THW Kiel: Aufsichtsratschef hält an "Zielsetzung Meisterschaft" fest
Marc Weinstock ist als Aufsichtsratschef des THW Kiel wiedergewählt worden. Das Vertrauen in die eigene Stärke ist beim Handball-Rekordmeister nach wie vor groß. An der Zielsetzung "Meisterschaft und Champions League" wird nichts geändert, verriet Weinstock im exklusiven NDR Interview.
"Es ist zu früh zu sagen, wir spielen nur noch um Platz drei. Die Ziele Meisterschaft und Champions League sollten wir schon noch beibehalten", sagte Weinstock dem NDR.
Während sich der THW Kiel mit einem Handball-Fest gegen die TSV Hannover-Burgdorf (34:20) bereits in die Weihnachts- und EM-Pause verabschiedet hat, geht es bei fast allen Bundesligisten heute noch mal rund. Sechs Minuspunkte liegen die Schleswig-Holsteiner aktuell hinter dem Führungsduo Magdeburg und Berlin. Und auch Landesrivale Flensburg steht vor den "Zebras".
Zudem berichtete Weinstock von einer intensiven Diskussion bei der jüngsten Gesellschafter-Versammlung des Handball-Rekordmeisters: "Die Stimmung war nicht angespannt. Wir haben gemerkt, dass die Gesellschafter und großen Partner volles Vertrauen in unsere Arbeit haben."
Ex-Profi Ahlm neuer Stellvertreter von Weinstock
So kann der Aufsichtsrat dann auch nahezu unverändert weiterarbeiten. Neuer Stellvertreter Weinstocks ist Ex-Profi Marcus Ahlm. Olaf Berner ist als Vertreter des Stammvereins THW Kiel e.V. genauso weiter dabei wie Jens Binek. Das neue Gesicht ist Enke Koberg von der Förde Sparkasse.
Weinstock: "Haben gezeigt, dass wir jeden schlagen können"
Das Vertrauen der Partner bezieht laut Aufsichtsratschef explizit auch Trainer Filip Jicha und Geschäftsführer Viktor Szilagyi mit ein. Wenngleich mit dem bisherigen Abschneiden niemand zufrieden sein könne. "Aber man muss natürlich auch sehen, dass wir auf entscheidenden Positionen die Mannschaft umgebildet haben", sagte Weinstock mit Blick auf die Abgänge der Weltklassespieler Niklas Landin und Sander Sagosen. Wichtig sei allerdings gewesen, dass das Jicha-Team gezeigt habe, "dass es jede Mannschaft schlagen kann".
Seine Champions-League-Vorrundengruppe A führt Kiel nach zehn Spielen an. Besonders die Siege gegen Vorjahresfinalist Kielce und bei Paris St. Germain waren eindrucksvoll. Das Problem insgesamt war die lange fehlende Konstanz. Anders als in den vergangenen Jahren ist dem Club die Selbstverständlichkeit abhandengekommen, fast schon eine Gewissheit, dass nahezu jeder Rückstand mit einer starken zweiten Hälfte noch aufgeholt werden kann. "Das waren wir so nicht gewohnt und hat uns auch ein bisschen überrascht", so Weinstock, für den das auch eine Frage des Selbstvertrauens ist.
Das jedoch ist in den vergangenen Wochen Stück für Stück gewachsen. Das 18:27 gegen Aalborg Mitte November war der absolute Tiefpunkt. Seitdem hat der THW aber kein Pflichtspiel mehr verloren. Zuletzt gab es sogar sieben Siege hintereinander.
"Wir können nicht mehr wie früher auf jeder Position absolute Weltklasse verpflichten." THW-Aufsichtsratschef Marc Weinstock
"Wir können nicht mehr wie früher auf jeder Position absolute Weltklasse verpflichten", erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende. Es müssen also auch mal Spieler in Kiel zu Weltklasse-Spielern werden. Erst recht, wenn der THW wie in der Saison 2018/2019 im kommenden Jahr wieder ohne Champions-League-Einnahmen auskommen müsste. Damals hat der Club laut Weinstock rund eine Million Euro Verlust gemacht. Solange nicht klar sei, wohin die Reise geht, würde nun zweigleisig geplant.
Wird Holstein Kiel zum stadtinternen Großkonkurrenten?
Haupteinnahmequelle sind die Zuschauer. Der THW hat in diesem Bereich mit seinen meist mehr als 10.000 Fans in der Halle einen Faustpfand. Weinstock und seine Mitstreiter sind jedoch immer auf der Suche nach neuen Partnern. Den Aufschwung bei den Fußballern von Holstein Kiel, die als Herbstmeister gute Chancen auf den ersten Bundesliga-Aufstieg haben, betrachtet Weinstock nicht mit Sorge. Viele Unternehmen würden sich ohnehin bei beiden Clubs engagieren. Und der THW suche nach überregionalen Firmen, "die sich mit dem Handball-Sport identifizieren und die bewusst nicht in den Fußball gehen".
Klettert der THW noch "ein, zwei oder drei Plätze"?
Noch hat der THW Kiel in dieser Saison aber selbst vieles in der Hand. Entscheidend wird sein, wie die Clubs aus der EM-Pause kommen. Die Schleswig-Holsteiner können sich am 31. Januar in Gummersbach sozusagen warmspielen. Eine Woche später gastiert nämlich Meisterschaftsfavorit SC Magdeburg an der Förde.
Die "Zebras" werden das Duell selbstbewusst angehen. "Ich würde mir wünschen, dass wir im neuen Jahr noch ein, zwei oder drei Plätze nach oben klettern", sagte Weinstock. Drei Plätze sind es bis zur Tabellenführung. "Es ist ja die Vorweihnachtszeit und da darf man sich auch mal was wünschen."