"Kein Anspruch auf Meisterschaft": THW Kiel ernüchtert nach Magdeburg-Pleite
Der THW Kiel ist mit einer Heimniederlage in die Rest-Saison der Handball-Bundesliga gestartet. Gegen den SC Magdeburg verloren die "Zebras" am Mittwochabend mit 26:33 (13:15) und können den Meistertitel abhaken. Auch die Champions-League-Qualifikation wird schwer für die Schleswig-Holsteiner.
Acht Zähler Rückstand hat der Meister aus Kiel in der Tabelle auf Spitzenreiter SCM, ebensoviele Minuspunkte sind es auf den Tabellenzweiten Füchse Berlin, der heute allerdings das Top-Duell mit Verfolger SG Flensburg-Handewitt vor der Brust hat.
"Wenn man sieht, welche Spiele wir zu Hause schon verloren haben, dann hat man keinen Anspruch auf die Meisterschaft." THW-Profi Patrick Wiencek
Auf vage Rechenspiele und den Blick nach oben hatte Patrick Wiencek nach der Magdeburg- Pleite auch keine Lust. "Wenn man sieht, welche Spiele wir zu Hause schon verloren haben, dann hat man keinen Anspruch auf die Meisterschaft", sagte der THW-Kreisläufer und wischte die ohnehin kaum noch vorhandenen Gedanken an eine erfolgreiche Titelverteidigung in der Handball-Bundesliga endgültig beiseite: "Wir sind zu schwankend in unserer Leistung."
Die Heimniederlage gegen Magdeburg war bereits die sechste Pleite in der laufenden HBL-Saison, drei davon vor eigenem Publikum. "Das ist sehr ernüchternd", so Wiencek.
Dahmke: "Der zweite Platz wird auch schwer"
Auch die erneute Qualifikation für die Königsklasse dürfte für den THW nicht leicht werden. "Der zweite Platz wird schwer, da muss man nicht groß fantasieren, wir dürfen uns fast gar keine Fehler mehr erlauben und müssen echt hoffen, dass einige Ausrutscher noch passieren", ordnete Nationalspieler Rune Dahmke ein. Mit Magdeburg, prognostizierte der Linksaußen, habe man wahrscheinlich gegen den kommenden Meister gespielt: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie es am Ende machen."
Magdeburg war mit dem Rückenwind aus dem erfolgreichen Pokalduell mit den Rhein-Neckar Löwen an die Förde gereist, die Kieler hatten 29 Tage kein Ligaspiel mehr bestritten. Entsprechend flüssiger wirkte das Spiel des Tabellenführers, dem der THW lediglich Kampf und Leidenschaft entgegenzusetzen hatte. Zudem hatte Magdeburg in Keeper Nikola Portner einen bärenstarken Rückhalt - der Sieg war völlig verdient. Bester Werfer der Partie waren Magdeburgs Tim Hornke mit neun Treffern und Kiels Niclas Ekberg mit sieben Toren.
Offener Schlagabtausch, Rot für Duvnjak
Beide Mannschaften lieferten sich von Beginn an ein packendes, intensives Spitzenspiel. Die Magdeburger 1:0-Führung konterten die Kieler mit drei Treffern zu einem 3:1 (3.). Doch die Gäste wurden von Minute zu Minute stärker und zeigten im Angriff eine brutale Effizienz. Ein 7:1-Lauf des SCM machte aus einem 2:4-Rückstand ein 9:5 (13.). THW-Coach Filip Jicha nahm seine erste Auszeit und wechselte den Keeper, Europameister Samir Bellahcene hatte bis dahin kaum eine Hand an den Ball bekommen.
Doch auch danach lief beim Rekordmeister, der schon früh mit dem siebten Feldspieler agierte, zunächst wenig zusammen. Magdeburg baute die Führung auf sieben Treffer aus - auch, weil SCM-Keeper Portner einige Paraden zeigte (23./14:7). Ein gehaltener Siebenmeter von Kiels Tomas Mrkva brachte dann die Wende - der THW bäumte sich auf und kam mit einem 5:0-Lauf wieder auf 12:14 heran (29.). Sogar die (berechtigte) Rote Karte für Domagoj Duvnjak (27.) steckten die "Zebras" dabei weg.
THW kämpft, SCM aber unbeeindruckt
Unmittelbar nach Wiederbeginn hatte Hendrik Pekeler die große Möglichkeit zum Anschlusstreffer, scheiterte jedoch zentral freistehend am Magdeburger Torhüter. Statt 14:15 stand es fünf Minuten später 13:18 (35.). Aber die Hausherren stemmten sich gegen die Niederlage, kamen bis auf drei Treffer heran (42./18:21). Doch der Tabellenführer blieb davon unbeindruckt, spielte weiter ruhig und abgeklärt im Stile einer Spitzenmannschaft und brachte den verdienten Sieg nach Hause.