Kiels Rune Dahmke beugt sich über den verletzt am Boden liegenden Jim Gottfridsson. © IMAGO / Eibner

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt: Derby um Prestige und Punkte

Stand: 23.04.2023 14:00 Uhr

Der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt treffen im 108. Landesderby aufeinander. Selten waren die Voraussetzungen gegensätzlicher, unter denen die beiden Teams in das Duell der Handball-Bundesliga gehen.

Während die Gäste aus Flensburg die jüngsten Negativ-Erlebnisse wie das Halbfinal-Aus im DHB-Pokal sowie das verpasste Final Four "to Hus" in der European League verdauen müssen, konnte sich der THW in aller Ruhe auf den Klassiker (14.05 Uhr, live im TV und hier bei NDR.de) vorbereiten.

Die "Zebras" waren seit dem umkämpften Remis gegen den SC Magdeburg am Ostersonntag spielfrei. Das Final Four um den DHB-Pokal fand ohne den Titelverteidiger statt, in der Bundesliga und in der Champions League waren keine Partien angesetzt.

Brisante Tabellenkonstellation

Eine gute Gelegenheit, einige Tage zu pausieren, andere Themen als Handball in den Vordergrund zu rücken und an der Athletik zu feilen, ehe seit Dienstag das Derby zunehmend in den Fokus rückte. "Ein Sieg ist wichtig. Wir wollen in Sachen Meisterschaft weiter alles selbst in der Hand haben", erklärte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi dem NDR. "Wir wollen uns diese zwei eminent wichtigen Punkte holen, um weiter oben zu stehen", unterstrich Keeper Thomas Mrkva.

"Formkurve oder Tabellensituation spielen bei einem Derby nie eine Rolle." THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi

Die Kieler führen die Bundesliga mit 41:9 Punkten an - dicht gefolgt von den Füchsen Berlin (41:9), dem SC Magdeburg (41:11) und der SG Flensburg-Handewitt (39:11). Eine Konstellation, die viel Spannung verspricht - und sich mit dem Landesderby gravierend verändern kann.

THW will Hinrunden-Debakel vergessen machen

"Man wird sehen, was die beiden jüngsten Niederlagen mit der SG gemacht haben", sagte Szilagyi und warnte: "In der Bundesliga haben sie sich durch großartige Leistungen diese Situation erspielt, um nicht nur um die Champions-League-Plätze, sondern auch um die Meisterschaft mitzuspielen." Herausragend waren die Flensburger nicht zuletzt in der Hinrunde, als sie Kiel mit einem 36:23-Kantersieg aus der Halle fegten.

Diese Pleite will der THW unbedingt vergessen machen. "Da haben wir noch eine Rechnung offen und wollen jetzt unbedingt zwei Punkte holen", sagte Mrkva, der sein erstes Heimderby erlebt. Zum letzten Mal gegen Flensburg im THW-Gehäuse steht Niklas Landin. "Es geht um viel mehr als nur eine Revanche", meinte der Weltklassekeeper, der im Sommer ins dänische Aalborg wechseln wird.

Flensburger Euphorie verflogen

Der Flensburger Derby-Festakt am vierten Advent vergangenen Jahres war die Initialzündung für eine wettbewerbsübergreifende Erfolgsserie von 21 Spielen ohne Niederlage. Vor wenigen Wochen orakelte SG-Trainer Maik Machulla: "Ende April kann es schon etwas traurig sein oder es gibt noch mehr Euphorie."

VIDEO: Krise bei der SG Flensburg-Handewitt (3 Min)

Die Euphorie ist erst einmal verflogen, zwei Titelchancen hat Flensburg weggeworfen. Und wie sieht es mit der Meisterschaft aus? "Wir haben eigentlich noch gute Möglichkeiten, aber nach so einem Spiel wie gegen Granollers sollten wir keine Gedanken darüber verschwenden", gab sich Machulla eher pessimistisch. Nach dem Ausscheiden im Europapokal hat der 46-Jährige versucht, in Einzelgesprächen seine Spieler wieder aufzubauen: "Das Gute ist, dass wir noch ein Ziel haben." Bei einer Niederlage in Kiel wäre aber wohl auch der dritte Flensburger Titeltraum geplatzt.

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SG-Coach Machulla: "Ungemütliche Tage"

Der Trainerstuhl dürfte dann wackeln, auch wenn Machulla einen Vertrag bis 2026 besitzt und der hohe Norden nicht für übereilte Personalentscheidungen bekannt ist. "Solche Dinge muss man in Ruhe bewerten", sagte SG-Geschäftsführer Holger Glandorf dem "Flensburger Tageblatt". Das Meisterrennen sei zudem noch lange nicht entschieden: "Wir sehen, wie viel Musik in der Liga ist. Wir werden unser Bestes geben und kämpfen bis zum Schluss", betonte Glandorf im NDR Interview: "Ein Derbysieg kann sehr viel Selbstvertrauen freisetzen."

"Das ist das Spiel der Spiele, um das uns ganz Handball-Europa beneidet." SG-Trainer Maik Machulla

Torwart Kevin Möller beschwor den Teamgeist: "Wir stehen in guten wie in schlechten Zeiten zusammen, man spricht nicht von ungefähr von der SG-Familie."

Gelingt der SG ein Comeback wie 2018?

Manch einer mag sich an eine nicht weniger knifflige Derby-Vorbereitung vor fünf Jahren erinnern. Ende April 2018 mussten die Flensburger eine 18:29-Pleite in Montpellier verdauen, siegten dann aber völlig überraschend mit 29:25 in Kiel und starteten eine Aufholjagd, die mit der Meisterschaft gekrönt wurde.

Seinerzeit lagen zwischen Absturz und Comeback allerdings elf Tage, jetzt haben die Flensburger gerade einmal fünf Tage Zeit, um die Köpfe wieder hoch zu bekommen. Die Kieler, die von den bislang 107 Derbys 64 gewannen, wollen bei diesem Unterfangen sicherlich nicht die hilfsbereiten Nachbarn sein.

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Ein Handball liegt im Tornetz. © picture-alliance Foto: Frank Hoermann / Sven Simon

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Sportclub | 23.04.2023 | 14:05 Uhr

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