Alexander Zverev: Neustart bei den Australian Open 2023
Nach einer langen Verletzungspause will sich der Hamburger Tennis-Star Alexander Zverev zurück in die Weltspitze kämpfen. Die Ziele für das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne sind allerdings bescheiden.
Es gehörte in der Vergangenheit nicht unbedingt zu den Lieblingsaufgaben für Journalisten, Pressekonferenzen von Alexander Zverev zu besuchen. Häufig genug ließ die deutsche Nummer 1 die anwesenden Kolleginnen und Kollegen spüren, dass diese Termine für ihn eine lästige Pflichtaufgabe sind.
Dieses Mal, direkt vor den Australian Open 2023, ist das anders. Zverev wirkt zurückhaltend und fast gut gelaunt. Aber noch viel wichtiger: Er ist auskunftsfreudig. Die verletzungsbedingte Abwesenheit vom Tenniszirkus, könnte man hineininterpretieren, hat ihn zugänglicher gemacht.
"Hauptsache verletzungsfrei bleiben"
Das Thema der vergangenen Jahre, eigentlich vor jedem der vier großen Turniere, wann er denn sein erstes Grand-Turnier gewinne, ist diesmal keins. "Darauf können wir vielleicht später im Jahr zurückkommen", sagt der mittlerweile 25-jährige: "Jetzt geht es mir erstmal darum, verletzungsfrei zu bleiben und zu meinem Level zurückzufinden."
Bislang hat sich Zverev sehr schwergetan, dieses Niveau von vor siebeneinhalb Monaten wieder zu erreichen. Damals, im Halbfinale von Paris, hatte er alle Chancen, Rafael Nadal zu schlagen, sein erstes Major zu gewinnen und gleichzeitig die Nummer Eins der Welt zu werden. Aber dann knickte Zverev so heftig um, dass er sich alle drei Bänder im rechten Sprunggelenk riss. Nichts wurde es mit dem vorläufigen Höhepunkt der Karriere.
Zverev: "Ich brauche Zeit auf dem Platz"
Zu Beginn des Jahres 2023 waren die Ergebnisse nun eher ernüchternd. Bei seinem einzigen offiziellen Turnier-Start im United Cup verlor Zverev gegen den amerikanischen Top-Ten-Spieler Taylor Fritz und den Tschechen Jiri Lehecka, Nummer 78 der Welt, jeweils glatt in zwei Sätzen.
"Ich denke, die Bedingungen hier in Melbourne sind ganz andere als vor zwei Wochen in Sydney", macht Zverev sich selbst Mut. Aber ihm ist anzumerken, dass er keine großen Erwartungen an das erste Grand-Slam-Turnier des Jahres hat. "Wenn man sich gesundheitlich fit fühlt, braucht man Zeit auf dem Platz. Ich hoffe, sie hier zu bekommen."
Zum Auftakt gegen Qualifikant Varillas
Zverev wirkt sehr bescheiden, wenn er von seinen Zielen spricht. Und obwohl es die Auslosung, von außen und oberflächlich betrachtet, mit dem Auftakt am Dienstag gegen den Peruaner Juan Pablo Varillas sehr gut mit ihm meint, bewertet der Hamburger sie ganz anders.
"Natürlich habe ich auf die Auslosung geschaut. Zuerst spiele ich gegen einen Qualifikanten. Der hat hier aber schon dreimal gewonnen. Dann käme der Belgier Goffin. Gegen den habe ich ein paar Mal hintereinander verloren." Weiter mag er erst gar nicht denken.
Ein mögliches Viertelfinale gegen den an zwei gesetzten Norweger Caspar Ruud wäre in früheren Jahren der Fixpunkt gewesen. Dieses Mal ist das eher ein unerreichbarer Traum für Zverev.
Verletzung möglicherweise eine Chance?
Während nebenan Australiens streitbarer Tennis-Held Nick Kygios den großen Pressekonferenz-Raum füllt und über seine Ambitionen in diesem Jahr spricht, ist Zverev mit nur neun deutschen Journalisten in beinahe familiärem Kreis. Auch ein Unterschied zu früheren Jahren, als er als einer der Super-Stars herumgereicht wurde. Zverev merkt, wie schnell sich die Zeiten im Profisport ändern können.
Angst vor neuen Verletzungen habe er nicht, sagt der auf Platz 13 der Weltrangliste abgerutschte Deutsche. Aber in fast allen Antworten schwingt die Unsicherheit nach der langen Verletzungspause mit.
Das bescheidene Ziel ist es, "zurück in Form zu gelangen, die Matches zu genießen und diese Matches so gut zu spielen, wie ich kann." Ungewohnte Worte für einen, dessen überbordendes Selbstbewusstsein in der Vergangenheit manchmal auch hinderlich gewesen ist. Vielleicht tut Alexander Zverev die neue Bescheidenheit ja sogar gut auf dem Weg zurück in die Weltspitze.