Hannovers Kult-Coach Werner Biskup gestorben
Tiefe Trauer beim Fußball-Bundesligisten Hannover 96: Kult-Trainer Werner Biskup ist im Alter von 72 Jahren gestorben. Der ehemalige Bundesliga-Profi verstarb in einem Krankenhaus in Quakenbrück. Die Niedersachsen trainierte Biskup zwischen 1983 und 1985 und rettete die Mannschaft zunächst vor dem Zweitliga-Abstieg, um zwei Jahre später den sensationellen Aufstieg in die Bundesliga zu schaffen. Als Profi absolvierte Biskup unter anderem zwischen 1966 und 1972 für Fortuna Düsseldorf und den 1. FC Köln 140 Bundesligaspiele und zählte vorübergehend sogar zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft. In seiner Laufbahn hatte Biskup mit Alkoholproblemen zu kämpfen, die ihn auch bei 96 ein längeres Engagement verbauten. Ein Porträt:
Unrühmlicher Abschied des Aufstiegshelden
Werner Biskup ist an diesem kühlen Abend des 19. November 1985 nicht Herr seiner Sinne. Das Auswärtsspiel seiner Bundesliga-Fußballer von Hannover 96 bei Eintracht Frankfurt verfolgt der Trainer von Beginn an torkelnd und schimpfend an der Außenlinie. Nach nur 19 Minuten wird der Coach von Referee Anton Matheis (Rodalben), dessen Entscheidungen er mehrfach unsachlich kommentiert hatte, auf die Tribüne verwiesen. Als Biskup später stark angetrunken auf der Pressekonferenz erscheint und den 3:1-Erfolg seiner Mannschaft lallend zusammenfasst, ist das Maß für die Clubverantwortlichen voll. Sie können und wollen die Augen vor der Alkoholkrankheit ihres Trainers nicht weiter verschließen. Zwei Tage später entlassen sie schweren Herzens den Mann, der knapp sechs Monate zuvor nach dem sensationellen Aufstieg Hannovers noch frenetisch gefeiert wurde. 96 wird die erste und letzte Bundesliga-Station des gebürtigen Bottropers bleiben. Im Anschluss bestimmt die Sucht für viele Jahre sein Leben. "Eigentlich hatte er das Zeug, viele viele Jahre erfolgreich im Profigeschäft zu arbeiten", resümierte Biskups früherer Spieler Franz Gerber später, "aber leider hat ihn der Alkohol rausgekegelt." In Hannover genießt Werner Biskup trotz seines unrühmlichen Abschieds und vieler Negativschlagzeilen, die er später schrieb, Heldenstatus.
Erfolgreiche Profizeit in Düsseldorf und Köln
Der am 26. April 1942 in Bottrop geborene Biskup heuert im Oktober 1984 nach Trainerstationen beim RFC Lüttich, Preußen Münster, dem VfL Osnabrück und Bayer Uerdingen bei 96 an. Der Verein steht vor dem Sturz in die Drittklassigkeit und wird von großen finanziellen Problemen geplagt. Es ist genau die richtige Aufgabe für den Sohn eines Bergmanns, der zwischen 1966 und 1972 für Fortuna Düsseldorf und Köln in 140 Bundesligaspielen seine Knochen hingehalten und sich sogar in den erweiterten Kreis der Nationalmannschaft gegrätscht hatte. Biskup krempelt die Ärmel hoch und rettet das völlig verunsicherte Team vor dem Abstieg. Schon der Klassenerhalt ist ein kleines Wunder. Was folgt, gleicht einem Märchen.
Aufstieg mit Team von Namenlosen
Vor der Serie 1984/1985 steht Hannover trotz des Ligaverbleibs vor einem Scherbenhaufen. Etliche Leistungsträger haben die "Roten" verlassen, Geld für adäquaten Ersatz steht nicht zur Verfügung. Biskup hätte die Flucht ergreifen und auf lukrativere Angebote warten können. Er hat sich schließlich als "Retter" einen Namen gemacht. Doch der Ex-Profi lässt sich auf das Himmelfahrtskommando ein. "Wir haben einen Zirkel genommen und um das damalige Niedersachsenstadion als Mittelpunkt einen Kreis mit 50 Kilometer Durchmesser gezogen und uns gefragt: Wo sind da Vereine, wo sind Spieler, die uns helfen können?", erinnert sich der Trainer. Die Mammutaufgabe, eine kostengünstige und doch konkurrenzfähige Mannschaft zusammenzustellen, gelingt. Mit bis dato nur lokal bekannten Akteuren wie Mathias Kulmey oder Maximilian Heidenreich sowie Routinier Gerber und modernem Offensiv-Fußball stürmt 96 in die Bundesliga. Am Ende belegt der vor Saisonbeginn allerorts als Abstiegskandidat gehandelte Verein punktgleich mit Zweitliga-Meister 1. FC Nürnberg Rang zwei. "Das ist der glücklichste Tag in meinem Leben seit der Geburt meiner Kinder", sagt der tief berührte Coach.
- Teil 1: Erfolgreiche Profizeit in Düsseldorf und Köln
- Teil 2: "Ich habe keine Lehren angenommen"