Kiel gegen Magdeburg: THW bangt nach WM-Lotterie um Duvnjak
Der THW Kiel empfängt am Sonnabend den SC Magdeburg zum Re-Start der Handball-Bundesliga. Im Top-Spiel könnten die "Zebras" den Meister distanzieren und den Druck auf Spitzenreiter Melsungen erhöhen. Sie bangen aber um ihren angeschlagenen Kapitän Domagoj Duvnjak.
Während Kroatiens WM-Held Duvnjak mit der Silbermedaille um den Hals von Hunderten Fans in Zagreb gefeiert wurde, blickte so manch einer in Kiel wohl schon sorgenvoll voraus. Denn nur sechs Tage nach dem Finale der Weltmeisterschaft geht die gnadenlose Terminhatz für die Handballer in der Bundesliga weiter. Für den THW ist der drohende Duvnjak-Ausfall eine Hiobsbotschaft.
"Ich gehe schon davon aus, dass er uns mehrere Wochen fehlen wird", sagte Geschäftsführer Viktor Szilágy über den 36 Jahre alten Kroaten, der sich während der WM eine Wadenverletzung zugezogen hatte und im Endspiel gegen Dänemrak schon nur noch sporadisch eingesetzt worden war. Für die Schleswig-Holsteiner ist das ein herber Rückschlag so kurz vor dem Liga-Neustart, zu dem der Rekordmeister den SCM am Sonnabend (20.30 Uhr) zum Kracher-Duell empfängt.
Beide Teams mischen auf aussichtsreichen Positionen im Sechskampf um die Meisterschaft mit, ebenso wie Spitzenreiter MT Melsungen, die Füchse Berlin, die TSV Hannover-Burgdorf und die SG Flensburg-Handewitt - inwiefern sich die WM darauf auswirkt, bleibt abzuwarten.
"Er war ein absoluter Anführer, der die Mannschaft mitgezogen hat, eine unheimlich zentrale Figur. Wenn er ausfällt, ist das natürlich fatal." THW-Geschäftsführer Viktor Szilágyi
Leichter dürfte es für den Tabellendritten aus Kiel jedoch nicht geworden sein, auch wenn eine genaue Diagnose bei Duvnjak noch aussteht. Jeder habe sehen können, welche Bedeutung der Rückraumspieler für den deutschen Rekordmeister vor der WM gehabt habe, erklärte Szilágyi: "Er war ein absoluter Anführer, der die Mannschaft mitgezogen hat, eine unheimlich zentrale Figur. Wenn er ausfällt, ist das natürlich fatal." Es gelte, "als Mannschaft nun enger zusammenzurücken".
Man müsse "bei einer Vielzahl von Nationalspielern im Kader wie beim THW Kiel leider immer davon ausgehen, dass etwas passieren könnte", sagte Szilágyi: "Leider ist es nun auch so gekommen. Es ist ein bisschen wie eine Lotterie."
Szilágyi: "Wundertüte", wie Spieler aus WM zurückkommen
Insgesamt sei die Verfassung der Spieler nach so einem Turnier "eine Wundertüte", erklärte der THW-Geschäftsführer. Zur immer wieder viel diskutierten physischen Belastung komme auch die mentale hinzu: "Es gilt, sich nun innerhalb kürzester Zeit in eine Verfassung zu bringen, in der man Bundesligaspiele bestreiten kann."
Die kurze Pause nach solch einem Großereignis sei "nichts Neues", sagte HBL-Geschäftsführer Frank Bohmann, "deshalb sind meine Sorgen dieses Mal nicht größer oder kleiner als sonst. Es liegt nun an den Verantwortlichen in den jeweiligen Vereinen, den Einsatz der stark belasteten Spieler gut zu dosieren. Kadermanagement ist da ein wichtiges Stichwort."
Das weiß man auch in Kiel. "Wir müssen alle zusammen daran arbeiten, die Spielern mit hoher Belastung schnell wieder in Form zu bringen", betonte Szilágyi - "und das im Idealfall auch besser als unsere Konkurrenten machen". Einen Anfang machten die "Zebras" am Mittwochabend mit einem Testspiel bei der HSG Wagrien in Oldenburg/Holstein, bei dem auch die zuletzt verletzten Harald Reinkind und Hendrik Pekeler zumindest kurz zum Einsatz kamen. Wie Duvnjak fehlte hingegen Nikola Bilyk beim klaren 46:20 (23:12) im Team von Trainer Filip Jicha.
Erstes Spiel für den SCM nach Anschlag in Magdeburg
Für Gegner Magdeburg ist die Begegnung am Sonnabend nicht nur aufgrund der sportlichen Brisanz besonders. Der SCM hat seit dem 15. Dezember keine Partie mehr bestritten, weil aufgrund des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt am 20. Dezember die beiden geplanten Spiele gegen Eisenach und Erlangen verschoben worden waren.
"Ich bezweifle, dass man da jemals drüber wegkommt", sagte SC-Trainer Bennet Wiegert unter der Woche. "Es wird uns das ganze Leben irgendwie begleiten." Mit und in der Mannschaft sei darüber gesprochen worden. "Wir sind in der Aufarbeitung jetzt so weit, dass ich uns in der Lage sehe, wieder Handball zu spielen", sagte der 43-Jährige. Man müsse mit der Mannschaft so arbeiten, dass man es verarbeitet bekommt. "Aber abhaken kann man das nie."