Boris Herrmann vor Ocean Race - und im Kampf gegen den Klimawandel
"A Race We Must Win - Climate Action Now" steht auf dem Boot von Weltumsegler Boris Herrmann, der ab Mitte Januar am Ocean Race teilnimmt. Auf der Tour sammelt der Hamburger Daten für den Kampf gegen den Klimawandel - und lässt sich in Schulstunden schalten.
Zu seiner Frau Birte und seiner kleinen Tochter wird der 41-Jährige wie schon bei der Vendée Globe per Videotelefonie Kontakt halten. In erster Linie ist Herrmann Sportler und will beim Ocean Race vorne mit dabei sein - wofür Unterstützung von seiner Familie wichtig ist. Zu seinen Zielen gehört aber auch, Daten für die Wissenschaft zu sammeln und an Schulen Kinder über die Bedeutung der Ozeane zu informieren. Sie für das Thema Klimawandel zu sensibilisieren. Auch dafür setzt er die Kommunikationstechnik an Bord der "Malizia - Seaexplorer"ein.
"Es ist die Tragik der Ozeane: Sie durchlaufen fundamentale Veränderungen, aber das Wasser ist immer noch blau. Die Problematik fällt weniger ins Auge." Segler Boris Herrmann
"Birte spielt eine ganz wichtige Rolle - sie kümmert sich intensiv um unser Projekt mit der Schulkampagne und treibt das voran", erklärt Boris Herrmann im NDR Interview. "Auch während wir auf See sind, gibt es Videoschalten mit Schulkindern aus verschiedenen Ländern. Das moderiert sie dann." Diese würden das Rennen verfolgen und könnten auch Fragen an den Weltumsegler schicken. "Da sind wir ein bisschen im Austausch."
Rolle der Ozeane als CO2-Speicher immens
Das Schulprojekt - seine Frau ist selbst Lehrerin - ist das eine, die Arbeit für die Wissenschaft das andere. Mit ihren Segelbooten fahren die Sportler durch Bereiche des Meeres, in die sonst eigentlich niemand kommt. Abgelegen von bewohnten Inseln und auch von den Routen der Frachtschifffahrt. "Es ist natürlich toll für die Wissenschaft, wenn wir da präzise Daten mitbringen", erläuterte Herrmann bei der Pressekonferenz vor der Route du Rhum, "um zu verstehen, wie hoch die CO2-Konzentration im Oberflächen-Ozean ist - und wie schlimm sich der Klimawandel dort schon auswirkt."
Mehr Algen und Seegras, weniger Wale und Vögel fallen ihm unterwegs auf - dazu weit nach Norden getriebenes Eis von der Antarktis. Insgesamt komme ihm die Rolle der Ozeane als CO2-Speicher - je wärmer sie werden, desto weniger können sie speichern - bei der Debatte noch viel zu kurz.
Ein halbes Jahr lang wird Herrmann unterwegs sein - diesmal aber mit einer Crew und mit Pausen, in denen in Häfen am Boot gearbeitet werden und er den Rest seines Teams treffen kann. Die Strecke führt über 32.000 nautische Meilen und damit rund 60.000 km rund um die Welt.
Motivation durch Gespräche mit Greta Thunberg
In besonderer Mission war der gebürtige Oldenburger auch schon 2019 unterwegs, als er Klimaaktivistin Greta Thunberg zum UN-Klimagipfel in New York über den Atlantik segelte. "Vorher dachte ich im Hinblick auf den Klimawandel: 'Mein Gott, wir haben alle Schuld, alles ist schlecht, was kann man bloß tun?' Es klingt zunächst widersprüchlich, aber durch Greta sehe ich die Dinge optimistischer", sagte der 41-Jährige nun bei "Eurosport".
Die 19-jährige Schwedin habe vor drei Jahren "viele gute Ideen mit an Bord gebracht" und sie habe betont, dass es nicht die eine Lösung für das Problem gibt, sondern an vielen Stellen gleichzeitig angepackt werden kann und muss.
Es gelte allerdings, schnell Lösungen zu finden. Es sei ein Wettlauf mit der Zeit und im Vergleich zu einer Regatta das viel größere Wettrennen, betonte Herrmann.
Daten für die Wissenschaft - "Das ist unser Beitrag"
Seine Form des Segelsports könnte da Vorbild sein: "Wir setzen Hightech ein, um die Kräfte der Natur nachhaltig zu nutzen. Wind, Solarenergie, Propeller zur Stromgewinnung am Heck - unsere Botschaft ist es, positiv an ehrgeizigen Klimaschutz heranzugehen."
Und zu den Maschinen an Bord zählen auch jene, mit denen die Daten für die Wissenschaft gesammelt werden. Und Herrmann ist nicht der einzige, der dabei hilft. "Wir sind mehrere Segler, aber keiner von uns ist Wissenschaftler", erklärte Herrmann dem NDR. "Die Maschine sammelt die Daten automatisch. Aber wir versuchen natürlich einzugreifen, wenn da etwas nicht läuft." Durch seine Solo-Weltumsegelung, als seine Erkenntnisse zum Beispiel bereits ans Max-Planck-Institut in Hamburg übermittelt wurden, hat er damit bereits Erfahrungen gesammelt. "Ich glaube, diese Daten sind schon sehr nützlich und wichtig. Und das ist einfach unser Beitrag."