BBL-Saisonstart mit weltmeisterlichem Glanz und sechs Nordclubs
Knapp drei Wochen nach dem WM-Triumph der deutschen Basketballer startet die Bundesliga in ihre 58. Saison. Gleich sechs norddeutsche Teams sind dabei. Aufsteiger Rasta Vechta legt von diesem Sextett als erste Mannschaft los.
Mehr Glanz war vor dem Start in eine neue Saison der Basketball-Bundesliga (BBL) noch nie. Müsste eine passende Farbe zur neuen Spielzeit gewählt werden - es könnte nur Gold sein. Der WM-Triumph der deutschen Basketballer um den Braunschweiger Dennis Schröder (Toronto Raptors) strahlt auf den Titelkampf der 18 besten deutschen Vereinsmannschaften ab, bei dem durch den Aufstieg von Rasta Vechta jetzt ein Drittel aus Norddeutschland kommt.
Neben dem Erstliga-Rückkehrer aus Niedersachsen, der heute (18.30 Uhr) die Bamberg Baskets empfängt, sind dies die Baskets Oldenburg, Towers Hamburg, Rostock Seawolves, BG Göttingen und Braunschweig. Bei den Löwen ist Schröder, der Most Valuable Player (MVP) der WM, Hauptgesellschafter und wird am Freitag (18.30 Uhr) beim ersten Nordduell der Saison gegen Oldenburg mitsamt WM-Pokal zu Gast in der Halle sein.
WM-Triumph soll der BBL einen Schub geben
Aber nicht nur das Nord-Sextett, die gesamte Liga will vom WM-Rausch profitieren. "Jeder Club wird das für sich nutzen, dieses Momentum, definitiv", sagt BBL-Geschäftsführer Stefan Holz voller Überzeugung. Er dämpfte aber auch umgehend die Euphorie. Der Coup sorge sicher für Effekte, sei aber eher nicht "der totale game changer".
Dass dieser Aufschwung jetzt genutzt werden müsse, findet auch der Oldenburger Forward Alen Pjanic. "Ich hoffe, dass die Hallen ausverkauft sein werden. Basketball hat das verdient", sagte der 2,02-Meter-Mann dem NDR. "Was die Jungs bei der WM geschafft haben - das ist eine Leistung, die den deutschen Basketball für immer prägen wird. Jetzt liegt es an uns, Basketball in Deutschland bestmöglich zu repräsentieren und auch interessant zu machen."
FC Bayern der Topfavorit, Baskets mit Chancen
Am besten dürfte das durch eine packende Entscheidung um den Meistertitel gelingen. Top-Favorit ist der FC Bayern München, der in den vergangenen vier Spielzeiten den Gewinn der Trophäe stets verpasste, sich aber gut verstärkt hat. Neben den Bajuwaren, in deren Reihen drei Weltmeister (Andreas Obst, Isaac Bonga und Niels Giffey) stehen, räumen Experten Alba Berlin die besten Chancen ein. Das Team hat aber einige langjährige Leistungsträger verloren und muss sich nach einem Umbruch erst finden.
Ob Titelverteidiger Ulm wieder alle düpiert - fraglich, aber sicher nicht ausgeschlossen. In den Baskets Oldenburg zählt zumindest ein norddeutsches Team zum Kreis der Meisterschaftsanwärter.
Oldenburgs Pjanic: "Sind eine spritzige Truppe"
Pjanic hält sein Team für variabler als in der vergangenen Saison. "Wir haben mehr Schützen, sind jünger als vorige Saison und eine spritzige Truppe, wir müssen das halt nur noch zeigen", sagte der 26-Jährige. Er sieht fünf Teams als Anwärter auf die Meisterschaft: "Bayern, Berlin, Ulm, Bonn und wir - Teams, die monetär in der Lage sind, gute Spieler zu holen. Es geht darum: Wer kann am besten sein System spielen? Am Ende wollen wir es dann natürlich sein."
Rasta Vechta "der klare Underdog"
Joschka Ferner, Small Forward bei Rasta Vechta, schaut auf andere Regionen der Tabelle. "Wir sind der klare Underdog, das Ziel ist erst einmal Klassenerhalt. Aber wir sind relativ positiv, dass wir das schaffen können. Wir müssen begeistern, und dann sind die Fans auch wieder begeistert dabei und werden der sechste Mann sein."
Rasta-Headcoach Ty Harrelson geht ebenfalls optimistisch in die neue Saison: "Ich mag, wie wir als Team spielen, wie wir den Ball in der Offense laufen lassen und wie wir in der Defense kommunizieren. Es wird ein guter Stil von Team-Basketball sein, der hoffentlich spannend und schön anzusehen ist." In der ersten Runde des BBL-Pokals gelang das schon sehr gut. Vechta warf die Rostock Seawolves mit einem 84:76 aus dem Wettbewerb.
Rostock Seawolves müssen Pokal-Aus verdauen
Die Ostseestädter gehen folglich mit einer herben Enttäuschung in die Saison. "Die Niederlage ist sehr hart. Jetzt müssen wir uns davon erholen und zurückkommen", sagte Seawolves-Coach Christian Held, der nicht auf einen großen Stamm bauen kann, wie das noch im ersten Bundesliga-Jahr der Fall gewesen ist.
Die Leistungsträger Selom Mawugbe und JeQuan Lewis verließen den Club nach einem Jahr bereits wieder. Während der Vorbereitung zog sich dann auch Jordan Roland, einer der Profis aus dem Aufstiegsteam, eine Knieverletzung zu und fällt zwei bis drei Monate aus. Mit dem im Anschluss als Ersatz verpflichteten US-Amerikaner Matt Bradley stehen daher sechs neue Profis im Team. Rostock startet am Freitagabend bei den Merlin Crailsheim. Held: "Das wird unheimlich schwer."
Towers starten in Jubiläumssaison
Nicht minder herausfordernd ist die Aufgabe für die einmal mehr stark veränderte Mannschaft der Towers Hamburg am Freitag (20 Uhr) bei den Riesen Ludwigsburg. Gegen die Süddeutschen haben die Towers alle der bislang neun Duelle in der BBL und im Pokal verloren.
Aleksander Dziewa, Topscorer der ambitionierten Hamburger beim knappen 88:85-Pokalsieg bei den Dresden Titans, mahnte Verbesserungen an. "Für die Saison müssen wir es schaffen, konstanter zu sein. Wir werden uns ein ständiges Auf und Ab nicht erlauben können. Wir müssen durchgängig auf einem hohen Level agieren."
Die Hanseaten gehen in ihr fünftes Jahr in Folge in der BBL und peilen die Play-offs an. Marvin Willoughby kündigte zur Jubiläumssaison eine Party an: "Das wird an einem Spieltag ganz groß gefeiert." Welcher das sein wird, ließ der Geschäftsführer aber vorerst offen.
Göttingen international im Einsatz
Die BG Göttingen, für die es wie für Braunschweig, Rostock und Vechta erst einmal um den Klassenerhalt geht, ist wegen der Teilnahme an der Champions-League-Qualifikation im türkischen Belek in der Bundesliga erst am dritten Spieltag mit einem Heimspiel gegen Crailsheim im Einsatz. Die eigentlich für Freitag angesetzte BBL-Partie bei den Würzburg Baskets wurde abgesagt.
Viel Neues in der Saison nach dem WM-Triumph
Neben dem WM-Glanz gibt es einige Neuerungen in dieser Serie. Meister Ulm spielt international nur im zweitklassigen Eurocup, denn der nationale Titel berechtigt nicht automatisch für eine Teilnahme an der Euroleague. Zudem sind erstmals seit der Saison 2008/2009 wieder Zweitligisten im BBL-Pokal dabei.
Die Bundesliga begibt sich unterdessen auf die Spuren der nordamerikanischen Profiliga NBA und führt ein sogenanntes Play-in-Turnier ein. Nur die ersten sechs Teams sind sicher in der Endphase der Saison dabei, die Plätze sieben bis zehn kämpfen in drei Entscheidungsspielen um die zwei offenen Play-off-Plätze.