Andreas Dittmer: Schnellster Indianer der Welt
Tausende Kilometer ist Andreas Dittmer während seiner aktiven Karriere gepaddelt, bei Wind und Wetter. Die Qual hat sich gelohnt: Mehr als 30 WM-Medaillen hat der Neubrandenburger geholt. Zwischen 2000 und 2004 blieb Dittmer fast vier Jahre in Folge in großen Rennen ungeschlagen.
"Ohne Wasser geht es nicht", sagt Andreas Dittmer. Wann immer sich für den Banker die Gelegenheit ergibt, aus dem Anzug und in ein Kanu zu steigen, dann tut er das auch. Am liebsten paddelt er auf dem Tiefwarensee oder auf der Müritz mitten in der Mecklenburger Seenplatte. In Waren hat sich der mehrfache Weltmeister und Olympiasieger schon vor Jahren ein Haus gebaut. Wenn die Zeit fürs Training knapp ist, tut es aber auch der Tegeler See, denn der Job hat den einst "schnellsten Indianer der Welt" von Neubrandenburg nach Berlin verschlagen.
Nahtloser Übergang ins Berufsleben
So zielstrebig und erfolgreich wie der dreimalige Kanu-Olympiasieger und achtmalige Weltmeister seinen Sport betrieben hat, so hat er auch seinen Plan von der Karriere nach der Karriere verfolgt. Nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bildete er sich zum Sparkassenbetriebswirt weiter. Beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) ist er als Projektleiter nun mitverantwortlich für die Sportförderung des Bankhauses. Für Dittmer macht es keinen großen Unterschied, ob er bei der Sportabzeichentour den Nachwuchs für 100-m-Lauf, Schlagballweitwurf und Weitsprung begeistert oder bei Olympia in London im Deutschen Haus den DSGV repräsentiert. "Ich hatte das Glück, einen nahtlosen Übergang von der sportlichen in die berufliche Laufbahn zu finden und kann sogar weiter für den Sport arbeiten. Darüber bin ich sehr glücklich", erzählt Dittmer im Interview mit NDR.de.
Zum Abschluss in Peking geht er leer aus
Seit seinem Abschied nach den Olympischen Spielen 2008 in Peking sind ein paar Jahre vergangen, doch Dittmer - drahtig wie eh und je - verspürt noch immer ein Kribbeln, wenn er nur in die Nähe von Sportanlagen kommt. Nach 25 sehr klar strukturierten Jahren im Hochleistungssport sei eine andere Regelmäßigkeit in sein Leben eingekehrt. "Die Geschwindigkeit, in der man als Sportler unterwegs ist, gerade auch was das Erreichen von Zielen angeht, hat sich doch etwas verlangsamt. Aber trotzdem habe ich den Optimismus und die Zielorientiertheit, die ich als Athlet hatte, nicht verloren", sagt er. Sein Karriereende verlief ganz sicher nicht so, wie er sich das ausgemalt hatte. Nach fünf Olympia-Medaillen fischte der Canadier-Fahrer bei seinen vierten und letzten Spielen in Peking mit inzwischen 36 Jahren kein Edelmetall mehr aus dem Wasser. Im Einer-Canadier über 1.000 Meter wurde er Achter, Vorletzter. Über 500 Meter erreichte er nicht einmal den Endlauf. Heute sieht er die Enttäuschung nüchtern: "Ich hatte mich auf meinen Abschied aus dem aktiven Leistungssport schon zwei Jahre vorbereitet und wusste, dass Peking mein letztes Rennen wird. Insofern habe ich relativ schnell abgeschlossen."
- Teil 1: "Ohne Wasser geht es nicht"
- Teil 2: Mit 30 WM-Medaillen der erfolgreichste Canadier-Fahrer