"Ey, du Lutscher!" - Frings' kantige Karriere
Nach dem WM-Turnier sorgt Joachim Löw als Nachfolger von Bundestrainer Jürgen Klinsmann für neuen Wind im deutschen Fußball. Löw fordert und fördert Kreativität, Spielfreude und schnellen Angriffsfußball. Spielertypen wie Frings, die eher für den sicheren Querpass stehen, fürs Kämpfen und Beißen sowie das Zerstören der gegnerischen Spielidee, sind zunehmend weniger gefragt. Kritik an seinem Führungsstil duldet Löw nicht. Und so beginnt nach der EM 2008 der Abstieg von Frings aus der Nationalelf. Im Oktober 2008 wird er von Löw in der WM-Qualifikation zwei Mal nicht in der Startelf berücksichtigt - die Folge ist eine öffentliche Diskussion über den Umgang Löws mit verdienten Spielern. Frings wirft Löw mangelnden Respekt vor: "Was mich aufregt, ist die Art und Weise, wie man das mit mir gemacht hat, wie man mit mir umgesprungen ist. So etwas geht einfach nicht." Zwar entschuldigt sich der Mittelfeldspieler später und hofft weiter auf die Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2010, doch am 11. Februar 2009 beim 0:1 gegen Norwegen bestreitet der Bremer sein letztes Länderspiel für Deutschland.
Aussortiert in Bremen
Bei Werder hingegen läuft es zunächst weiter gut: Die Grün-Weißen gewinnen 2009 den DFB-Pokal und erreichen das Finale des UEFA-Cups (1:2 n.V. gegen Donezk). Frings wird Kapitän der Bremer Mannschaft. Doch zwei Jahre später wird der 34-Jährige auch in Bremen Opfer des notwendigen Umbruchs. Werder verpasst nach vielen Jahren erstmals wieder das internationale Geschäft, Topverdiener wie Frings passen nicht mehr ins Gehaltsgefüge des Clubs. Die sportliche Leitung verlängert den auslaufenden Vertrag nicht. Am 14. Mai 2011 bestreitet Frings in Kaiserslautern (2:3) sein letztes von 402 Bundesligaspielen und erzielt in der Partie auch sein letztes von 49 Bundesligatoren.
Karriereende in Kanada
Für zwei Jahre wechselt Frings in die nordamerikanische Profiliga Major League Soccer (MLS) zum FC Toronto. Für die Kanadier bestreitet er 33 Spiele (zwei Tore) und gibt am 26. Februar 2013 sein Karriereende bekannt. Aber auch das geschieht nicht ganz freiwillig: Nach einer Hüftoperation verläuft der Heilungsprozess nicht wie gewünscht, der 36-Jährige will seinem Körper und auch dem Club eine langwierige Reha nicht mehr antun. So endet eine große Fußballer-Karriere im fernen Kanada fast unbemerkt von der deutschen Öffentlichkeit.
Der "Lutscher" ist jetzt Trainer
Frings will Trainer werden und Werder gibt ihm die Möglichkeit dazu. Zur Saison 2013/14 wird er Co-Trainer von Viktor Skripnik bei der zweiten Mannschaft der Bremer. Als Robin Dutt im Herbst 2014 bei den Profis entlassen und Skripnik sein Nachfolger als Cheftrainer wird, kommt auch Frings zurück in die Bundesliga. Neben seiner Aufgabe als Co-Trainer seines einstigen Mitspielers büffelt Frings in Köln für seinen Trainerschein, den er am 31. März 2015 bekommt. Seither steht der "Lutscher" mit Lizenz am Spielfeldrand. Das erste Engagement als Cheftrainer ergattert Frings gleich in der Bundesliga. Ende 2016 schenkt ihm Abstiegskandidat Darmstadt 98 das Vertrauen.
- Teil 1: Schneller Aufstieg: Aachen, Bremen, Nationalelf
- Teil 2: Schleichender Abstieg: Löw-Disput,Werder-Abschied, Kanada