronz, Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees und des DOSB-Präsidiums: "Deutschland muss ready sein, wenn Europa gefragt wird."

Am 24. Juni übernimmt die im März gewählte Kirsty Coventry beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) das Präsidentenamt von Thomas Bach. Der DOSB, dessen Präsident Thomas Weikert sich im Dezember 2026 zur Wiederwahl stellen muss, will in diesem Jahr mit dem IOC in den sogenannten "kontinuierlichen Dialog" eintreten und damit offizieller Interessent werden.

Wann werden zum nächsten Mal Olympische Spiele vergeben?

Das IOC hat die Sommerspiele bis einschließlich 2032 vergeben. Wann der nächste Gastgeber gekürt wird oder ob es - wie im Fall von Paris 2024 und Los Angeles 2028 - zu einer Doppelvergabe kommt, ist nicht bekannt. Der DOSB geht davon aus, dass das IOC frühestens 2027 über die Vergabe entscheiden wird.

Wie hoch werden die Kosten einer Bewerbung sein?

Konkrete Kosten nennt der DOSB noch nicht. Der laufende nationale Prozess, den der Verband bis Mitte 2024 aus Eigenmitteln finanzierte, soll aber deutlich günstiger sein als vergangene deutsche Bewerbungen. Günstiger beispielsweise, als die rund 50 Millionen Euro, die Hamburg im Budget für den Anlauf auf die Sommerspiele 2024 veranschlagt hatte.

Wie steht die Regierung zu einer Olympia-Bewerbung?

Der DOSB hatte die Unterstützung der früheren rot-gelb-grünen Regierungskoalition, für die Bewerbung sind auch Steuermittel in Höhe von sieben Millionen Euro jährlich freigegeben. Die Unterstützung auch der neuen Koalition gilt als sicher. Sowohl CDU/CSU als auch SPD befürworten eine deutsche Olympia-Bewerbung. "Es bestehen positive Signale dafür, dass die politische Unterstützung auf Bundesebene auch künftig Bestand haben wird", teilte der DOSB mit.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 09.04.2025 | 16:17 Uhr

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