THW Kiel gegen SG Flensburg-Handewitt: "Jede Kleinigkeit noch wichtiger"
Am Sonntag steigt das Landesderby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt. Es ist die 111. Auflage des Handball-Klassikers. Das Schnapszahl-Jubiläum verspricht aber keine allzu große Glückseligkeit - dafür sorgt alleine schon die Tabellensituation in der Bundesliga. Der NDR überträgt live.
Beide Teams dürfen sich angesichts eines Rückstands von drei (Flensburg) und vier Minuspunkten (Kiel) auf Spitzenreiter MT Melsungen eigentlich keinen weiteren Ausrutscher erlauben.
Zwei Dinge sind somit vor der Partie in Kiel am Sonntag (14 Uhr, im Livestream auf ndr.de und im NDR Fernsehen) klar: Das ohnehin brisante Duell bekommt nochmal eine Extra-Prise Spannung. Und: Der Verlierer muss den Kontakt zur Spitze erst einmal abreißen lassen.
Letztes Heimderby für Kiels Duvnjak?
Die Landesrivalen haben vor der Begegnung ähnliche Voraussetzungen, denn beide hinken in der Bundesliga bislang hinter den eigenen Erwartungen zurück. Beide mussten in der vergangenen Woche fast alle ihre Spieler für Nationalteams abstellen. Und sie waren schon am Mittwoch im Achtelfinale des DHB-Pokals voll gefordert.
Die Flensburger behaupteten sich klar bei der TSV Hannover-Burgdorf (33:26), die Kieler rangen den deutschen Meister SC Magdeburg hauchdünn mit 29:28 nieder. Danach feierten Mannschaft und Fans. "Oh, wie ist das schön", erklang in der Arena. "Dieser Verein ist immer hungrig auf Titel", sagte Domagoj Duvnjak in dieser euphorischen Stimmung. Für den THW-Leitwolf ist es vielleicht das letzte Heimderby. Sein Vertrag läuft zum Ende der Saison aus.
"Für dieses Spiel braucht es nicht viel, um 16 Mann auf 120 zu bringen, und jede Kleinigkeit ist noch etwas wichtiger als sonst." SG-Spielmacher Jim Gottfridsson
Für Jim Gottfridsson auf der anderen Seite ist es - vorausgesetzt es gibt kein unerwartetes Wiedersehen in der European League - am Sonntag das letzte Mal, dass er im Flensburger Mannschaftsbus mit Kurs auf Kiel sitzen wird. "Deshalb bin ich nicht traurig", sagt der Spielmacher, der im Sommer zum ungarischen Klub SC Szeged wechseln wird.
Gottfridsson: "Ich gewinne sehr gern in Kiel"
Mit einem entschlossenen Lächeln ergänzt er. "Ich gewinne sehr gern in Kiel. Für dieses Spiel braucht es nicht viel, um 16 Mann auf 120 zu bringen, und jede Kleinigkeit ist noch etwas wichtiger als sonst." Im März war der Schwede einer der Leistungsträger beim 33:26-Auswärtssieg an der anderen Förde. Kein typisches Ergebnis, denn in den letzten 40 Jahren konnten die Flensburger nur acht Mal in Kiel gewinnen.
THW-Coach Jicha: Brauchen "unsere beste Saison-Heimleistung"
Beim THW versucht man, den zweiten Saisonsieg gegen Magdeburg - in der Bundesliga gab es beim 29:24 zwei Auswärtspunkte - für einen positiven Schwung zu nutzen. Am Mittwochabend sagte THW-Trainer Filip Jicha: "In vier Tagen gibt es noch ein geileres Spiel, in dem wir wieder mit Energie und mentaler Stärke unsere beste Saison-Heimleistung zeigen müssen."
An der fehlenden Konstanz hatten die "Zebras" allerdings zuletzt Wochen zu knabbern, was die bereits sechs angehäuften Minuszähler in der Bundesliga verdeutlichen. Keine Frage: Der Erfolgsdruck ist da.
Flensburg hat alle Mann an Bord
Bei den Flensburgern sieht es aber nicht anders aus. "Wenn man bereits fünf Miese hat, ist jedes Spiel wichtig, dann darf man sich nicht mehr viel erlauben", sagt SG-Trainer Nicolej Krickau. Er hat wahrscheinlich alle 15 Profis an Bord.
Kapitän Johannes Golla musste zwar die Länderspielwoche wegen muskulärer Probleme vorzeitig abbrechen, konnte aber schon in Hannover wieder mitwirken. Bei den "Zebras" fehlt wohl nur der Langzeitverletzte Harald Reinkind (Achillessehne).