Ruhe vor dem EM-Auftakt: Landluft soll DHB-Handballer beflügeln
Deutschlands Handballer mussten am Neujahrsmorgen erst mal die Suchmaschine anwerfen. In Brunsbüttel, der beschaulichen und rund 12.500 Einwohner zählenden Industrie- und Hafenstadt am Nord-Ostsee-Kanal versammelte Alfred Gislason im Laufe des Montags seine 18 Auserwählte.
In der Abgeschiedenheit Schleswig-Holsteins will der Bundestrainer seinem Team den Feinschliff für die Heim-EM verpassen, die Landluft soll Kapitän Johannes Golla und seine Mitspieler für die Medaillen-Jagd beflügeln.
Der "richtige Rahmen" für die Vorbereitung
"Es ist sehr schön, hier hat man seine Ruhe. Das Hotel sieht auf den ersten Blick sehr schön aus, die Trainingsbedingungen sind super. Und darum geht es ja auch, dass wir uns hier sehr wohlfühlen", sagte der Flensburger Golla und fügte an: "Wenn das Turnier losgeht, kommen wir in die großen Städte und werden viel Trubel erleben. Von daher ist es der richtige Rahmen, um uns vorzubereiten."
DHB-Sportvorstand Axel Kromer betonte, dass man "bewusst etwas Ruhigeres gewählt" habe: "Wir wollten nicht in ein Stadtzentrum, wo immer Action ist, sondern etwas Ländliches. Dort können wir uns konzentriert auf das Turnier vorbereiten."
Kastening: "EM-Euphorie ist schon zu spüren"
Nach der individuellen Anreise per Flugzeug, Auto oder Bahn bis 17 Uhr stand für die Nationalspieler am Abend des Neujahrstages noch ein erstes gemeinsames Training auf dem Programm. "Ich verspreche mir sehr viel von der Vorbereitung. Es ist extrem wichtig, dass wir diese Tage optimal nutzen", sagte Rechtsaußen Timo Kastening von der MT Melsungen.
Sein Vorfreude-Level? "Ich brenne. Das kann ich auf jeden Fall sagen." Die EM-Euphorie sei schon seit Wochen in den Bundesliga-Hallen zu spüren. "Ich habe richtig, richtig Lust", so der Linkshänder, der einst für die TSV Hannover-Burgdorf auflief.
In Flensburg und Kiel gegen Portugal
Höhepunkte der finalen Lehrgangsetappe sind zwei Härtetests gegen Portugal. Das erste Aufeinandertreffen mit den Portugiesen steigt am Donnerstag (16 Uhr) in Flensburg, die Turnier-Generalprobe am Sonnabend (18 Uhr/beide live im Ersten) in Kiel.
Experimente, das betonte Gislason, werde es keine mehr geben: "Wir wollen diese Spiele natürlich gewinnen. Genauso wie das EM-Eröffnungsspiel." Das findet am 10. Januar im Düsseldorfer Fußballstadion vor mehr als 50.000 Fans gegen die Schweiz statt.
Knorr: "Medaille wäre ein Traum"
Kastening und die anderen reisten am Montag mit großem Gepäck gen Brunsbüttel, nach Hause geht es vor dem EM-Auftakt nicht mehr. Im Optimalfall bleibt das DHB-Team sogar für vier Wochen bis zum 28. Januar zusammen - dem Tag, an dem in Köln die Medaillen vergeben werden.
"Natürlich wäre eine Medaille der Traum von jedem von uns. Bei so einem Heimturnier kann immer etwas Besonderes passieren, getragen von den Massen in den hoffentlich ausverkauften Hallen", sagte Spielmacher Juri Knorr der "Süddeutschen Zeitung". In erster Linie sollte es aber "darum gehen, eine Begeisterung zu wecken, auch bei denen, die vielleicht nicht so häufig Handball schauen. Wenn die Leute am Ende sagen, die Jungs machen Spaß, mit denen kann man sich identifizieren, dann wäre das schon ein toller Erfolg."
Genau davon sind sie beim Verband überzeugt. "Wir wissen von den Weltmeisterschaften 2007 und 2019, was für eine Mega-Euphorie das Publikum ins Land trägt", sagte Kromer: "Wir freuen uns auf die Wochen, in denen der Handball besonders im Fokus stehen wird." Zunächst genießen die deutschen Handballer aber die Ruhe vor dem Sturm. In Brunsbüttel.