Sprinter Owen Ansah posiert im T-Shirt des deutschen Olympia-Teams © picture alliance / Team Deutschland

9,99-Sekunden-Mann Ansah: Ist er schnell genug fürs Olympia-Finale?

Stand: 02.08.2024 12:02 Uhr

HSV-Sprinter Owen Ansah hat bei den Olympischen Spielen in Paris viel vor. Bis ins Finale soll es über die 100 m gehen. Der Hamburger, der den deutschen Rekord hält, glaubt an sich, muss sich aber auch steigern, um seinen Traum wahr werden zu lassen.

"Wenn alles super läuft, habe ich drei Runden: Vorlauf, Halbfinale, Finale", sagt Ansah selbstbewusst vor dem Start der Olympia-Vorläufe über 100 m am Sonnabend: "Ich denke auf jeden Fall, dass ich noch mal etwas schneller laufen kann und ich habe auch Lust, noch einmal schneller zu laufen." Doch deutscher Rekord hin oder her: "Mit 9,99 reißt man international nichts", weiß sein Trainer Sebastian Bayer.

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Der Sprinter Owen Ansah vom Hamburger SV gewinnt mit Deutschem Rekord die Deutsche Meisterschaft über 100 Meter. © IMAGO / Beautiful Sports

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Gleich 31 Sprinter sind in diesem Jahr wie der Athlet vom Hamburger SV unter der 10-Sekunden-Marke geblieben. Die Statistik des Weltverbands World Athletics zeigt: Die 9,99 Sekunden, die Ansah Ende Juni bei den Deutschen Meisterschaften in Braunschweig gelaufen ist, bedeuten in der Weltjahresbestenliste Jahr gerade einmal den geteilten 52. Rang. In einem Punkt stimmt Bayer seinem Schützling aber zu: "Ich glaube auch, dass 9,99 noch nicht das Ende ist."

Ansah will sich mit den Schnellsten der Welt messen

Wichtig dafür ist Ansah sein Ritual vor Rennen: eine schöne Pizza mit ordentlich Thunfisch drauf. Ohne geht es nicht. Da würde er auch für die größte Show bei den Olympischen Spielen, als die das 100-m-Finale der Männer gemeinhin gilt, keine Ausnahme machen.

Und natürlich muss es das Ziel des 23-Jährigen sein, sich mit Weltmeister Noah Lyles aus den USA, dem Weltjahresschnellsten Kishane Thompson (Jamaika) und all den anderen Supersprintern zu messen.

"Er hat nach seiner Verletzung in diesem Jahr noch nicht viele Rennen gemacht. Das spricht dafür, dass es noch schneller gehen kann." Ansahs Entdecker und Ex-Trainer Timo Knoth

Die Hoffnungen, dass noch (viel) mehr in Ansah steckt, sind wohl begründet. Denn eigentlich war mit dieser Leistungsexplosion gar nicht zu rechnen, hatte er wegen eines Schambeinödems und einem Fußbruch doch nahezu die komplette Saison 2023 verpasst. Ansah musste sich in Geduld üben, sich in der Reha zurückkämpfen, wieder langsam an die Belastungen herantasten. Erst spät im Frühjahr begann das Tempo-Training.

Ansah über Rassismus: "Dürfen sich über meine Leistungen ärgern"

Ausgerechnet seine Leidenszeit nutzte Ansah dazu, sein Leben umzukrempeln. Mehr Professionalität, Neuausrichtigung des Fokus. Der Leidgeplagte kam mit einem neuen Push zurück - und suchte sich eine spezielle Form der Motivation auf der Jagd nach dem deutschen Rekord: Für sein Auto-Kennzeichen besorgte er sich eine "9", damit er "jeden Tag da drauf" guckt, wie Ansah im ZDF sagte.

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Sprinter Owen Ansah vom Hamburger SV auf der Jahnkampfbahn © Witters

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Selbst aus den rassistischen Anfeindungen nach seinem Rekordlauf von Braunschweig zieht er Kraft. "Solche Kommentare spornen mich in jedem Fall an, genauso weiterzumachen. Sie zeigen, dass ich auf dem richtigen Weg bin", betonte er im NDR Interview. Im Gespräch mit der "Sport Bild" fügte er hinzu: "Ich weiß selber, dass ich Deutscher bin. Da muss man gar nicht diskutieren. Solche rassistischen Kommentare geben mir sogar noch mehr Power, weil ich es diesen Leuten zeigen möchte. Die dürfen sich gern über meine Leistungen ärgern."

Halbfinale im Einzel, Endlauf mit der Staffel?

Sportschau-Experte Frank Busemann traut Ansah in Paris zu, seine Leistungen aus Braunschweig zu bestätigen: "Im Konzert der Poser und Posauner muss man locker bleiben. Wenn das einer kann, dann der im Kopf klar und gut aufgestellte Ansah", schrieb der ehemalige Zehnkämpfer in seinem "Olympia-Orakel Sprint" für sportschau.de, er glaubt aber nicht daran, dass es für den Endlauf reicht: "Das Halbfinale ist sein Finale."

Aber vielleicht muss er auch gar nicht allein für die Verwirklichung des großen Final-Traumes sorgen. Denn da ist ja auch noch die Staffel. Mit dabei neben 200-m-Experte Joshua Hartmann, der die 100 m schon in 10,06 Sekunden gelaufen ist, auch Ansahs HSV-Teamkollege Lucas Ansah-Peprah. Der verpasste den deutschen Rekord zuletzt - nach Nominierungsschluss - in 10,00 Sekunden denkbar knapp. Doch für die Staffel erscheint vieles möglich.

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Sprinter Lucas Ansah-Peprah © IMAGO / Beautiful Sports

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Dieses Thema im Programm:

Sportschau | 03.08.2024 | 10:35 Uhr

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