Bürgermeister offen: Bewirbt sich Hamburg wieder um Olympia?
Zwei Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele in Paris hat die Bundesregierung eine Absichtserklärung für eine neue deutsche Olympia- und Paralympics-Bewerbung unterzeichnet. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) kann sich eine gemeinsame Bewerbung mit Berlin für 2036 oder 2040 gut vorstellen.
Die Hansestadt setzt wie die Bundesregierung auf die Sommerspiele 2040. Die zwei größten deutschen Städte gemeinsam als Olympia-Ausrichter genau 50 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung: Für Hamburgs Sportstaatsrat Christoph Holstein wäre das eine faszinierende Geschichte. Nicht nur für Hamburg und für Berlin, sondern für das ganze Land.
"Es kommt darauf an, das Konzept überzeugend darzulegen. Nach meiner Einschätzung ist das gut möglich." Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD)
Bürgermeister Tschentscher ist offen für einen neuerlichen Anlauf: "Es kommt darauf an, das Konzept überzeugend darzulegen. Nach meiner Einschätzung ist das gut möglich." Auf jeden Fall würde man vor einer Bewerbung aber noch einmal einen Volksentscheid durchführen. Denn eine solche Bewerbung müsse von der Bevölkerung getragen werden. "Wir würden den Bürgerinnen und Bürgern in Hamburg damit die Chance geben, Olympische Spiele in ihrer Stadt zu erleben, die nicht mit enorm hohen Kosten und großen Bauprojekten verbunden sind."
Hamburg hatte sich 2015 auf die Olympischen Spiele 2024 bewerben wollen. Der Prozess war allerdings gestoppt worden, nachdem die Bevölkerung sich mehrheitlich gegen eine Ausrichtung der Spiele ausgesprochen hatte.
Bundesregierung unterstützt Olympia-Bewerbung
Am Mittwoch beschloss das Bundeskabinett nach längerem Zögern, die gemeinsame Erklärung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und den an einer Bewerbung interessierten Bundesländern und Städten zu unterzeichnen, wie aus Regierungskreisen bestätigt wurde. Damit unterstützt die Ampel-Koalition einen neuerlichen deutschen Olympia-Anlauf.
"Olympische und Paralympische Spiele sind eine große Chance für unser Land. Sie wecken nicht nur Sportbegeisterung, sondern können auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken und Impulse für die Wirtschaft setzen", sagte Bundesinnen- und Sportministerin Nancy Faeser. Die SPD-Politikerin wird die Grundlagenvereinbarung am 2. August am Rande der Sommerspiele in Paris unterzeichnen.
DOSB will Gespräche mit dem IOC aufnehmen
Der DOSB will in Kürze Gespräche über eine Olympia-Bewerbung mit dem IOC aufnehmen. Gesucht wird das beste Bewerbungskonzept, das gleichzeitig international aussichtsreich und für die deutsche Gesellschaft überzeugend ist. Die Bundesregierung hat für das kommende Jahr bereits Fördermittel für den Bewerbungsprozess in Höhe von 2,2 Millionen Euro vorgesehen.
Der DOSB hatte sich schon länger um die Rückendeckung der Regierung bemüht. DOSB-Präsident Thomas Weikert hatte zum erwarteten Kabinettsbeschluss vorab gesagt, dies sei ein "wichtiger Schritt und ein starkes Zeichen, dass Deutschland diese Bewerbung wirklich will".
Gerade die Heim-EM hat sich als Katalysator für deutsche Wünsche nach den ersten Spielen auf deutschem Boden seit 1972 ausgewirkt. "Unser Ja zu einer erneuten Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele ist in den vergangenen Wochen sicher nicht leiser geworden", sagte Weikert. Zugleich warnte der 62-Jährige aber auch, sich jetzt schon auf die Jahreszahl für eine Bewerbung festzulegen. Zumal es nach IOC-Angaben schon jetzt eine größere Zahl von Interessenten für 2036 und auch 2040 gibt.
Auch die Spiele 2036 hätten für Deutschland einen besonderen geschichtlichen Bezug: genau 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin. Darüber ist kontrovers diskutiert worden - aber eine Bewerbung vier Jahre später wird klar präferiert.
Neben Hamburg und Berlin bewirbt sich unter anderem München
Allerdings sind auf deutscher Seite nicht nur Berlin und Hamburg im Rennen. Auch Leipzig, München und die Region Rhein-Ruhr haben ihr Interesse an einer Bewerbung mit Absichtserklärungen bereits konkret bekundet.
Am 7. Dezember will der DOSB bei seiner Mitgliederversammlung in Saarbrücken weitere Schritte beschließen. Weikert stellte eine außerordentliche Mitgliederversammlung im ersten Halbjahr 2025 in Aussicht, die dann eine deutsche Olympia-Bewerbung endgültig auf den Weg bringen könnte. Die Bundesregierung will sich bis 2027 mit insgesamt 6,95 Millionen Euro an den Bewerbungskosten beteiligen.
Segel-Wettbewerbe: Schwesig wirbt in Paris für Warnemünde
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) hat derweil bereits angekündigt, dass sie in ihrer Funktion als Bundesratspräsidentin am 28. Juli für zwei Tage zu den Olympischen Spielen nach Paris reisen werde und dort auch für das Segelrevier Rostock-Warnemünde werben wolle. Hamburg hatte sich bei seiner geplanten Bewerbung für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024/2028 für Kiel-Schilksee und gegen Warnemünde entschieden.
Kiel möchte zum dritten Mal olympische Segelregatten austragen
Am Freitag warf auch Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt den Hut in den Ring. "Kiel hat zweimal olympische Segelwettbewerbe ausgerichtet und ist stets bereit für ein drittes Mal", sagte Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD). Die große Zustimmung beim Bürgerentscheid 2015 habe gezeigt, wie olympiabegeistert die Kielerinnen und Kieler seien. "Unser damaliges Konzept für olympische Segelwettbewerbe in Kiel 2024 wird gerade aktualisiert", sagte Kämpfer.
2015 hatten sich die Kielerinnen und Kieler bei einer Abstimmung mit 65,6 Prozent für Olympia ausgesprochen. Die Hamburger votierten in einem Referendum jedoch gegen eine Bewerbung der Hansestadt. Bereits 1936 (Berlin) und 1972 (München) wurden vor Kiel die olympischen Segelregatten ausgetragen. Mit der Kieler Woche beheimatet die Stadt jeweils Ende Juni zudem das nach Veranstalterangaben größte Segelereignis der Welt.