SG Flensburg-Handewitt - Enttäuschung verarbeiten, Final Four erreichen
Nur zwei Tage nach der Pokal-Endrunde steht für die SG Flensburg-Handewitt heute das nächste wichtige Spiel an: Im Europacup-Viertelfinale will die SG Granollers ausschalten und das Final Four erreichen.
Eine Medaille haben sie gewonnen, die Handballer der SG Flensburg-Handewitt: Doch statt den DHB-Pokal und Gold zu holen, mussten sich die Nordlichter mit Bronze beim Final Four in Köln begnügen. Zumindest endete das Wochenende mit einem Sieg. "Das war mental sehr wichtig", sagte Torwart Kevin Möller: "Denn wir stehen nun vor zwei Endspielen."
Bevor am Sonntag das 108. Landesderby gegen den THW Kiel wichtige Antworten in der Meisterfrage geben kann, dürfen die Flensburger gegen den spanischen Vertreter BM Granollers nicht verlieren, um in das Final Four der European League einzuziehen. Das Hinspiel hatte die SG mit 31:30 gewonnen. Anwurf ist heute um 20.45 Uhr, nur zwei Tage nach dem Pokal-Event am Rhein.
Klare Pleite gegen die Löwen ein Schock
Trotz des versöhnlichen Abschlusses in Köln: Die Nordlichter müssen einen Schock verdauen. Seit Anfang Dezember, seit wettbewerbsübergreifend 21 Spielen, hatten sie nicht mehr verloren. Und dann waren sie ausgerechnet im Halbfinale um den DHB-Pokal chancenlos gegen die zuvor schwächelnden Rhein-Neckar Löwen. Die 31:38-Pleite wirkte in vielen Phasen blutleer.
"Wir bekamen keinen Zugriff in unserer Deckung", rätselte SG-Kapitän Johannes Golla: "Wir reisten mit großen Träumen an, doch jetzt sind wir ziemlich am Boden." Waren die Flensburger ein Opfer der eigenen, enorm großen Erwartungen geworden? "Da warten wir fünf Jahre auf dieses Spiel, und dann zeigen wir so eine schwache Leistung", so der frustrierte Keeper Benjamin Buric.
Konflikt mit den eigenen Fans
In die Enttäuschung mischte sich ein Konflikt mit einer kleinen Fan-Gruppe, deren Mitglieder mit Gesten symbolisierten, dass die Handballer aus dem hohen Norden ohne Herz und Einsatz gespielt hätten. "Einige Spieler kamen wütend in die Kabine, weil sie sich nicht richtig wertgeschätzt fühlten", berichtete SG-Trainer Maik Machulla in der Pressekonferenz. "Wenn Einzelne meinen Spielern vorwerfen, nicht alles zu tun und dass sie Herz und Leidenschaft für diesen Verein zeigen sollten, dann macht mich das wütend. Das ist unfassbar respektlos."
Enger Terminplan für die SG
Aufgrund des sportlichen Ausgangs blieb offen, wie eine Flensburger Pokal-Sause angesichts der engen Termindichte ausgefallen wäre. Doch auch so geht es fast ohne Vorbereitung in die internationale Aufgabe am Dienstag. "Gerne hätten wir nun zwei oder drei freie Tage, aber wir Spieler werden leider nicht gefragt", sagte Möller: "Wir können es nicht ändern und müssen das Beste daraus machen."
Die SG-Offiziellen hätten die Partie gegen Granollers gerne etwas nach hinten geschoben. "Wir haben es probiert, aber aus Wien hieß es ganz schnell: Spieltag ist Dienstag", teilte Geschäftsführer Holger Glandorf mit. Interessant: Die Endrunde um den DHB-Pokal war in der ersten Rahmenplanung für diese Saison ursprünglich für das erste April-Wochenende vorgesehen, wurde dann aber wegen einer Konzertserie von Popstar Helene Fischer auf den für die Flensburger so misslichen Termin verlegt.
Eher unpassend war auch die Ansetzung einer Begegnung um den dritten Platz, auch wenn diese mit einer Aufstockung der Prämie um 30.000 auf 120.000 Euro sowie dem direkten Einzug ins Achtelfinale des nächsten DHB-Pokals lockte.
Erfolg gegen Lemgo sorgt für Optimismus
Für die Flensburger konnte es nur darum gehen, die angeknackste Mentalität auf Vordermann zu bringen. Das gelang mit dem 28:23-Erfolg über Lemgo. "Wir wollten das Tempo hochhalten und unser Konzept durchziehen, an das wir glauben", erklärte Rückraumakteur Lasse Möller und grinste: "Wir haben den Kopf wieder oben." Maik Machulla beobachtete mit Erleichterung: "Meine Jungs fliegen nicht mit leeren Händen, sondern mit einer Medaille nach Hause - und sie haben wieder ein Lächeln im Gesicht."
Der Coach rotierte viel, verteilte die Belastung und scheint bis auf Anton Lindskog (Rückenbeschwerden) für die Aufgabe gegen BM Granollers alle Mann an Bord zu haben. Der spanische Vizemeister bietet neben dem 39 Jahre alten Halblinken Antonio Garcia hauptsächlich südamerikanische Profis und einige Talente auf und sorgte mit dem 30:25-Erfolg beim dänischen Vertreter Skanderborg-Aarhus im Achtelfinale für Furore.
Final Four in eigener Halle ist das Ziel
Den Flensburgern würde ein Unentschieden genügen, einen Ausrutscher wollen sie unbedingt verhindern. Denn der Europäische Handballverband EHF hat das Finalturnier für Ende Mai bereits an die deutsch-dänische Grenze vergeben. "Es wäre ja sehr unglücklich, wenn in Flensburg das Final Four der European League ausgerichtet wird, aber die SG selbst nicht dabei wäre", meinte Kevin Möller.